Ich habe mich die ganze Zeit gefragt ob ich zu dieser Situation was schreiben darf, weil es für mich hier um eine rein innerchristliche Auseinandersetzung geht und ich bin ja kein Christ, sondern in dem Fall eher ein Außenstehender, der eine Meinung zum Christentum hat.

Ich habe zwar schon in Wesen und Struktur so mancher christlichen Gemeinde oder Kirche Einblicke erhalten, doch nie mit einer solchen Gemeinschaft gelebt.

Was ich jedoch feststellend sagen kann ist, dass es auch in meiner religiösen Heimat solche Zustände gibt, wie sie Shomer anführt und damit ergibt sich für mich der Sachverhalt, es ist kein spezifisch christliches Phänomen, welchen wir hier begegnen, sondern ein menschliches Problem. Es sind die sog. Macher und Initiatoren, die oftmals eine Gemeinde als ihren Privatspielplatz zum entfalten ihrer Machtgelüste sehen als alles andere und dies mit Gottes Willen rechtfertigen. Insbesondere ist mir aufgefallen, desto höher eine „Autorität“ sich Autorität zusprechen lässt, desto unkritischer und unkontrollierbarer werden dann Situationen.

Zudem sind meiner Meinung nach dafür die „Autoritäten“ nicht selbst Schuld an diesen Zuständen, sondern auch immer die, die diese Zustände dulden oder durch Schweigen fördern. In diesem Sinne ist die Kritik Shomers berechtigt, doch es darf natürlich nicht pauschaliert werden und zum Gesamtbild verkommen. Noch weniger dürfen dann gewisse Zustände zum Laststein eines Unbeteiligten werden, nur weil Dieser der gleichen übergeordneten Gruppierung angehört. Das steht außer Frage!

Ich denke, grundsätzlich bezweifelt Shomer die grundsätzliche „Reformierbarkeit“ des Christentums und deshalb gilt seine Kritik der gesamten Kirche. Das bezweifle ich auch und dies sogar wohl noch mehr wie Shomer, doch ich sehe da eher die Institution Kirche als Gesamtheit und in ihrer Struktur und Aufbau, NICHT aber die MENSCHEN! Ich bin fest davon überzeugt, dass eine einzige Kirche bestand haben wird, allerdings keinen Platz für die haben wird, die sich letztendlich auf ihre Wurzeln besinnen werden und der Kirchentheologie abschwören.
Die einzige Überlebenschance der Kirche wird die Einigkeit und Einheit im Glauben und Theologie sein, denn auf Dauer kann sich eine solche Splitterkirche selbst nicht mehr tragen und muss an der inneren Konkurrenz zerbrechen. Schaue ich mir die letzten 40 Jahre an, welche gigantischen Schritte die Kirchen untereinander auf sich zu bewegt haben, dann glaube ich, es wird keine 50 Jahre mehr dauern und wir werden sehr wohl schon ein grobes Gebilde einer Universalkirche erblicken können.

Schaut man auf die rückläufigen Mitgliederzahlen des gesamten Christentums Weltweit und bedenkt man die großen innerkirchlichen Mitgliederwanderschaften und die immer weiter um sich greifende Zersplitterung und Versektierungen, so wird klar, dass sich hier etwas bewegen muss. Längst sind sich darüber alle großen Kirchen und ihre Strategen einig und gerade die USA zeigt hier deutliche Wegweisungen auf, wo sich mittlerweile Katholiken, Evangelen und Freikirchen, wenn auch nicht medienwirksam öffentlich, so doch aber hinter verschlossenen Türen, zu einer Vielzahl von Arbeitskreisen und Bündnissen zusammengeschlossen haben.
Auf kleinerer Ebene ist dies längst auch schon in Deutschland praktizierte Realität.

Man darf allerdings nicht eins außer acht lassen, diese Entwicklungen, die logisch und folgerichtig sind, haben eben nur bedingt etwas mit dem einzelnen Kirchenmitglied zu tun. Denn dieser „Unbedarfte“ kümmert sich wohl mehr um seine Beziehung zu Gott, als um Kirchenpolitik und Zukunftsstrategien einer Religion. Hier muss man wirklich klar unterscheiden können und darf eben wirklich keine Rückschlüsse auf den Einzelnen resultieren.


Samu