Shalom Effi
„Gut“ ist ein relativer Begriff, der sich nach einem bestimmten Referenzwert misst. So gibt es dann gewisse Gütesiegel, die dann eine entsprechende Qualität aufweisen.
Der Mensch „funktioniert“, oder besser gesagt, er verhält sich nicht so, wozu ihn der Ewige bestimmt hatte. Demzufolge fällt er ausserhalb des Gütesiegels „seht gut“, so wie es in Genesis steht: „und siehe, es war sehr gut“, da er nicht darin lebt.
So wären wohl sozusagen die Rahmenbedingungen gegeben, was für den Ewigen als „gut“ bezeichnet wird. Deshalb, „keiner ist gut (und Jesus schliesst sich hier mit ein, auch er ist NICHT gut vor Gott) als allein Gott“, das nach göttlichen Kriterien.
Das besagt aber nicht, dass Gott nun den Menschen verwirft und in eine ewige Hölle schmeisst, oder dass keine Gemeinschaft mit IHN möglich wäre, er wusste ja, wie er sich verhält. Schon Adam und Eva hatten diese Fähigkeit in sich für ein Fehlverhalten. Das wurde nicht erst durch einen sogenannten Sündenfall oder durch die Schlange in den Menschen gelegt, ansonsten der Mensch nicht als sehr gut bei der Erschaffung bezeichnet worden wäre.
So betrachtet müssen wir vor dem Ewigen kapitulieren, oder wie Absalom schreibt: „…dass all das nur Stückwerk ist und eben nichts vor Gott bestand haben kann und wird, ist ein bitterer Gang der Selbstüberwindung“, oder „…denn in all dessen Schwachheit und Irrungen sind auch immer wir auffindbar und somit wird das Gute über das Böse erhoben, indem wir aufhören aufzurechnen und anzurechnen und nicht mehr wetteifern im Unrecht tun, sondern wetteifern im Tun von Rechtschaffenheit“. Es ist dies die Selbstannahme, Selbsterkenntnis unseres Seins.
Dies besagt aber nicht, dass sich der Mensch nicht auch zum Guten hin entwickeln kann und soll, im Gegenteil. Ja, und sicher darf gutes Verhalten und auch gutes Tun mit „gut“ bezeichnet werden. Denn wie oft steht, dass „… ihm dies zur Gerechtigkeit gerechnet wurde“. Es sind nicht Taten eines anderen, sondern die eigenen.
Es sind wie zwei Treibe, die man im Inneren pflegen oder nähren kann, den Hang zum Guten oder den Hang zum Bösen.
Es lassen sich die zwei Triebe auch einfach als einen darstellen, als dem ICH, dem Sein, wie man es pflegt und hegt. Nur, durch alles „gute“ lässt sich der Hang zum Bösen nicht auslöschen.
Nun, was ist den „Böse“? Keine einfache Frage. Auch Gutes lässt sich aus Eigensucht tätigen. So ist wohl einiges, was von Aussen als Gut bezeichnet wird, im gesamten betrachtet nicht das, was es scheint.
So sagt Jesus: „Wer hört UND tut, der ist wie ein Mann, der sein Haus auf Felsen baute….“
Was hat vor dem Ewigen Bestand?
Das ist natürlich total eine Glaubenssache und je nach Religion und Konfession oder Ideologie verschieden. Und jede beansprucht für sich die allein wahre Erkenntnis. Schwieriges Unterfangen…
Jüdisch nach der Tenach (AT) betrachtet, ist vor allem die Gemeinschaft mit IHM wichtig, welche sicher Bestand hat.
„Glaube“ (emunah) im hebräischen biblischen Sinn bedeutet nicht „ein Dafürhalten von etwas“, wie es Paulus im NT darstellt, oder im Aufsagen eines Glaubensbekenntnisses, welches Gott umschreibt, was da dann zu glauben sei, sondern es bezeichnet das Wissen um den unfassbaren Gott, und ein verantwortungsvolles Handeln vor IHM. Ebenso auch das Wissen, dass ER gnädig und barmherzig ist, wo er dann in unserer Schwäche und unserem Fehlverhalten mit seiner Güte uns nicht aus einer Gemeinschaft ausschliesst und verdammt.
Dies nur kann verschieden ausgeschmückt/gelebt sein, ist eigentlich nicht starr, sondern recht individuell, in der Vielfalt, wie Gott den Menschen geschaffen hat. ER will keinen „Einheitsmenschen“.
Vor dem Ewigen die Haltung haben, dass nur ER gut ist, bewahrt uns sicher vor Überheblichkeit (gegenüber Gott und Menschen) und Stolz, und hilft uns, vor IHM demütig zu sein und zu bleiben.
Gott liebt den Menschen nicht wegen den guten Taten, sondern weil wir SEINE Geschöpfe sind. Das sagt nicht, dass man nicht zum Besseren oder dann auch „Höheren“ streben soll und darf, im Gegenteil, wer aus dieser Gottesgemeinschaft lebt, in dieser Erkenntnis, dass der Mensch „Ben Elion“ ist, ein Sohn des Höchsten, wird sich nicht dessen rühmen, aber versuchen, in dieser Stellung mit allen Schwächen und Stärken, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zu leben.
Nun, es stimmt natürlich nicht, was Paulus da behauptet, dass da irgendetwas von einem angeblichen Gesetz der Sünde frei gemacht haben sollte. Solches sinnen entspricht hellenistischer Philosophie, und hat eigentlich mit dem jüdischen Glauben (und der Lehre des Juden Jesus) und der Tenach nichts zu tun. Denn Hand aufs Herz, wo ist der Christ, der frei vom „Gesetz“ der Sünde ist? Idealismus bringt meist die hässlichsten Früchte, wie man es auch an der Geschichte der Christenheit sehen kann. Und es ist natürlich salopp zu sagen, dass das dann nicht Christen wären... nur, wo ist denn der „wahre“ Christ? Auch ein Christ kämpft täglich mit Sünde und dem „inneren Schweinehund“ und das „Gesetz“ überführt in genau so über sein Fehlverhalten.
Selbstverleugnung nicht ein Verleugnen seiner Selbst und ein werden wie eine anderes, sondern das Erkennen dieses inneren Hanges zum Bösen (Schweinehund), und ein ablegen dessen. Was verleugnet wird, ist ja nicht aus der Welt geschaffen.
Dass der Ewige gerne unser Fehlverhalten vergibt, ist nichts neues, steht schon selbst in der Torah. Und das macht ER selbst ohne „Gesetze des Geistes und des Christus“. Gott ist Gott genug dazu.
Befreiung ist eben nicht das sich einbinden in eine Ideologie, wie die „Gemeinde Jesu“, sondern Selbsterkenntnis in der Stellung vor dem Ewigen, dem sich Hingeben und Leben (Handeln) aus dem. Nein, Gott will nicht, dass wir uns selber aufgeben, denn der ER hat uns ja in Liebe und Vielfalt in diese Welt „erschaffen“, um das zu sein, wozu er uns eigentlich bestimmt hatte.
Nun, es sind schon 2 Welten, jüdisches Verständnis oder was die hellenistische Philosophie und Gedankenwelt sozusagen aus der Lehre Jesu gemacht und in hebräische Texte hineingepresst hatte. Das Judentum konnte sich kaum vor solchen Verwirrungen raushalten und es hat in vorchristlicher Zeit tiefe Spuren hinterlassen. Galiläa war durchzogen von solchen Lehren, Kapernaum (Heimatstadt Jesu) sozusagen ein Sumpf. Und etliches, was so gegen die Pharisäer erhoben wird, ist wohl mehr gegen solche Lehren und Vermischungen.
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