1957, da war ich 6 Jahre alt - ich kann das nie vergessen,
weil ich es so beschämend empfand. Folgende Geschichte:

Meine Mutter, die fast nie Geld hatte, weil man Vater alles
versoff (ehemalige Arbeiterfamilie im Kohlenpott, den es ja
heute in der Form nicht mehr gibt ! ) -
schickte mich immer zum einkaufen in so ein kleines Lädele
(dat jibt et ja heute och nich mehr ! )
OHNE GELD wohlgemerkt.
Anschreiben lassen mußte ich die Artikel an der Kasse.
Ich war so dürre und mitleiderregend, daß die Verkäuferin
(sie kannte mich schon) natürlich die Liste unserer Schulden verlängerte.

Bis heute habe ich mir geschworen, niemals so erbarmungswürdig
demütigend und beschämend irgendwo hinzugehen und einzukaufen.
Das hat mein Leben derartig bestimmt, daß ich auf keinen Fall auf
der sozialen Leiter absteigen wollte. Wir waren so arm und trotzdem
hat meine Mutter alles getan, um nicht vom Staat abhängig zu sein.
Sie hat sich "zu Tode" gearbeitet.