Lieber Samu,
die Krise des Christentums sehe ich anders als Du. Du sagst, zu Recht, dass Jesu Jude und kein Christ war. Aber welche Christen sind sich derssen bewußt? Die Christen verdraengt diese Tatsache seit mindestens 1700 Jahren - ich selbst habe sie rund 40 Jahre verdraengt. Die Nazi-Propaganda ging so weit, Jesus zum Arier zu erklaeren. Von Paulus und seiner "Bekehrung" will ich gar nicht reden.

Ein Karol Wojtyla hat das Problem erkennt und erste Schritte unternommen. Aber ist das beim Kirchenvolk schon angekommen? Ich habe da andere Erfahrungen aus der eigenen Gemeinde.

Nach meiner Meinung ist die Krise des Christentums eine gaenzlich andere. Die Krise ruehrt daher, dass die Menschen das Fragen nach Gott nicht mehrverstehen. "Es mag ein Gott existieren. Aber er interessiert sich nicht fuer mich, und ich interessiere mich nicht fuer ihn." Hierin liegt fuer mich das Problem.

Ein anderes Problem ist, dass Christen nur wenig ueber ihre eigene Geschichte, ueber ihre eigenen Glaubensannahmen wissen (von Dir immer wieder thematisiert). Ob dieses Unwissen den Untergang einleitet oder foerdert, kann ich nicht sagen. Das mangelde Wissen um die eigenen Glaubensannahmen ist fuer mich der Grund der vielen Spaltungen in der Geschichte der Christenheit.

Gruss Gerd