Liebes maexle,

um es vorweg zu sagen: Nö, ich bin nicht schockiert, ging es mir schon genauso und geht es mir auch in Teilbereichen heute noch so und schlimmer ;)

Irgendwie ist es bei mir so, dass ich Gott immer erst im Nachhinein bemerke. Es gibt Sachen, die überrumpeln mich bzw. meine Familie im Alltag, Wochen später merken wir, dass ER es war und was es bewirken sollte. Unsere "Gotterlebnisse und Wunder" sind auch für uns ganz persönlich, zu 99% sind wir in dieser Zeit mit Gott allein und diese Dinge sind zu 99% allein für uns bestimmt, auch wenn wir es im ersten Augenblick nicht merken.

Vielleicht ein Beispiel von mir:
Ich hatte mir eigentlich gedacht, dass ich bzw. meine Familie gut in eine freikirchliche, baptistische Gemeinde passen würden. Das war kurz nach meinem Bekenntnis zu Gott. Meine Frau war eher skeptisch in allen Dingen rund um unseren Glauben.

Ich fuhr also los, nahm an Gottesdiensten teil, was auch nicht schlecht war, aber es fehlten mir 2 Sachen: meine Frau und dieses gewisse Etwas, das was ich nicht beschreiben kann, halt das gute Gefühl im Bauch.

Meine Frau sonderte sich in der Zeit immer mehr ab und ich merkte, dass ich was tun musste. Irgendwann bin ich durch meine Tochter in diese kleine Gemeinde gekommen, evangelisch, von einer Frau geleitet und überhaupt nicht so klischeehaft wie man das den Landeskirchen nachsagt.

Wir sind dort als Familie unregelmäßig zum GoDi gegangen und da war es, dieses "geniale Gefühl" und es war da, obwohl keiner in Zungen betete, keiner zappelnd und sich windend geheilt wurde und ohne, dass wir mit erhobenen Händen 30 Minuten lang 2 Sätze sangen.

Um es kurz zu machen: Wir haben uns dort taufen lassen, arbeiten aktiv in der Gemeindeleitung mit und fühlen uns immer noch pudelwohl dort. Früher habe ich die Staatskirche abgelehnt, aber ohne diese Gemeinde wäre meine Frau nicht zum Glauben gekommen. Auch wenn ich zuerst mit der Gemeinde gehadert habe, so bin ich jetzt froh, dass mich Gott dort hin gepflanzt hat und er hat es nicht leicht gehabt.

Und zu dem Schweigen, was Du zur Zeit spürst, das hab ich auch so oft, aber sieh es einfach so: Auch alte Liebespärchen sitzen sich oft schweigend gegenüber, halten vielleicht Händchen und sind sich irgendwie nah - alles hat seine Zeit, schweigen, suchen, warten, erfahren und spüren. Genieß auch das Schweigen aber verlerne nie zu hören und zu sprechen.

Lass Dich drücken, maex, schön dass es Dich gibt,

Poetry