Lieber Alef, bezüglich deiner Nachfrage zum Handrücken. Hier greift Jeschua dem Talmud vor indem er ganz im Sinne von diesem Argumentiert: B Q8,6 + T BQ 9,31: Wenn jemand seinem Nachbarn eine Ohrfeige gibt…., so zahlt er ihm vor dem Richter 200 Sus als Wiedergutmachung (etwa 30 Euro)…. . Geschah es aber mit verkehrter Hand / Handrücken, so zahle er ihm 400 Sus. … Der Handrücken schmerzt zwar weniger, doch es ist die Geste der Verachtung, die zweifach bloßstellt und blamiert. Zweifach deshalb das Schmerzensgeld.
Dieses Herabwürdigen war also vornehmlich eine Geste, die nicht nur körperliche Gewalt in sich trägt, sondern demütigende Gewalt in sich trägt. Die von den Römern eingeführte Gestik, die insbesondere Sklaven galt (man schonte sie vor brutaler Gewalt, waren sie doch ein teures und kostbares Arbeitsgut), wurde auch gerne Juden zugedacht weil man damit leicht provozieren konnte. Ein Jude verstand sich jedoch als Ebenbildlichkeit Gottes und nicht als Sklave oder Vasall. Gerade das jüdische – freiheitliche Denken war immer den mächtigen Besatzern ein übler Dorn im Auge, egal ob Ägypter, Perser, Griechen oder Römer, sie alle taten sich unendlich schwer damit, dieses so kleine Volk beherrschen zu wollen.
Jesus empfiehlt hier seinen Zuhörern, sich von solcher albernen Gestik eben nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern dann gleich auch noch die andere Seite hinzuhalten. Was dann wahrlich eine Provokation ist, allerdings für die Provokanten! Zielgerichteten Blickes auf den Unterdrücker (Sklaven war es verboten seinen Herren in die Augen zu schauen – nur gesenkte Blicke waren erlaubt) und aufrecht stehend (Sklaven mussten sich als Gestik der Unterwerfung vor ihren Herren niederknien), widersprach somit jeder Jude dem Ansinnen von Unterwerfung und Demütigung. Das war Widerstand in ethischster Form!
Bis heute kniet ein aufrechter Jude vor nichts und niemand (auch nicht vor Gott) nieder, bis heute schaut ein aufrechter Jude in das Angesicht seines Gegenüber, bis heute hält er nur all zu gerne jeglichem Ansinnen von Unterdrückung seinen Freiheitswillen entgegen. Gott hat uns zur Freiheit, zur Liebe und zum Frieden aufgerufen, aber ebenso zum Widerstand und dem Kampf für diese Freiheit, Liebe und Frieden, damit wir Ebenbilder Gottes sind.
Nie hat Jesus einen Zweifel daran gelassen, dass er das ebenso sieht und wenn auch nur noch versteckt, so klingt dies doch aus jeder seiner Botschaften an.
Samu
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