Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei
Was die Bibel homosexuellen Christen und Christinnen mit auf den Weg gibt
"Gottes Handeln in der Welt, von dem die Bibel Zeugnis gibt, erfahren wir als befreiende Botschaft. Befreite Menschen lädt Gott in eine Gemeinschaft ein, in der Gerechtigkeit herrschen soll und die Menschenwürde beachtet wird. Dieses gibt vielen Lebensformen Raum zur Entfaltung gelingenden Lebens."
So lautet die Überzeugung der HuK, wie sie in der Grundsatzerklärung der HuK ("Präambel unserer Satzung") festgeschrieben steht.
Wie steht die Bibel zur Homosexualität?
Nicht selten werden Homosexuelle Christen aber mit einer Handvoll Bibelstellen konfrontiert, aus denen manche meinen, eine Ablehnung homosexueller Lebensweisen ableiten zu können. Vielen gläubigen homosexuellen Menschen haben etwa Paulus und sein erster Römerbrief oder das dritte Buch Mose schon schwere Gewissensbisse und innere Konflikte verursacht.
Doch die Bibel enthält auch viele Aussagen, die uns Mut machen können!
Stellen, die uns das Vertrauen darauf ermöglichen, dass Gott uns als Teil der Schöpfung gewollt hat und uns zu einer gleichberechtigten Teilnahme am christlichen Leben einlädt, in das wir uns mit allen unseren Fähigkeiten, Begabungen und Veranlagungen einbringen können:
Gott hat uns geschaffen, wie wir sind! Wir sind von ihm gewollt und erfüllen unsere Aufgaben in der menschlichen Gemeinschaft:
Weisheit 11, 24–26:
Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast, denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.
1. Petrus 4, 10–11:
Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.
Vor Gott sind alle gleich! Es kommt ihm auf den Glauben, nicht auf irgendeine Veranlagung an:
Galater 3, 26–28:
Ihr seid alle durch den Glauben Töchter und Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau (wir ergänzen: nicht Homos, nicht Heteros); denn ihr seid alle „einer“ in Christus Jesus.
Galater 5, 13:
Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! Wir erwarten die erhoffte Gerechtigkeit kraft des Geistes und aufgrund des Glaubens. Denn in Christus Jesus kommt es nicht darauf an, beschnitten oder unbeschnitten zu sein (wir ergänzen: nicht homosexuell oder heterosexuell), sondern darauf, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist.
Nur die Liebe zählt! Homosexuelle Christen können zeigen, dass sie aufrichtig der Liebe des Vaters nachfolgen und so Verantwortung übernehmen:
Johannes 15, 9–17:
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Ge-bot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Prediger 4, 9–12:
Zwei sind besser als einer allein. Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet. Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den anderen; einer allein – wie soll er warm werden?
Sirach 6, 14–16:
Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden. Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf. Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund; ihn findet, wer Gott fürchtet.
Die Bibel hat Respekt! Die Liebe zwischen Menschen des gleichen Geschlechts kann durchaus derjenigen zwischen Mann und Frau gleichwertig sein:
2. Samuel 1, 26:
David sagt: Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt, deine Liebe ist mir wundersamer gewesen als Frauenliebe ist.
Ruth 1, 16–17:
Ruth sagte (zu Naomi): Wohin du gehst, dahin gehe ich auch, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun – nur der Tod wird mich von dir scheiden.
Wenn Ihr
das nächste Mal darauf angesprochen werdet, dass die Bibel homosexuelle Liebe verurteilt und Ihr Euch als Christen nicht über Gottes Wort hinwegsetzen dürft, dann können Euch diese Bibelstellen vielleicht helfen, selbstbewusst darauf hinzuweisen, dass Ihr genau so aus der Bibel auch eine starke positive Kraft ziehen könnt, die Euch stützt und trägt.
Wenn Ihr mit Euren Gefühlen kämpft und Angst habt, dass sie mit Eurem Glauben im Widerspruch stehen könnten, dann lest diese Bibelstellen aufmerksam und lasst sie auf Euch wirken.
Seid Euch dessen bewusst, dass die Autoren der Bibel einen homosexuellen Lebensstil, wie er heute gelebt wird, noch nicht gekannt haben können. Deshalb haben sie diesen auch nicht bei den scheinbar eindeutig homosexuellenfeindlichen Stellen nicht im Blick haben können.
Wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt, wie Ihr mit den Aussagen der Bibel umgehen könnt, empfehlen wir Euch die Bücher
Streitfall Liebe (von Valeria Hinck)
Biblische Plädoyers wider die Ausgrenzung homosexueller Menschen
pro literatur verlag, 2. Auflage 2007
Homosexuell (von Hans-Georg Wiedemann)
Das Buch für homosexuell Liebende, ihre Angehörigen und ihre Gegner
Kreuz-Verlag, 3. Auflage 2005
Das Lied der Liebe kennt viele Melodien (von Peter Bürger)
Eine befreite Sicht der homosexuellen Liebe
Publik Forum Verlag, 3. Auflage 2005
Quelle: http://huk.org/allgem/bibel-nicht-gut-allein.htm
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