Liebe Godelind, nicht nur dir raucht da der Kopf ggg
Lieber Poetry, ich denke, es ist ein wirklich sehr komplexes Thema, dass ich ja nur ansatzweise ausführen kann. Ich selbst muß auch achten, dass mir dabei der Faden - vor lauter kurzhalten - nicht entschwindet.
Lieber Alef, ja diese Auflistung der Apokryphen im Vergleich zum N.T. ist wirklich extrem hilfreich. Ich bin froh über diesen Fundus, denn sonst wären die Recherchen noch zeitaufwendiger. Allein schon die Auswertung von Qumrantexten ist extrem zeitintensiv und ich sitze ja nun schon einige Jahre an diesem Material.
Zu deinem zweiten Satz: Es ist auch für mich erstaunlich, was für Steigerungsformen stattgefunden haben - bis hin zur heilsnotwendigen Liturgie in Kirchen. Schaut man sich jedoch anderseits so manche Kulte der Antike an, so ist es auch wieder so, dass das Frühchristentum (um 100 n. Chr.) in seiner Theologie relativ einfach gestrickt war. Erst mit dem Werden als öffentlich anerkannte Religion (ab ca. 250 n. Chr.) und in dessen Folge der Integration anderer Kultformen änderte sich dies dann auch rituell ganz massiv. Besonders schnell und drastisch war diese Entwicklung, als das Christentum Staatskult wurde. Besonders hier kann man die Einflüsse sehr gut historisch nachvollziehen.
Die Geschichte des Frühchristentums ist wirklich hoch interessant, denn von kaum einer Religion der Antike / Spätantike gibt es so viel überliefertes schriftliches Material, dass uns erlaubt sich doch ein relativ gutes Bild über diese Entwicklungsgeschichte zu machen. Ganz besonders spannend ist natürlich, dass heute schriftliche jüdische Quellen zur Verfügung stehen, die ganz besonders intensiv einen Einblick in die Anfänge dieser innerjüdischen Gemeinschaft bis hin zum Werden des Frühchristentums erlauben. Wohl hat der Talmud und anderes jüdisches Schriftgut selbst schon viel Licht auf diese innerjüdische Gemeinschaft geworfen, doch erst durch Qumran kann man sich wirklich den Ansichten und mehr noch dem Zeitgeist inklusive der damaligen Sprachwelt zuwenden und so manches Licht hinter den Vorhang der Religionsgeschichte werfen.
Zumindest und dies kann man heute klar und deutlich belegen, ist das ursprüngliche Lehrgut Jesu deutlich antiessenisch geprägt gewesen und in ihnen dürfte er wohl die härtesten Gegner gefunden haben, denn fast 80% seiner Scheltreden bezieht sich ausschließlich auf essenisches Lehrgut. Und dies mag nicht verwundern, war doch die Galil ihr Haupteinzugsgebiet und Missionsfeld und die Essener hatten insbesondere durch den Schutz und das Wohlwollen des Herodes und auch so mancher Römer einen hohen gesellschaftlichen Rang erreicht, der selbst Sadduzäer zur Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber dieser Gemeinschaft mahnte. Die Pharisäer und Zeloten hatten sicher den schlechten Stand bei dieser Gruppe, was uns so manche Texte aus Qumran mehr als deutlich aufzeigen. Es verwundert mich nicht, dass Herodes genau diesen Jesus fangen lassen wollte und die Begründung mag weniger in dessen Sympathie zu seinem Freund Jochanan gestanden haben, als vielmehr in seiner Kritik an den Drahtziehern für dessen Tod. Darüber hinaus mag es auch nicht verwundern, dass Jesu Familie ihm über lange Zeit feindlich gesinnt war. Die Ursache dafür finden wir in der Galil, der einstigen Hochburg der Essener.
Absalom
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