Ergebnis 1 bis 10 von 117

Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    Lieber Alef und Poetry und liebes Fischi, danke für euren Zuspruch.

    Sicher, Alef, da steckt schon sehr viel – jahrelange Arbeit dahinter, denn wir reden hier nicht nur von einer Schrift, sondern vom einem riesigen Schriftkomplex und der dazugehörigen Epoche. Ich bemühe mich, gut nachvollziehbar, kurz und bündig Anhaltspunkte und nur besonders markante Punkte anzuführen, um einen kleinen Einblick in die Thematik zu öffnen.

    Gerne werde ich Qumrantextstellen gleichwertigen Textstellen aus dem N.T. gegenüber stellen, um die geistige Verwandtschaft noch deutlicher herauszustellen. Allerdings bedarf dies doch eines erheblichen Aufwandes und wird dann Themenbezogen gestaltet sein.
    Ebenso werde ich im Anhang, für Interessierte, eine sehr umfangreiche Literaturliste erstellen.

    So nun aber gut…

    Absalom

  2. #2
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard

    Ich habe heute etwas im Internet rumgestöbert, vielleicht passt das ja auch ein ganz klein wenig dazu:


    Hananiah Nothos

    Eine Handschriftenrolle hat die Namen von einigen Mitgliedern der Qumran-Gemeinschaft bewahrt. Diese ist die einzige der sechshundert nicht-biblischen Rollen, die solcherart Daten enthält.


    Er (Hananiah Nothos) ist mürrisch heute. Gestern war er vom Aufseher zurechtgewiesen worden, und die Zurechtweisung wurde sogar schriftlich vermerkt. -

    Und so war es geschehen: ein paar Tage zuvor hatte ein Reisender im Palmen-Hain kurz Halt gemacht. Er war ein Essener aus der kleinen Gemeinde von Enot Qaneh, etwa fünf Fußweg- Stunden südlich von Secacah.
    Er erzählte eine schockierende Geschichte: Herodes Antipas hatte Johannes den Täufer enthaupten lassen. Der Mord hatte auf Machaerus stattgefunden, einer Palast-Festung jenseits des Toten Meeres, gegenüber Enot Qaneh. Die Neuigkeiten wurden von Seeleuten mit herübergebracht, welche Weizen von Moab nach Judaea transportierten.

    Der Name des Johannes war den Leuten von Secacah vertraut. Als ein junger Mann hatte er "sich verpflichtet", mit anderen Worten, er wollte der Gemeinde beitreten, und er nahm den Status eines Aufnahme-Ersuchenden an. Aber fast zwei Jahre nachdem er beitreten wollte, kurz bevor er als Vollmitglied zugelassen wurde, entschied er sich um. Das war ein seltenes Vorkommnis: viel mehr Beitrittswillige wurden zurückgewiesen, als daß sie ihre Meinung änderten, besonders in einer solch späten Stufe.

    Die Gemeinschaft sah es als ernste Beleidigung an, denn Johannes hatte einen Schwur auf sich genommen, den Regeln der Gruppe zu gehorchen, als er als Beitrittskandidat angenommen wurde. Von Zeit zu Zeit erreichte Secacah ein Munkeln - in dieser isolierten Gemeinschaft waren Nachrichten von der Außenwelt äußerst selten - über Massen, die ihm folgten, und über die Taufe, die er zur Vergebung von Sünden eingeführt hätte. Die Leute an diesem Ort blieben jedoch dem Johannes gegenüber in einer Weise feindselig, wie überall Überläufer verabscheut werden.



    http://www.tfba.org/day-in-the-life.html



    Alef
    Geändert von anonym002 (01.04.2010 um 17:31 Uhr)

  3. #3

    Standard

    Danke Alef!

  4. #4

    Standard

    Die Prädestinationslehre bei Essenern und bei Paulus und Johannes

    Die Prädestinationslehre der Essener ist eigentlich denkbar einfach. Der weltberühmte Religionswissenschaftler und Qumran - Schriftenforscher David Flusser fasste es in folgenden Worten zusammen: „Von Gott der Erkenntnis kommt alles Sein und Geschehen. Ehe sie sind, hat er ihren Plan festgesetzt. Und wenn sie da sind zu ihrer Bestimmung, so erfüllen sie nach seinem herrlichen Plan ihr Werk und keine Änderung gibt es.“ ( in Anlehnung an 1QS 3/15 * Entdeckungen im N.T. Bd. 2)
    Der Qumrantext 1 QH 4, 38 (vgl. auch 15/ 14 – 21) führt dazu weiter aus: Denn du (Gott) hast den Gerechten und den Gottlosen erschaffen.

    Diese beiden exemplarischen Textstellen beziehen sich auf ein und denselben Sachverhalt. Es ist die Vorherbestimmung von allen Dingen. Von Guten und Bösen. Aus dieser Sichtweise versteht der Essener seine Welt, in die er von Gott als Auserwählter und Heiliger gestellt wird. Da, wie schon ausgeführt, die Essener glaubten, dass ein Satan seinen Herrschaftsbereich hier auf Erden hat, erklärt sich von selbst, dass die Essener der vorherbestimmte Gegenpol zu dieser Schattenmacht sind.

    Als Heilige und Auserwählte Gottes sind die Essener das wahre Volk Gottes, die Gottes Worte richtig versteht und anwenden können. Sie sind von Urzeiten für diesen priesterlichen Dienst vorherbestimmt. Zeichen und Wunder gehen einher mit dieser Vorherbestimmung, wie uns 1 QH 4/32 bestätigt: „Damit die Menschenkinder alle seine (Gottes) Werke erkennen in der Kraft und Stärke und in der Fülle seines Erbarmens über alle Söhne seines Wohlgefallens. Und: Durch dein Wunderbares Geheimnis hast du deine Macht an mir sichtbar werden lassen, wunderbar zu handeln vor vielen um deiner Ehre willen und kundzutun deine Machttaten allen Lebendigen“ (1 QH 4/28).

    Nun fehlt noch die andere Seite, die Nichterwählten und Vorherbestimmten. Hier werden die Qumrantexte ebenso deutlich: „Die Gottlosen hast du geschaffen für (die Zeit) deines Zornes, und vom Mutterleib an hast du sie geweiht für den Schlachttag. Du hast sie bestimmt, um an ihnen große Gerichte zu vollziehen, damit alle erkennen deine Herrlichkeit und deine große Kraft (1 QH 15/17+19).

    Spätestens hier kommen wir ganz automatisch an Paulus nicht mehr vorbei, wenn wir uns nur beispielhaft Römer 9/22 (etc) anschauen. Hier zeigt sich die gleiche Substanz der theologischen Anschauungen, die im krassen Gegensatz zu Jesu Lehrgut stehen. Gerade die Worte Jesu über die Himmelsreichverschließer sind ein deutlicher Widerspruch zu diesem Lehrgut – siehe auch das Gleichnis vom Reichen Jüngling. Die Überzeugung Jesu, dass Gott ein Rechtschaffender Gott ist, bekommt letztlich in dieser Prädestinationslehre keinen Raum mehr.

    Doch auch das Johannesschriftgut entbehrt nicht dieses essenischen Ansatzes. Hierzu eine kleine textliche Gegenüberstellung: Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; deswegen hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. (Joh. 8/47) und Denn du (Gott) hast den Gerechten und den Gottlosen erschaffen. …. (über die Gottlosen): Und deine Wahrheit verabscheut ihre Seele und nicht haben sie Wohlgefallen an allem, was du gesprochen hast und sie erwählen sich dass was du hasst. Du hast sie dazu bestimmt, um an ihnen großes Gericht zu vollziehen… (QH 4 / 38 + QH 15 / 18 – 19) Faktisch heißt dies nichts anderes, weil sie nicht aus Gott sind, können sie auch nicht Gottes Worte hören. Man könnte die Liste mit ähnlichen Vergleichsstellen noch weiter führen, doch diese kleinen Beispiele mögen zeigen, wie nahe sich hier die theologischen Ansätze stehen.
    Noch klarer und ebenso wörtlich kommt der Erwählungsgedanke im Begriff Gnade zur Geltung. Hier sind sich Qumran und die hellenistische Christengemeinschaft sogar in der Wortwahl gleichwertig. Die Bedeutung, Erwählten oder Gottes Erwählte sind im selben theologischen begrifflichen Kontext der Prädestinationslehre verankert. Ganz besonders bei Paulus wird dies deutlich. Paulus nimmt für sich in Anspruch, dass er bereits vom Mutterleib an erwählt und durch Gottes Gnade berufen sei (Gal. 1/15). Diese Selbstaussage entspricht haargenau den Selbstaussagen der Essener: Nur du (Gott) hast den Gerechten geschaffen und ihm vom Mutterleib an für die Zeit des Wohlgefallens bestimmt, damit er in deinem Bund bewahrt werde. (1 QH 15/ 14 -15) … vom Mutterleib an hast du mir Gnade erwiesen… (1 QH 9/ 29 – 31)
    Dieses Selbstverständnis der Prädestination vom Mutterleib an und aus der Gnade Gottes ist geradezu ein fester Bestandteil Paulinescher und Johannischer Theologie und fest verankert im Philonischen Logosmythos (Johannesev. 1/ 1- 14). Denn auch da geht es um nichts anderes als um eine Form der Prädestinationslehre. Spätestens hier treffen wir auf altägyptische Vorstellungswelten, die im Hellenismus eine regelrechte Widergeburt erlebten.

    Die vorherbestimmten Erwählten/ Berufenen (z. B. Römer 8/ 30) sind gleich wie in Qumran Gottes Erwählte und Berufene, die aus der Hand des Fürsten der Finsternis entrissen sind durch Gottes Gnade (Kol 1 / 12 -13; Eph. 2/ 1 – 8; etc) Hierzu im Vergleich Qumran: Welche Gott erwählt hat, denen hat er sie zu ewigen Besitz gegeben, und Anteil hat er ihnen gegeben am Los der Heiligen, und mit den Söhnen des Himmels hat er ihre Versammlung verbunden zu einem Rat der Gemeinschaft. ( 1QS 11/ 7 – 8)


    Fortsetzung folgt….
    Geändert von absalom (01.04.2010 um 18:45 Uhr)

  5. #5
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard

    Sehr interessant ...

    Kleine Zwischenfrage: Was ist genau die „Sota“? Und wann wurde die geschrieben?

    Edit: Talmud, haben das ja selber auch :-)



    Sota 22a, 27; Herr der Welt, du hast den Gan Eden erschaffen u. du hast den Gehinnom erschaffen; du hast die Gerechten erschaffen und du hast die Gottlosen erschaffen: möge es wohlgefällig sein vor dir (d. h. möge es dein Wille sein), daß die Menschenkinder nicht durch mich zu Falle kommen.


    Es ist hier fast der gleiche Wortlaut. Nur verstehe ich es hier nicht so, wie bei deinem Artikel, nicht dass Er gerechte erschaffen hat und Ungerechte als Prädestination, sondern dass der Ewige einfach der Schöpfer aller ist, da ja auch vom Fallen die Rede ist.



    Alef
    Geändert von anonym002 (01.04.2010 um 19:49 Uhr)

  6. #6
    outiouti Gast

    Standard

    wer sich gegen den Geist wendet ist unwiederbringlich verloren .......

    so siehts aus .....
    da nutzt auch das ganze



    nichts mehr





    mfg

  7. #7

    Standard

    Zitat Zitat von outiouti Beitrag anzeigen
    wer sich gegen den Geist wendet ist unwiederbringlich verloren .......

    so siehts aus .....
    da nutzt auch das ganze



    nichts mehr





    mfg

    Outiouti,
    was sollen denn solche Bemerkungen??????

  8. #8

    Standard

    Zitat Zitat von Alef Beitrag anzeigen
    Sehr interessant ...

    Kleine Zwischenfrage: Was ist genau die „Sota“? Und wann wurde die geschrieben?

    Edit: Talmud, haben das ja selber auch :-)



    Sota 22a, 27; Herr der Welt, du hast den Gan Eden erschaffen u. du hast den Gehinnom erschaffen; du hast die Gerechten erschaffen und du hast die Gottlosen erschaffen: möge es wohlgefällig sein vor dir (d. h. möge es dein Wille sein), daß die Menschenkinder nicht durch mich zu Falle kommen.


    Es ist hier fast der gleiche Wortlaut. Nur verstehe ich es hier nicht so, wie bei deinem Artikel, nicht dass Er gerechte erschaffen hat und Ungerechte als Prädestination, sondern dass der Ewige einfach der Schöpfer aller ist, da ja auch vom Fallen die Rede ist.



    Alef
    Lieber Alef,

    hier einmal ein Link zum Thema Sota

    http://de.wikipedia.org/wiki/Sota_(Mischnatraktat)

    Zum Thema Prädestination. Der Unterschied ist, dass die Einen (Essener) sagen es gibt eine Vorherbestimmung für Gute und Böse (Erwählung) und die Anderen (Rabbinen und auch Jesus) richtiger Weise sagen, Gott schuf gute Menschen, die sich allerdings auch zum Bösen hinwenden können. Das ist der Unterschied.

    „Die Gottlosen hast du geschaffen für (die Zeit) deines Zornes, und vom Mutterleib an hast du sie geweiht für den Schlachttag. Du hast sie bestimmt, um an ihnen große Gerichte zu vollziehen, damit alle erkennen deine Herrlichkeit und deine große Kraft (1 QH 15/17+19). Nun der Gegensatz: Nur du (Gott) hast den Gerechten geschaffen und ihm vom Mutterleib an für die Zeit des Wohlgefallens bestimmt, damit er in deinem Bund bewahrt werde. (1 QH 15/ 14 -15)

    Hier zeigt sich die ganze Perversion einer solchen Lehre!
    Paulus bringt sie etwas abgeschwächter zur Geltung, hingegen Johannes in einem noch viel schärferen Ansatz, doch dazu später mehr.

    Absalom


 

Ähnliche Themen

  1. Hier endet wo alles begann
    Von Lorchen im Forum Off-Topic
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 27.05.2007, 12:44
  2. Wann war der Geburtstag Jesu?
    Von Shomer im Forum Jesus
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 11.03.2007, 10:37
  3. Wann kommst...?
    Von Sandkorn im Forum Poesie / Geschichten / Weisheiten / Musik / Film / Literatur
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 28.08.2006, 15:21

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

Wann begann es Bultmann

die theologie der stoiker kreist um den logos: gott ist die schöpferische urkraft

die theologie der stoiker kreist um den logos: gott ist die urkraft

content

wa nn kommt dr bultmann zu vernuft

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •