Lieber Seleiah,
ich glaube da kann ich aushelfen. Wenn ich mich nicht irre meint Jesfreric das sogenannte Libet-Experiment. Benjamin Libet war Physiologe und untersuchte in den 70ern die Arbeitsweise unseres Gehirns. Dazu lies er Probanten, die an ein EEG angeschlossen waren auf ein Uhr schauen und an einem beliebigen Zeitpunkt die Hand bewegen. Außerdem sollten sie sich merken wann sie denn Entschluss zur Bewegung gefasst hatten.
Herraus kam Erstaunliches: zwischen Hirnreiz und Handlung liegen etwa eine 3/4 Sekunde, was noch nachvollziehbar ist, aber die vom Probanten getroffene Entscheidung liegt ZWISCHEN den beiden Zeitpunkten, etwa 0.2 sek nach dem Hirnreiz...mit anderen Worten:
0.0 seK - unser Gehirn beginnt eine Handlung
0.2 sek - unser Bewusstsein erfährt von der Handlung
0.7 sek - die Handlung wird ausgeführt
Diese Erkenntnis lies Neurowissenschaftler die Frage nach dem Freien Willen neu bewerten, denn sie legte nahe dass unsere bewusst getroffene "Entscheidung" uns vom Gehirn diktiert wird (siehe Schopenhauer: "Ich kann zwar tun was ich will aber nicht wollen was ich will."). Man vermutet allerdings heute dass der Mensch wenn schon keinen tatsächlich freien Willen so doch einen freien Unwillen, also quasie ein bewusstes Vetorecht in Bezug auf seine Handlung hat, er kann diese also abbrechen. Auch lässt das Experiement die Frage nach langfristig getroffenen Entscheidungen, die keine konkreten aktuellen Handlungen vorraus setzen, etwa die Entscheidung in der Zukunft einmal zu studieren o.ä., außen vor.
Das Experiement ist wissenschaftlich anerkannt und keinesfalls neu. Zum nachlesen sei "Wer bin ich? Und wenn ja wie Viele?" von Richard David Precht Seite 146 ff empfohlen.
Mir jedenfalls reicht eine so perfekt Illusion eines freien Willen aus für das Gefühl selbstbestimmt zu leben. Außerdem kommt die Motivation für mein Hirn den (mir unbewussten) Reiz auszusenden ja auch aus mir und nicht von Außen.
Liebe Grüße!
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