http://www.20min.ch/news/schweiz/story/28830369
Minarett-Initiative

«Wir wehren uns gegen politische Islamisierung»
von Annette Hirschberg

Mit überraschenden 57,5 Prozent hat die Schweizer Bevölkerung das Minarett-Verbot angenommen. Gegenüber 20 Minuten Online sagt Hauptinitiator Walter Wobmann, warum er Erfolg hatte, ob er Vergeltungsschläge befürchtet und an welche Initiative er als nächstes denkt.

57,5 Prozent haben Ihre Initiative angenommen. Haben Sie mit so einem Erfolg gerechnet?
Walter Wobmann*: Wenn ich ehrlich bin: Nein, das habe ich nicht. Ich habe immer gedacht, dass es knapp wird. Aber die Initiative hat eben Leute mobilisiert, die sonst nicht abstimmen gehen. Das war entscheidend.

Wie erklären Sie sich den Erfolg der Initiative?
Die politische Islamisierung ist ein brennendes Thema in der Bevölkerung, das lange unter dem Deckel behalten wurde. Die Leute wollen dies aber nicht und haben darum Halt, Stopp gesagt.

Ist das nicht in erster Linie eine fremdenfeindliche Antwort?
Das stimmt nicht. Es geht darum, dass wir hier in einem abendländischen Kulturkreis leben und uns gegen eine politische Islamisierung unseres Landes wehren. Wir wollen aber die Muslims in ihrem Glauben nicht einschränken.

Haben Sie keine Angst vor negativen Reaktionen aus dem Ausland?
Das ist ein Volksentscheid darüber, wie wir unsere Gesellschaftsordnung gestalten wollen. Wenn wir solche Entscheide nicht mehr fällen dürfen, ohne dass uns jemand reinredet, dann sind wir kein demokratisches Land mehr. Wir reden den anderen Länder ja auch nicht in ihre inneren Angelegenheiten hinein.

Sie glauben also nicht, dass es zu radikalen Aktionen kommen wird?
Wenn ja, würde das zeigen, dass wir schon in den Fingern der Islamisten sind. Ich selbst habe aber keine Angst. Wer Angst hat, hat bereits verloren.

Die SVP kündigt bereits weitere Vorstösse an, wie konkret sind diese?
Konkrete Pläne haben wir noch keine. In den Diskussionen der letzten Monate hat sich aber gezeigt, dass etwa Themen wie Sonderregelungen für Muslime an der Schule Zwangsverheiratungen, Beschneidungen oder das Burkaverbot, das die CVP thematisiert hat, Fragen sind, die die Leute extrem beschäftigen.

Sie würden zum Beispiel eine gleiche Schulordnung für alle verlangen?
So etwas in der Art wäre eine Möglichkeit, die wir diskutieren werden. Denn die Leute wollen keine Sonderregelungen mehr für Leute aus anderen Kulturkreisen.

* Walter Wobmann sitzt für die SVP des Kantons Solothurn im Nationalrat. Er ist Hauptinitiator und Komiteepräsident der Anti-Minarett-Initiative.

(Anmerkung: Der Nationalrat in der Schweiz entspricht dem Bundestag in der BRD. Die SVP, die Schweizerische Volkspartei, ist grundsätzlich eine Partei des Mittelstandes und rechts von der Mitte. Auch die Eidg. Demokratische Union EDU, die Vertretung der Evangelikalen war in dieser Volksabstimmung sehr aktiv an der Seite der SVP.)