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  1. #21
    poetry Gast

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    Ich fang immer wieder von vorn an, sonst fehlt mir der Faden :-)

    Aber ein sehr interessanter Lesestoff - Danke für Deine Mühen, lieber Abs.

    Poe

  2. #22
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    Hallo Absalom

    Da kam mir wieder unsere Aufstellung in den Sinn, der Gegenüberstellung von NT-Zitaten aus apokryphen Schriften. Das war ja schon echt interessant......

    Neu finde ich die Festsstellung interessant, dass der Gnade immer höhere Hürden gesetzt wurden, was sich ja dann in der Kirche noch mehr steigerte.


    Danke


    Alef

  3. #23

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    Liebe Godelind, nicht nur dir raucht da der Kopf ggg

    Lieber Poetry, ich denke, es ist ein wirklich sehr komplexes Thema, dass ich ja nur ansatzweise ausführen kann. Ich selbst muß auch achten, dass mir dabei der Faden - vor lauter kurzhalten - nicht entschwindet.

    Lieber Alef, ja diese Auflistung der Apokryphen im Vergleich zum N.T. ist wirklich extrem hilfreich. Ich bin froh über diesen Fundus, denn sonst wären die Recherchen noch zeitaufwendiger. Allein schon die Auswertung von Qumrantexten ist extrem zeitintensiv und ich sitze ja nun schon einige Jahre an diesem Material.

    Zu deinem zweiten Satz: Es ist auch für mich erstaunlich, was für Steigerungsformen stattgefunden haben - bis hin zur heilsnotwendigen Liturgie in Kirchen. Schaut man sich jedoch anderseits so manche Kulte der Antike an, so ist es auch wieder so, dass das Frühchristentum (um 100 n. Chr.) in seiner Theologie relativ einfach gestrickt war. Erst mit dem Werden als öffentlich anerkannte Religion (ab ca. 250 n. Chr.) und in dessen Folge der Integration anderer Kultformen änderte sich dies dann auch rituell ganz massiv. Besonders schnell und drastisch war diese Entwicklung, als das Christentum Staatskult wurde. Besonders hier kann man die Einflüsse sehr gut historisch nachvollziehen.

    Die Geschichte des Frühchristentums ist wirklich hoch interessant, denn von kaum einer Religion der Antike / Spätantike gibt es so viel überliefertes schriftliches Material, dass uns erlaubt sich doch ein relativ gutes Bild über diese Entwicklungsgeschichte zu machen. Ganz besonders spannend ist natürlich, dass heute schriftliche jüdische Quellen zur Verfügung stehen, die ganz besonders intensiv einen Einblick in die Anfänge dieser innerjüdischen Gemeinschaft bis hin zum Werden des Frühchristentums erlauben. Wohl hat der Talmud und anderes jüdisches Schriftgut selbst schon viel Licht auf diese innerjüdische Gemeinschaft geworfen, doch erst durch Qumran kann man sich wirklich den Ansichten und mehr noch dem Zeitgeist inklusive der damaligen Sprachwelt zuwenden und so manches Licht hinter den Vorhang der Religionsgeschichte werfen.
    Zumindest und dies kann man heute klar und deutlich belegen, ist das ursprüngliche Lehrgut Jesu deutlich antiessenisch geprägt gewesen und in ihnen dürfte er wohl die härtesten Gegner gefunden haben, denn fast 80% seiner Scheltreden bezieht sich ausschließlich auf essenisches Lehrgut. Und dies mag nicht verwundern, war doch die Galil ihr Haupteinzugsgebiet und Missionsfeld und die Essener hatten insbesondere durch den Schutz und das Wohlwollen des Herodes und auch so mancher Römer einen hohen gesellschaftlichen Rang erreicht, der selbst Sadduzäer zur Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber dieser Gemeinschaft mahnte. Die Pharisäer und Zeloten hatten sicher den schlechten Stand bei dieser Gruppe, was uns so manche Texte aus Qumran mehr als deutlich aufzeigen. Es verwundert mich nicht, dass Herodes genau diesen Jesus fangen lassen wollte und die Begründung mag weniger in dessen Sympathie zu seinem Freund Jochanan gestanden haben, als vielmehr in seiner Kritik an den Drahtziehern für dessen Tod. Darüber hinaus mag es auch nicht verwundern, dass Jesu Familie ihm über lange Zeit feindlich gesinnt war. Die Ursache dafür finden wir in der Galil, der einstigen Hochburg der Essener.

    Absalom

  4. #24

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    Der Neue Bund

    Gleich den Essenern sprechen auch die Frühchristen von einem Neuen Bund. Dieser Neue Bund verwirklicht sich in der Gemeinschaft der Heiligen (1 QS 9,8 + 1QS 20; etc) (Eph. 4, 12 + Kol. 1, 12 ; etc)

    Die Begriffswelt bei Essenern und auch Frühchristen sind völlig identisch und auch in ihrer theologischen Wertung genau gleich gemeint. Essener und Frühchristen sehen sich als diesen Neuen Bund.

    Grundlagen dafür sind nicht nur die Vorherbestimmung, sondern auch die Inanspruchnahme hebräischer Textvorlagen (Prophetenworte) die auf sich selbst bezogen werden. Hierfür wird exemplarisch von beiden Gruppen Jeremia (31, 30 – 31) in Anspruch genommen.

    Beide Gruppen, Essener und Frühchristen, sehen in sich die Erfüllung dieser Prophetie. Formal trennen sich beide Gruppen damit vom „Rest“ Israels, der diesem Bund nicht teilhaftig ist.

    Die Qumrantexte und besonders die sog. Damaskusschrift befasst sich ausführlich mit der Thematik des Neuen Bundes. Hier nun einige Textpassagen aus besagter Schrift als Einleitung: „Weil Er aber des Bundes mit den Ersten gedachte, hat er einen Rest übriggelassen in Israel“ (CD 1, 4 – 5) „Gott aber gedachte des Bundes mit den Vorfahren und erweckte aus Aaron einsichtige Männer und aus Israel Weise“ (CD 6, 2 – 3) „Wegen ihres Treuebruches, da sie ihn verließen (Israel), hat Er sein Angesicht vor Israel und vor seinem Heiligtum verborgen und sie dem Schwert preisgegeben. Weil Er aber an den ersten Bund gedachte, hat er einen Rest von Israel gelassen“. (CD 1, 3 -5)

    Wenn wir uns diese drei Textstellen anschauen, die für eine ganze Reihe anderer Verse stehen könnten, fällt zum einen der Terminus: Ersten (Bund) und zum zweiten der Begriff: Rest Israels, drittens: Gedachte der Vorfahren und viertens: Treuebruch / Bundesbruch, auf.
    Damit könnte man eigentlich schon die ganze Theologie der Essener umfassen. Für die Essener wurde der Erste Bund gebrochen, weil Israel Gott verließ. Doch Gott gedachte der Vorfahren des ersten Bundes und wählte Weise Männer Israels aus (Rest Israels + Vorherbestimmung), um einen neuen Bund zu begründen. Faktisch haben wir in diesen zwei Sätzen das gesamte Theologische Grundkonzept zum Neuen Bund der Essener und zugleich auch der Frühchristen, denn nicht anders – ja fast wortgleich - argumentiert auch das N.T. und hier explizit der Hebräerbrief und Paulus im Römerbrief.
    Noch deutlicher werden die Essener wenn sie darstellen, dass der Bund der Väter gut und gerecht war, allerdings die Nachkommen diesen brachen. Die Väter werden mit Abraham, Isaak und Jakob genannt (CD 8 16 -18). Auf diesen Bund wird Gott den neuen Bund begründen. Diese überaus ungewöhnliche essenische Sichtweise für ein israelisches Bundesverständnis ist geradezu einmalig, da doch der Sinai als die eigentliche Bündnisstätte verstanden wird. Doch genau diese theologische Sichtweise findet sich in Hebräer 11 wieder. Der Bezug zu Abraham und dessen Bund ist geradezu ein ganz spezielles essenisches Merkmal.
    Der Hintergrund dazu ist offensichtlich. Der Neue Bund ist nicht ein Bund der Buchstaben, wie am Sinai, sondern ein Bund des Geistes wie bei Abraham. Der Geist Gottes wird zum Stifter des Neuen Bundes, ja mehr noch, dessen Mitglieder werden zum Tempel des heiligen Geistes Gottes, ja, die Mitglieder sind nun der Tempel Gottes, die Neue Stiftshütte, das Heiligtum Gottes in Persona. (1. QS 8, 4 -10 + 1. QS 9, 3 – 5; etc) Hier findet der wahre Gottesdienst statt, hier werden die Gemeindemitglieder zu Heiligen. Das war neu und sensationell im theologischen Verständnis Israels und genau diese Theologie findet sich fast wortwörtlich im N.T. wieder (vgl. z.B. 1. Petrus 2/ 4 – 10 + Eph. 2/ 20 – 22; etc)

    Der Grundgedanke ist bei beiden Gruppen in sich völlig identisch und auch die theologischen Schlussfolgerungen sind in sich völlig gleich. Es gibt nur einen kleinen Unterschied, die Essener vertraten 100 Jahre vor Paulus schon diese Ansichten.

    Theologisch verschaffte beiden Gruppen diese Ansichten jedoch ein Problem, was tun mit dem Sinaibund? Der Neue Bund gründet sich auf Abraham, aber was soll man mit diesem Bund vom Sinai machen? Paulus klärt dieses Problem auf ganz simple Weise wie uns 2. Kor. 3, 6 – 18 oder Römer 7, 1 – 25 + Römer Kap. 9 – 16 darstellen. Noch klarer wird der Hebräerbrief 10, 9 – 10 + 9, 15. Das Fazit, der Sinaibund hat seinen Zweck erfüllt und wird nun nicht mehr gebraucht, Christus hebt den Ersten Bund auf und setzt den Neuen Bund ein.
    Die Essener konnten mit einer solchen Ersatztheologie nicht aufwarten, denn es gab bei ihnen schlicht und ergreifend kein Menschenopfer. Deshalb argumentierten die Essener nicht ganz so scharf bezüglich des Sinaibundes, der für sie noch immer volle Gültigkeit hatte. Sie erklärten allerdings ähnlich wie Paulus, dass dieser Bund in der Vergangenheit nur fleischlich verstanden wurde und nun richtiger Weise geistig gesehen werden müsse. Die Folge dieser geistigen Sicht der Essener war jedoch nicht die Bundesabschaffung, sondern Bundesverschärfung in elementaren bereichen (insbesondere Reinheitsvorschriften). Faktisch heißt dies, man formte den Bund nach eigenen Maßstäben zu recht, so dass er der Gemeinschaft dienlich erschien. Ein Prinzip freilich, dass längst schon gang und gebe in Israel war und insbesondere von den Pharisäern durch Neuinterpretation der Tora legitimiert war.

    Auch wenn für die Essener der Bruch zum Sinaibund so nicht stattfand durch die Inkraftsetzung eines Neuen Bundes, so relativierten sie diesen Bund doch zumindest soweit, dass ihr Neuer Bund über den Alten Bund stand. Konsequenter war da die Paulustheologie, die den Sinaibund ebenso nicht für ungültig erklärte, allerdings als notwendiges Übel ansah und heilsgeschichtlich keine Bedeutung mehr hatte. Der Hebräerbrief ist die endgültige Antwort des Frühchristentums auf Israel, der Bund ist aufgehoben und damit ungültig. Heilsgeschichtlich hat Israel damit seine „Schuldigkeit“ getan. Paulus ist hier etwas humaner und schreibt in Römer 11/ 28 – 29 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen.

    Mit dem Inkrafttreten des Neuen Bundes haben sich beide Gemeinschaften deutlich von Israel distanziert. Dies äußerte sich nicht nur darin, dass Essener wie auch die jüdischen - paulinischen Kreise den Tempel verwarfen, sondern auch ihre Heilsgeschichte von der Geschichte Israels loslösten und diese als verfehlt darstellten. In Folge dieser Entwicklung entwickelten beide Gemeinschaften ganz eigene Religionssysteme, die allerdings auch hier viele Gemeinsamkeiten innehatten, was aufgrund ähnlicher oder oft gemeinsamer theologischer Ansichten nicht ungewöhnlich ist.

    Das sich die heilige Gemeinschaft vom dem sündigen Israel abwenden musste, ist nur die logische Konsequenz dieses theologischen Selbstverständnisses. Wenn Frühchristen oder Essener sich als heilige Gemeinschaften verstanden, als Tempel Gottes, als lebendiges Haus des heiligen Geistes, dann mussten folglich die anderen Menschen, die nicht dazu gehörten Feinde, ja Widersacher sein. Beide Gemeinschaften zeigen in dieser Einschätzung sehr separatistische Tendenzen, auf die ich noch eingehen werde. Dass, das Johannesevangelium genau in diese Kerbe schlägt und diese Tendenz der Verfeindung ausbaut und sich besonders auf diesem Sektor ganz der Hasstheologie der Essener bedient ist nur die logische Konsequenz der inhaltlichen Nähe dieser beiden Gruppen zueinander. Das für diese Schrift letztlich „die Juden“ (in dritter Person schon gesprochen!) verworfen sind und Kinder des Satans und nicht mehr Kinder Gottes sind entspricht ganz der Vorherbestimmungstheologie und mehr noch der Bundestheologie beider Gruppen. Soweit ging Paulus nicht und doch sah er in ihnen schon Feinde und Widersacher, Bündnispartner des Antichristen und Verführer. Der Weg bis zur physischen Gewalt gegen diese vermeintlichen Gegner war letztlich dann nur noch ein kleiner Schritt.

    Wenn wir dieser Theologie das Lehrgut des Israeliten Jeshua gegenüber stellen (Synoptiker) kann man nicht umhin zu fragen, was wurde aus seinem Lehrgut gemacht? Jeshua sah weder einen neuen Bund, noch sah er den Sinaibund aufgehoben oder gar eine Befreiung davon. Auch seine direkten Jünger lassen keine Spur davon erkennen, ganz im Gegenteil, sie rühmen sich sogar Eiferer der Tora zu sein (Apg.). Das Jeshua einer Verschärfung – Lastenaufbündelung der Tora widersprach, so verweist dies deutlich auf die Essener, die dies Proklamierten und wenn Jeshua zugleich von der Selbstüberwindung sprach, dann vornehmlich von zur Schau getragenen Scheinheiligkeit und anderseits von einer selbst angedichteten Heilssicherheit und in den Himmelloberei. Seine Selbstbescheidenheit und sein Realismus gingen sogar soweit, dass er für sich selbst ausschloss ein Guter oder gar Heiliger zu sein, sondern er verwies auf Gott als den einzig Heiligen, Guten und Rechtschaffenden. Und als einige seiner Jünger solche Anflüge bekamen wies er sie streng auf ihre irdischen Sitzplätze zurück. Jeshua fühlte sich zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt, zu den Armen und Entrechteten. Nichts Geringeres forderte er von seinen Talmidim für ihre Nachfolge. Das ist das Wesen der Lehre Israeliten Jeshua. Sinnet um, denn das Königtum der Himmel ist Nahe, nahe all denen die bereit sind umzusinnen. Von einem Neuen Bund oder gar einer neuen Religion ist da wahrlich keine Spur.

    Nächstes Thema: Feindeshass um der Gottesliebe willen? Essenisches Feindesverständnis und frühchristliche Nächstenliebe.

  5. #25
    luxdei Gast

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    Hallo Absalom,

    habe mir Deine Texte am Wochenende mal in Ruhe vorgenommen, und wie so oft bin ich von Deiner Darstellung sehr angetan, wie Dinge sich ins Welt- und Geschichtsgefüge einschmiegen. Durch Deine Darstellungen werden die Geschehnisse und Lehren weniger phantastisch - dafür faktischer und lebensnäher.
    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

    Gruß
    LD

  6. #26
    outiouti Gast

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    ich hatte mal wieder herzlichst was zu lachen ob der unterschwelligen Verbohrtheit ....

    mfg

  7. #27

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    Das denke ich mir, dass du den Textinhalt nicht verstehst! Es gibt sogar Menschen, die haben sogar über Kriege gut Lachen, weil sie dessen Bedeutung nicht verstehen.

    Ich hoffe du wirst bald geheilt, bei soviel Lachen dürften die Heilungschancen doch ganz gut sein. (Stichwort: Lachen ist gesund!)

    Darüber hinaus möchte ich dich bitten, doch aus einem ernsthaften Thementhread in ein Komikerthread zu verschwinden. Ich werde ihn gleich für dich eröffnen! Danke!

    Absalom

  8. #28

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    Feindeshass um der Gottesliebe willen? Essenisches Feindesverständnis und frühchristliche Nächstenliebe.

    Teil 1 Nächstenliebe im Judentum

    Das Judentum der Zeit Jesu war ohne Zweifel eine moralische Religion, in der die Prinzipien von Gerechtigkeit und Wertigkeit im Mittelpunkt stehen. Die Formaljuristische Toragebung hatte nie wirklich Fuß in Israel fassen können und dies ist ein großer Verdienst der Prophetenbewegungen gewesen, die immer wieder aufs Neue, juridische Vorgaben durch den Hinweis auf moralische Werte wie Barmherzigkeit, Liebe, Rechtschaffenheit, Nächstenliebe, etc, abschwächten. Die vereinfachte Toraauffassung von "Guten" und "Bösen" (Menschen) fand besonders in der Zeit der frühen Tannaiten heftigen Diskussionsstoff und führte letztlich und mehrheitlich zu der Auffassung, dass einzig Gott ein Rechtschaffender Gott sein kann, also nur Gott der Richter sein kann, der Recht schafft. Hier ist Recht allerdings nicht nur als juristischer Begriff verstanden, sondern hier umfasst der Begriff Recht auch den moralischen Wert, der Barmherzigkeit und Liebe umfasst. Diesen Ansatz, den schon die Propheten hervorhoben (Gott schaut auf das Herz und nicht nur auf die Taten) verfolgten die Tannaiten weiter und gipfelte in dem Satz des Rabbi Chanina: Gott spricht: Wenn du deinen Nächsten hasst, weil er so böse ist wie du, werde ich es dir vergelten. Liebst du ihn aber, weil er so gut ist wie du, so werde ich mich deiner erbarmen. (Abot de Rabbi Nathan II, 26) Noch weiter geht Rabbi Nathan selbst, indem er erklärt: Jeder, der seinen Nächsten hasst (auch mit Worten), der entwurzelt Gott aus der Welt. Abot des Rabbi Nathan. 30

    Die Große Frage, warum es dem „Bösen“ oft gut geht und dem „Gerechten“ oft schlecht geht konnte die Tora nicht lösen, da sie eigentlich einen ganz gegensätzlichen Ansatz in sich trägt (Wähle zwischen Leben oder Tod…). Der moralische und ethische Ansatz musste also neu bewertet werden und ein neuer sittlicher Imperativ gefunden werden. Hier setzten bereits die Klagelieder und Psalmen an und die Propheten führten diesen weiter, indem das Leiden des „Gerechten“ als Folge auch seiner Loslösung von Gott verstanden wurde. Der „Gerechte“ ist nie so Gerecht wie Gott, er ist fehlbar wie der scheinbar „Böse“ und steht dem „Bösen“ gar nicht so weit entfernt. Damit verschwimmt die Grenze zwischen den scheinbar „Guten“ und „Bösen“ und genau darauf zielt Rabbi Chaninas Spruch ab. Hierin gipfelt letztlich auch Jesu Lehrsatz: Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben… (Mt. 6/ 14 – 15) Diese Aussage Jesu (vgl auch Lk. 6/ 37 – 38), die bereits der Weisheitslehrer ben Sirach (um 185 v. Chr.) vorgab (J.S. 27/ 30 – 28/ 7) zeigt deutlich, dass es im damaligen Judentum weniger um die Frage ging, wer ist gerecht und wer ist ungerecht, sondern, wie können wir rechtschaffen zu Gott hin leben. Rabbi Hillel sagte dazu: Richte nicht deinen Nächsten, bis du nicht an seine Stelle gekommen bist.

    Dieser sittliche Imperativ, der von den Propheten, Weisheitslehrern bis hin zu den Rabbinen erörtert wurde zeigte einen ganz neuen Aspekt zur Tora auf, nicht mehr der kultische Inhalt (Kultpraxis) findet seine Gewichtung, sondern die moralischen Werte werden hervorgehoben, wo nötig differenziert und neu bewertet oder gar verworfen. Rabbi Hillel fasst dies folgendermaßen ganz lapidar zusammen: „Was dir unlieb ist, tue dem Nächsten nicht; das ist das ganze Gesetz, das übrige ist Ausführung. Jesus fasst diesen Spruch Hillels auf und spricht in ähnlicher Weise: „Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut ihr ihnen.“ (LQ) oder: „Alles nun, was ihr wollt dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen; denn das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Mt. 7/12)

    Die sittliche Lehre Jesu findet sein Fundament in den genannten Entwicklungen innerhalb des Judentums. Nicht mehr aus „Furcht“ vor Strafe wird Gott gedient, sondern aus unbedingter Liebe und dies legt das Doppelliebesgebot der Tora auch nahe. Dass darin Schriftgelehrte Israels zustimmten zeigt ebenso Markus (12 / 28 – 34) und Lukas (10 / 25 – 28), etc.

    Dass diese Neuinterpretation auf das Leben Israels – und hier auch auf das kultische Leben - ganz massiven Einfluß hatte können wir z.B. an folgender Geschichte sehen: „Jochanan ben Sakkai war unterwegs, als sein Schüler Josua ihn ereilte und ansprach mit den Worten: Wehe uns, daß der Tempel gefallen ist, das Gebäude unseres Lebens, die Opferstätte, durch die wir immer entsühnt wurden! Der Meister erwiderte: Es sei dir nicht leid; ein anderes Sühnemittel ist uns dafür zuteil geworden. Der Schüler fragte: Welches? Und Jochanan ben Sakkai antwortete: Ich meine das Wohltun, wie auch der Prophet gesagt hat: "Gütigkeit heische ich, nicht Opfer." (Awot de-Rabbi Nathan I,4)
    Die Berglehre Jesu fußt genau auf diesen Grundsatz, der nicht kultisches Verhalten in den Vordergrund stellt, sondern den Menschen in seinem Dasein vor Gott und seinen Mitmenschen. Dieser Grundsatz lässt Feindesliebe nicht außen vor, sondern schließt sie ein, wie sie schon in der Tora vorgegeben ist. Allerdings kennt auch Jesu Feindesliebe Grenzen, die dann erreicht sind, wenn Ungerechtigkeit, Übel und religiöse Ansichten bekämpft werden müssen. Hier ist er nicht nur ein gewalt-iger Redner, sondern auch gewalt-iger Täter. Jesus lässt es nicht an Gesten, Worten und Taten gegenüber vermeintlicher Feinde fehlen. Ob gegenüber einer gewissen jüdischen Religionselite (Sadduzäer und Pharisäer), nichtisrealitischen Mitbewohnern des Landes Israel, Besatzern (Römer), Despoten (Herodes) und wohl am meisten gegenüber den Essenern, gleich wohl diese namentlich nicht im N.T. zu finden sind, wohl aber ihre ganz besonderen Lehren.

    Wenn man sich die Sprachgewalt Jesu einmal vor Augen führt und hier ist es Ratsam sich dem Mischnaisch der Zeit Jesu zu vergegenwärtigen, die erst die Sinnbedeutung deutlich klar macht, dann wird dem Bild von der Feindesliebe Jesu eine jähe Ernüchterung zuteil. Wenn man allerdings diese Reden dem Lehrgut anderer Rabbinen der Zeit Jesu gegenüber stellt, so finden wir einen Begriffsterminus, der landesüblich und sehr volksnah war. Dazu gehört ebenso, dass Heiden als Hunde und Schweine bezeichnet wurden, wie die überaus abfällige Gestik, gegenüber besagten Nichtjuden, die auch im N.T. erhalten blieb. Die Geschichte vom Knecht des römischen Centurio ist dafür ein überaus klarer Beleg. (Auf Wunsch können wir uns gerne diese Geschichte exegetisch genauer anschauen, um besagtes einmal deutlich zu machen.)

    Das Judentum der Zeit Jesu verstand in seiner großen Mehrheit die Fremden des Gottes Israels nicht als Nächste, sondern als Mitmenschen. Nächste waren die Stammesbrüder eines Volkes. Für Jesus waren die Nächsten, die verlorenen Schafe des Hauses Israels, zu denen er sich ausschließlich gesandt fühlte. Diese Tatsache bestätigt auch Paulus z.B. Römer 15/ 8 „Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden.“ Diese sind Jesu Nächste und ihnen gelten seine ganze Leidenschaft, ja sein Wohlwollen aber auch sein Zurechtweisen, seine Scheltreden, Gewalttaten und fürsorgliche Liebe. Das Jesus die Heiden als Verachtungswürdig ansieht ist ein Relikt aus seinem israelitischen Selbstverständnis (Heiden sind Götzendiener) und aus seinem Missionsgedanken. Hier ist er seinen jüdischen Zeitgenossen ganz Israelit. Allerdings haben andere Rabbinen nicht so krass auf Heiden reagiert, wie es Jesus bei der kanaanitischen Frau oder bei dem römischen Offizier tat. Ein Beispiel sei dazu hier exemplarisch angeführt, das beide Einstellungen im damaligen Israel aufzeigt: „Einst wurde ein schiffbrüchiger Römer in der Zeit des schlimmsten Römerjochs über Israel, nackt an das Ufer des Landes Israel gespült. Er verbarg sich unter Felsen und rief von dort aus einer Gruppe jüdischer Festpilger zu: Ich bin ein Nachkomme Esaus, eures Bruders. Gebt mit etwas Kleidung, meine Blöße zu bedecken, denn das Meer hat mich entblößt, und ich habe nichts retten können! Sie antworteten ihm: Möge dein ganzes Volk entblößt werden! Da erhob der Römer seine Augen, sah Rabbi Elasar, der unter ihnen ging, und rief: Ich sehe, dass du ein alter und von deinem Volk geehrter Mann bist, der den Geschöpfen gebührende Achtung zollt, so hilf mit doch! Rabbi Elasar ben Schummua besaß sieben Gewänder. Er nahm eines davon und gab es ihm. Auch führte er ihn in sein Haus, versorgte ihn mit Essen und Trinken, gab ihm 200 Denare, geleitete ihn vierzehn Meilen weit und erwies ihm große Ehre, bis er ihn zu seinem Haus gebracht hatte. (Midrasch Eccl. Rabba 11/1)“

    Letztlich muß Jesus beiden nicht helfen, denn ihr Glaube an Gott hat ihnen geholfen und nicht das direkte Eingreifen Jesu. Damit bezeugt Jesus aber ebenso eine grundsätzliche Überzeugung, zum Gott Israels kann ein jeder Mensch kommen. Der Fremde, der sich zu dem Gott Israels wendet, ist dann nicht mehr der Fremde, sondern wird zum Nächsten und genau hier greift Dtn. 10,19. Der Fremdling, der sich im Lande Israels aufhält und Hilfe bei dir sucht, den weise nicht ab. Die Eindringlinge, die sich gewaltsam in Israel aufhielten (Besatzungsmacht) und versuchten Israel von den Wegen Gottes fern zu halten wurden als Feinde angesehen und nicht als Fremdlinge. Fremdlinge waren Menschen, die fern ab des Gottes Israels glaubten und die sich friedlich das Land mit Israeliten teilten. Die Kontakte zu solchen Volksgruppen wurden aber in aller Regel gemieden.

    Es folgt Teil 2

  9. #29

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    Teil 2

    Jesu Hingabe gerade zum Rand der Israelitischen Gesellschaft, den „Sündern“ und Zöllnern, Dirnen und Kranken, den Armen und Ausgestoßenen hat einen ganz tiefgründigen sozialen Hintergrund. Es ist die Ungerechtigkeit im Lande Israel, die soziale Randgruppen schafft, Armut hervorruft, Kranken nicht hilft, Prostitution und Wucher fördert. Genau hier setzt er mit seiner „Gottesbotschaft“ die Glückseligpreisungen an und genau hier fordert er von der geistigen Elite seines Landes Liebesgebotserfüllung (Scheltreden gegen Sadduzäer, Pharisäer, Essener). Im gleichen Atemzug kritisiert er herrschaftliche Strukturen inkl. ihrer Despoten (Mt. 20/ 25 – 27), die den Anliegen Gottes nicht entsprechen wollen. Jesus war sicher kein sozialer Revolutionär, der aus politischen Interesse für die Ärmsten eintrat, sondern viel mehr verstand er seine Kritik aus seinem Verständnis zur Tora (Mt. 5 / 17 -19 + 22/ 36 – 40, etc). Insbesondere Jesu Scheltreden gegen Reiche und Herrscher, die ihren Wohlstand und ihre Macht missbrauchen ist ein zentrales Thema in Jesu Gesellschaftskritik. Hier scheint er oberflächlich gesehen ganz nahe den Essenern zu stehen, die in einem ganz strengen Armutsgelübde lebten.

    Die Essener lebten, als Söhne des Lichtes, abgesondert vom Rest Israels in einer postkommunistischen Gütergemeinschaft zusammen. Die Armut galt als tugendhaft und sollte auch Zeichen setzend sein gegenüber dem Rest der Welt, der dem Wohlstand und der Prasserei huldigte. Ihr gesamtes Wirtschaftssystem war auf diese Ideale zurechtgeformt und ihre Verbindungen und vor allem Abhängigkeit zum Rest Israels und der Welt war auf ein absolutes Minimum beschränkt. „Keiner esse etwas aus ihren Besitz und trinke nichts, noch nehme er etwas aus ihren Händen, was nicht durch Kauf erworben ist…denn alle Verächter Seines Wortes wird Er vertilgen aus der Welt, all ihre Werke gelten als Unflat vor Ihm, und Unreinheit haftet an ihren Besitz“. ( I QS 5,14 -20, CD 6, 14 – 15, etc.) Dieser sozialreligiöse Separatismus, der alles andere als Unflat erklärt, was nicht den essenischen Reinheitsvorstellungen entsprach war einmalig in Israel. Reinheitsvorstellungen sind freilich nicht nur kultischer Form, sondern mehr noch die radikale Abwendung von Besitz jeglicher Form, der als Götzendienst – Dienst an Mammon verstanden wurde.
    Es scheint, dass Jesus genau diese Lehre der Essener aufgreift und auch vertritt (z.B. Mt. 6,24, etc). Und in der Tat ist es so, dass Jesus in seiner Lehre sehr deutlich diesen essenischen Grundansatz vertritt, der so in Israel sonst nirgends zum religionstheologischen Thema wurde.

    Dass Jesus die Essener und ihr Lehrgut sehr gut kannte ist hinlänglich wissenschaftlich gut belegt und dass er ihre Lehren selbst auch übernahm, ist ein ebenso gut belegtes Faktum. Doch Jesus kritisierte im gleichen Atemzug auch die Schlussfolgerungen der Essener aus ihrem sozialtheologischen Ansatz. Nirgendwo deutlicher wird dies genau an der Frage, wie der „Gerechte“ mit seiner Umwelt umgehen soll. Die Essener verschanzen sich, um es einmal salopp zu sagen, in die Abgesondertheit zu ihrer Umwelt und distanzieren sich vom Rest Israels. Jesus hingegen geht genau den entgegengesetzten Weg und begibt sich zu diesem Rest Israels. Ein Textstelle die unmittelbar Bezug auf die Essener in den Evangelien nimmt und sie sogar namentlich erwähnt sei hier beispielhaft angeführt: Aus dem griechischen direkt übersetzt: Lukas 16, 8 – 9: „…; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichtes in ihrer eigenen Art (Lebensweise). Und ich sage euch, macht euch Freunde aus dem Mammon der Ungerechtigkeit, damit, wenn es aufhört, sie euch aufnehmen in die ewigen Zelte.“ Diese Aussage des Lukasevangeliums ist äußerst bemerkenswert, weil sie nicht nur im griechischen den typisch essenischen Sprachterminus wiedergibt, sondern auch Begriffe, die dem essenischen sehr Eigen sind. Übersetzt man diese Sätze ins Mischnaisch der Essener zurück, so können wir uns leicht in der Sprach- und Lebenswelt der Essener und auch von Jesus wieder finden.
    Jesus ruft also letztlich dazu auf, diesen Besitz nicht zu verschmähen, sondern ihn richtig einzusetzen um in das Königtum der Himmel (ewigen Zelte) einzugehen. Ja mehr noch, macht euch die Mammonbesitzer zu Freunden, zieht sie auf eure Seite, führt sie zurück zu den Wegen Gottes, dass ist Jesu Anliegen (vgl. Parabel vom reichen Jüngling).

    (Anmerkungen zu diesem Lukasstück: Schon lange hat insbesondere dieses Lukasstück Schriftforscher und Linguisten beschäftigt, denn die Urtümlichkeit des Sprachterminus, der in diesem Textstück hervortritt und auf eine Direktübersetzung aus einer mischnaischen Quelle ins griechische verweist, ist äußerst selten im Lukasevangelium, dass durchs ein vorzügliches Griechisch brilliert. Besonders auffällig ist der Begriff ewige Zelte und noch auffälliger ist der Terminus: „sie euch aufnehmen“ (plurale tantum). Hier treffen wir auf eine Begriffsform die weder im griechischen noch im aramäischen anzutreffen ist und allein im mischnaisch der Zeit Jesu anzutreffen ist. Die ewigen Zelte ist ein umgangssprachlicher Terminus, der für die Himmel steht. Was fälschlicher Weise teilweise im Griechischen, mehr noch Lateinischen und fast überall im Deutschen als „der Himmel“ wiedergegeben wird, ist dem Israeliten fremd. Diese Singularform die sich aus dem Begriff Königreich ableitet ist eine klare Falschdeutung und Fehlübersetzung aus dem Mischanisch. Denn der Begriff Königreich wird im Hebräischen und Mischnaischen nie im Bezug auf Gott angewandt. Ein Königreich ist immer begrenzt auf Zeit und Raum. Ein Königtum, ist ein lebendiger Zustand, „Eines Herrschers“ über alles und allem – in diesem Fall überdimensional – der Himmel – also Mehrzahl (plurale tantum). Vgl. dazu auch Jes. 66,2 und Jes. 57,15 Jesus spricht im Gegensatz dazu von seinem Königreich aber nie vom Königtum! Also hier schon deutlich ein Verweis auf den Unterschied zwischen der Königsherrschaft Gottes, welche von Ewigkeit bis in alle Ewigkeiten besteht und der Begriffswelt des Königreiches (messianisches Reich), welches seine Vollendung nur im Königtum Gottes finden kann, durch die absolute Herrschaft Gottes.)
    Nun aber zurück zum eigentlichen Thema.

    Besitztum ist für Jesus ein grundlegendes Hindernis für eine echte Gottesnachfolge (Mt. 6, 24 ff). Armut, Niedrigkeit im Stand und Ansehen, Demut und Reinheit des Herzens sind für Jesus hingegen die Voraussetzungen für eine echte Gebotserfüllung und Gottesnachfolge. Hier sind sich Jesus und die Essener ganz nahe und dies wird an einem noch weiteren Punkt deutlich. In den ersten zwei Glückseligpreisungen. Genau in gleicher Abfolge und in genau gleichen theologischen Inhalt (Wortterminus) finden sich diese Preisungen wieder. 1 QH 18, 14 – 15: „….deine Güte, den Demütigen zu verkündigen nach der Fülle deiner Barmherzigkeit. …aus der Quelle … die zerschlagenen Geistes sind und Trauernde zu ewiger Freude…“ (Der Text ist leider nur noch fragmentarisch erhalten, doch erlaubt ganz wesentliche Einblicke in essenische Glückseligpreisungen) Hier nun das Gegenstück aus den Glückseligpreisungen Jesu (Rückübersetzung aus dem Griechischen ins Mischnaisch der Zeit Jesu): Mt. 5,3. Glückselig sind die, die vor Gott und der Welt arm sind, denn von solchen wie diesen ist das Königtum der Himmel beseelt. 5,4. Glückselig sind die Trauernden, denn Gottes Trost ist ihnen gewiss.
    Noch deutlicher wird das Schriftgut, das aus dem jüdisch apokalyptischen Raum entstammt und den Essenern sehr nahe stand und auch aus dessen ursprünglichen Umfeld entstammt: „… und die in Traurigkeit starben, auferstehen werden sie in Freude, und die Armen werden Reich werden, und die Hungrigen werden gesättigt werden, und die Schwachen werden stark werden, und die um des Herrn (Gottes) willen gestorben sind, werden im Leben erwachen…“ (T.d 12 Pat.)
    Die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig, sondern verweisen auf eine ganz eigenständige Sichtweise, die in ihrer Absolutheit so im alten Israel nicht gelehrt wurden und ihre Ursprünge in der Prophetenbewegung hatten.
    Die Essener und in dessen Folge Jesus erhoben diesen ethischen - moralischen Maßstab zu einer Größe, die ganz massive Einflüsse auch auf den Pharisäismus und den Rabbinismus hatten. Beispielhaft sei hier I QS 10, 17 -20 angeführt: Keinem will ich vergelten das Böse, mit Gutem will ich den Menschen verfolgen, denn bei Gott ist das Gericht über alles, was lebt, und ER wird ihnen die Vergeltung heimzahlen… . Den Streit mit den Männern des Verderbens will ich nicht aufgreifen bis zum Tage der Rache, und meinen Zorn will ich nicht abwenden von den Männern der Bosheit und will nicht zufrieden sein, bis Er das Gericht bestimmen wird“. Auch hier sind die Parallelen zu Jesu Lehrgut unübersehbar und fast wortwörtlich identisch. Und doch zeigen sich gerade in diesen Ausführungen auch ganz wesentliche Unterschiede zu Jesu Lehrgut, die insbesondere den Rachegedanken der Essener umfassen. Hier trennen sich beide Wege sehr deutlich, gleich wohl auch Jesus auf das Endgericht verwies, doch sein Tenor war ganz anders gelagert. Denn die Essener gingen von einer Vorbestimmung aus, wie ich schon ausgeführt hatte.

    Es folgt Teil 3

  10. #30
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    @Absalom

    Die Erläuterung mit Königsherrschaft und Königreich war sehr aufschlussreich.



    Alef


 

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