Unchristlich und lieblos ist es, homosexuell liebende Menschen mit Unzucht gleichzusetzen. Wie kann man das menschsein und christsein voneinander trennen? Gehört nicht beides unmittelbar zusammen? Ich jedenfalls kann es nicht. Beides gehört für mich zusammen.

Gott legt keinen Wert auf sinnlose und lieblose Einschränkungen der natürlichen Lebensfreude, nein, im Gegenteil - Gott ist ein großzügiger Geber guter Gaben. Ich denke, das zentrale und wichtigste Wort ist "Gott ist die Liebe" - dieses Wort wird in seiner wahren Bedeitung erst spürbar, wenn wir alle bereit sind auch danach zu handeln und zu leben. Jesus lehrt uns, dass Liebe - zu Gott und zu den Menschen, egal ob hetero, homosexuell, lesbisch,bisexuell - das wichtigste am christlichen Glauben ist. Wer in der Lage ist das zu begreifen, der kann das Menschsein und das Christsein nicht voneinander trennen. Die Liebe zu mir selbst wird in der Bibel so ernst genommen, dass sie gerade zu als Maßstab gilt, an dem ich meine Liebe zum Mitmenschen messen soll und muss. Ein Mensch, der gelernt hat, sich zu akzeptieren, braucht vor seinen Mitmenschen nicht mehr Verstecken zu spielen.

Jeder homosexuell liebende Mensch hat ein Recht darauf, so zu leben, wie er will - so will es Gott! Jeder Mensch braucht den Kontakt zu anderen Menschen, die Nähe, denn sie gibt uns ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Nähe ist Intimität, ist Vertrautheit, ist Gehaltenwerden, ist Wärme. Ohne Nähe zu anderen Menschen würden wir seelisch verkümmern.

Ich glaube an die Liebe, an die Macht der Liebe und an die erfüllende Beziehung zweier Menschen, egal welchen Geschlechts auch immer. "Glaube, Liebe Hoffnung. Aber die Liebe ist die grösste unter ihnen" - so lesen wir es im 1. Korintherbrief. Das sind für mich gute und bewährte Grundwerte - sie gelten für jeden. Ich glaube schon, dass es sich lohnt, das Leben darauf aufzubauen - dies gilt auch für die homosexuell liebenden Menschen. Glaube, Hoffnung, Liebe - das können doch Kraftquellen sein, die dem Leben Halt geben.

Der Segen unseres Gottes möge allen Menschen - auch den homosexuell liebenden Menschen und all den HIV Kranken - einhüllen in die Zärtlichkeit seines Sohnes Jesu. Ich grüße euch alle mit einem Schalom.