So, nun war ich sogar noch ein wenig schneller als gedacht :-)

Nun, wie ich sagte: „für mich ist klar, was die Bibel zum Abendmahl sagt“. Das heißt nicht, dass ich 100%ig Recht haben muss. Ich verstehe es einfach so:


Zunächst einmal muss man ein Jünger Jesu sein, um am Abendmahl teilnehmen zu dürfen;
Die Bibel berichtet davon, was Jesus beim Einsetzen des Herrenmahls sagte:

Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“

Wichtig finde ich hier zwei Punkte:
1. „Tut dies zu meinem Gedächtnis“
Man kann seiner nur gedenken, wenn man an ihn glaubt.
Beispiel: Jemand geht nie in die Kirche, hat keinen Bezug zur Person Jesus bzw keine Meinung darüber, ob es ihn gibt, wird nun aber auf eine Hochzeit eingeladen, wo es auch Abendmahl gibt. Er nimmt daran Teil, weil er nicht auffallen will. Doch dabei denkt er mit größter Sicherheit nicht an das, was Jesus auch für ihn am Kreuz getan hat. Damit widersetzt er sich dem, was Jesus als Rahmenbedingung für das Abendmahl festgesetzt hat.

2. „Der neue Bund“
Wie kann ich an einer Handlung, die zum neuen Bund gehört, teilnehmen, wenn ich nicht teil dieses Bundes bin? Ich muss da erstmal den Bund eingehen, dann kann ich mitmachen.
Ich kann mich ja auch nicht bei der Betriebsfeier einer Firma durchfuttern, wenn ich mit dieser Firma nichts zu tun habe.

In Mt 22,11-13 wird beschrieben, wie Gott Menschen zurückweist:
Als aber der König hereinkam, die Gäste zu besehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war. Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid hast? Er aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände, und werft ihn hinaus in die äußere Finsternis; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.

Hier geht es nicht direkt um das Abendmahl sondern um das Zusammensein mit Gott, doch ich finde, nichts anderes ist das Abendmahl, wenn auch auf rituelle Weise.
Und für mich ist dieses fehlende Hochzeitsgewand einfach die Gerechtigkeit Jesu, die wir wie ein weißes Hemd anziehen dürfen. Wer es nicht trägt, kann nicht vor Gott treten.


Dann als nächstes: wann sollte auch ein Christ auf das Abendmahl verzichten?
1. Kor. 11,27 sagt:
Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.

Was nun unwürdig bedeutet, ist die Frage.
Die revidierte Elberfelder kommentiert dazu, es handle sich um ein Adverb. Also „in unwürdiger Weise“, was ein Unterschied wäre zu „im Zustand des Unwürdigseins“.

In jedem Fall aber ist für mich „unwürdig“, dass man nicht rein vor Gott treten kann. Das ist aber so, wenn nicht alles bereinigt ist. Zwar reinigt mich das Kreuz von aller Sünde, aber ich denke, wenn die Sünde gerade im Gange ist, muss sie doch erstmal beendet werden…
Wenn ich also z.B. im Streit mit Geschwistern bin, muss ich ihnen zumindest vergeben.

Gerade auf so ein Beispiel komme ich durch ein Wort von Jesus:
Mt 5,23:
Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe dar!

Hier geht es zwar nicht ums Abendmahl sondern ums Opfer darbringen, doch ich denke, beides ist ein vor-Gott-treten.
Und um Gemeinschaft mit Gott haben zu können, bedarf es der gerade beschriebenen Reinheit.
Aber ich habe auch schon auf’s Abendmahl verzichtet, weil ich wusste, dass ich in dem Zeitraum gerade etwas tat, was vor Gott nicht ok war und was ich erst klären musste.
Ebenso verzichtet ein Freund derzeit darauf, weil er mit Gott im Konflikt steht. Wie könnte er mit ihm essen, als wäre nichts, doch in Wahrheit wissen beide, dass es Beziehungsprobleme gibt?


Noch ein Wort zu deiner Frage, Poetry:
Ich frage mich, ob Jesus auch "normalen Menschen" den Tisch, das Brot und den Wein verwehrt hätte?
Ich denke einfach, man muss unterscheiden zwischen dem barmherzigen Einladen eines jeden zum normalen Essen und der symbolischen Handlung des Abendmahls, die innerhalb des Bundes geschieht.

Ok, ich hoffe, ich konnte meine Aussagen ein wenig aufschlüsseln 
Liebe Grüße!