Betrachtet man die immer mehr zunehmende Gottlosigkeit unserer heutigen Welt, dann möchte man manchmal zweifeln, wie sich daraus noch Menschen bekehren können? Aber gerade über diese Möglichkeit handelt das Zeugnis meiner Bekehrung.
Ich wurde in solch eine gottlose Welt hineingeboren, als ich 1958, als viertes Kind einer Architektenfamilie das Licht der Welt erblickte. Es waren die „Wirtschaftswunderjahre" in Deutschland. Wir waren wohlhabend, lebten in einem eigenen Haus, das so groß war, das jedes Kind sein eigenes Zimmer besaß.
Äußerlich hatten wir alles. Obendrein war ich das verwöhnte, jüngste Kind der Familie. Schnell lernte ich mich gegen meine älteren Geschwister zu behaupten und bildete so meine eigene, kuriose Persönlichkeit. Irgendwo hatte ich alles und irgendwo war ein unsagbare Leere. Diese tiefe Inhaltslosigkeit brachte mein Leben bereits als Jugendlicher in Konflikte. Noch in der Schule erfuhr ich meine Unglücklichkeit dermaßen, das ich Selbstmord begehen wollte. Ungefähr mit 17 Jahren wollte ich mir, im betrunkenen Zustand, meine Pulsadern aufschneiden. Ich hatte damals eine Freundin nach der anderen, suchte Vergnügen im Rauchen, im Alkoholrausch, und sogar mit Rauschgift. Das war meine Art von Leben. Auf der einen Seite war ich ein vergnügungssüchtiger Angeber, der sehr selbstsicher zu sein schien. Auf der anderen Seite fühlte ich mich einsam, unverstanden und war voller Minderwertigkeitskomplexe, voller Haltlosigkeit.
Nun hatte ich in meiner Familie gelernt, was es heißt seinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Intelligente Logik galt sehr viel. Aber in diese Welt passten gewiss keine Glaubensdinge. So geschah es auch, das ich mich ganz bewusst gegen jede Art von Religion entschied. Der Religionsunterricht in meiner Schule war freiwillig. Natürlich war ich einer der ersten meiner Klasse die dort austraten. Entgegen all meiner anderen Mitschüler ließ ich mich nicht konfirmieren. Ich wollte nie etwas mit solchen „unvernünftigen Hirngespinsten" zu tun haben.
Damals war ich ein Rebell gegen jede bestehende Ordnung. Mein Leben wurde immer wilder, was sich auch in meinen schulischen Leistungen niederschlug. Ich blieb sitzen.
Meine Situation wurde so unhaltbar, das meine Eltern entschieden ich sollte mich nicht bis zum Abitur weiterquälen, sondern die Schule mit der „mittleren Reife" abbrechen und zur See fahren. Na, das gefiel mir sehr gut! Endlich weg von zuhause und die große, weite Welt kennenlernen! Endlich das große Abenteuer und ein wahres Glück erfahren!
Wenige Monate später befand ich mich schon auf hoher See mit „Richtung: neues Leben". Ich war 18 Jahre alt und begann eine Berufsausbildung um Kapitän werden zu können. Wir hatten auf dem Schiff einen halben Tag Schulunterricht und die andere Hälfte des Tages praktische Ausbildung. Alles war am Anfang sehr toll und interessant. Aber mit der Zeit entdeckte ich, das auch diese neuen Umstände mich nicht glücklich machten. Ich war genauso unausgeglichen und unerfüllt wie zuvor. Alkohol war an Bord steuerfrei, also sehr billig, was mich noch tiefer in diese Gebundenheit führte.
Bald schon hatte ich solche Konflikte mit meinen Mitgesellen, das ich in Schlägereien verwickelt wurde. Wir waren ungefähr 30 Männer aus den verschiedensten Nationalitäten. Kein Wunder gab es da Reibereien!
Doch zum Glück lernte ich gerade in dieser Zeit einem anderen Seefahrtschüler näher kennen. Er war ein junger Mann meines Alters, der zur gleichen Zeit mit der Ausbildung begonnen hatte. Aber dieser Jugendliche war bemerkenswert. Sein Spitzname lautete „Pit" und sein Spottname lautete „Jesus" (in englischer Aussprache). Auf dem ganzen Schiff war er als ein Christ bekannt. Doch er redete nicht viel darüber, sondern lebte ein erstaunliches Leben.
Ohne Alkohol, ohne wilde Partys, ohne böse Schmutzwörter aus seinem Mund, war er einfach ein netter, hilfsbereiter Kamerad. Er tat niemandem etwas böses, sondern versuchte für jeden, soweit es ihm möglich war, ein guter Freund zu sein.
Nun kann ich mich bis heute noch daran erinnern, wie er jedes Mal vor dem Essen seinen Kopf neigte, die Hände faltete und in der Stille betete. Ein Matrose, der vor dem Essen betet! Wo gibts es denn so etwas? - Als ich das das erste mal sah, stach es mir richtig ins Herz! Wie war so etwas möglich? Konnte Pit noch normal sein? - Aber er schien im Kopf doch ganz klar zu sein! Obendrein war er auch ein ganz fröhlicher Kerl. Also keinesfalls solch ein lebensuntüchtiger „Klosterbruder".
Langsam aber sicher merkte ich, das Pit etwas hatte, was mich beeindruckte. Er war ausgeglichen, er war zufrieden mit seinem Leben, ja, er schien wirklich glücklich zu sein! Ohne mit diesem ständigen Auf und Ab von extremen Gefühlswellen kämpfen zu müssen, so wie ich es tat.
Die Monate unserer Seefahrtszeit vergingen. Doch dann gab es solche Auseinandersetzungen, das wir die Zimmer tauschten. Und nun kam ich ausgerechnet mit diesem Christ in ein Zimmer. Ich zog bei ihm ein. Deshalb konnte er mir 3 Bedingungen stellen: Kein Rauchen im Zimmer, kein Saufen im Zimmer und keine Pornofotos an die Wände hängen! - Na ja, ich erklärte mich einverstanden und war nun bei einem Christen eingezogen.
Was gab es da dann noch so Außergewöhnliches bei diesem Christen? - Er las immer wieder nur in einem Buch, nämlich in seiner Bibel. Das konnte ich gar nicht verstehen: „Wie kann man so oft und so lange nur in einem Buch lesen?" Schließlich wurde ich deshalb etwas interessiert und wollte auch einmal in seiner Bibel lesen.
Wohlgemerkt verspürte ich nach wie vor überhaupt kein Interesse an Religion. Im Gegenteil hatte ich mir vorgenommen in seiner Bibel die Fehler zu finden. Ich war so überzeugt von meiner Klugheit, das es mir ein Leichtes schien, einfach Fehler aufzufinden und dann Pit davon zu überzeugen, das alles nur ein „Unsinn" sei. Nun gut, Pit lieh mir seine Bibel mit dem Hinweis, ich sollte zuerst einmal die Geschichte von Jesus lesen.
Kurze Zeit später fragte ich ihn, wo denn in der Bibel überhaupt etwas von Jesus zu lesen sei? Ich hatte vorne, im Alten Testament, angefangen und konnte nirgends etwas finden! Noch nie hatte mir jemand erklärt, das die Bibel aus zwei Teilen besteht. Schließlich zeigte Pit mir, wo das Neue Testament anfing und ich begann zu lesen.
Sogleich stieß ich auf die „Weihnachtsgeschichte". Das war wohl das Einzigste, was mir irgendwie bekannt war. Doch hatte ich dabei sofort den Beigeschmack von meinem Hohn und Spott über solche „Märchen", wie z.B. die Jungfrauengeburt. So etwas gab es für mich nicht. Das konnte nie wahr sein. -
Doch welch ein Glück, das ich daraufhin die Bibel nicht sofort wieder weglegte, sondern weiter las! Ein Kapitel nach dem anderen, kamen neue, für meinen Verstand unerklärbare, Geschichten. Zeichen und Wunder, Heilungen... das waren Dinge, mit denen ich nichts anfangen konnte und die ich noch nie für wahr gehalten hatte. Trotzdem las ich weiter.
Warum las ich überhaupt noch weiter? Hatte ich nicht schon genug „Beweise", das die Bibel ein Märchenbuch sein musste? Warum ich mit dem Lesen nicht aufhörte, kann ich nicht mehr sagen. Aber heute weiß ich, das es ein Geschenk aus dem Himmel sein musste. Ich nahm nicht meine gewohnte kritische Rebellenhaltung ein, um alles abzulehnen. Statt dessen begann mich langsam aber sicher die Persönlichkeit von Jesus Christus zu beeindrucken. Kapitel für Kapitel entwickelte sich so ein bißchen Sympathie für diese im Evangelium beschriebene Hauptperson. Ich las einfach weiter und ab und zu konnte ich mich bei der Frage ertappen: „Und was, wenn es doch wahr gewesen ist?" - Dann überfiel mich aber immer wieder meine überstarke, menschliche Logik und ich antwortet mir selbst: „Das kann ja alles gar nicht sein!" -
Die Tage vergingen und schließlich kam ich bis zur Kreuzigungsgeschichte. Um ehrlich zu sein, ich hatte davon noch niemals bewusste etwas gehört. Wenn ich z.B. irgendwo das Symbol eines Kreuzes sah, dann hatte ich noch nie gewusst um was es dabei eigentlich ging. Jetzt erfuhr ich es das erste mal in meinem Leben! Diese Geschichte beeindruckte mich so sehr, das ich irgendwo begriff, das es hier nicht um etwas „Menschengemachtes" ging. Das war so enorm, das Jesus mir doch irgendwie als göttlich erschien. Nicht wegen seiner Wunder (an die ich ja nicht wirklich glauben konnte), sondern wegen seiner Liebe, das er es trotz all seiner Vollmachten zuließ, das man ihn so schrecklich ermordete. So handelt kein Mensch! Das war nicht menschlich!
Bei dem allen kam es mir aber nie in den Sinn, um nun das Gelesene derart auf mich anzuwenden, das ich mich bekehren sollte. Nein, solch eine Schlussfolgerung stand mir absolut fern!
Nun ja, ich hatte mir so manche Gedanken gemacht. Ich hatte das Evangelium so weit gelesen und konnte doch keine solchen Fehler finden, um die Bibel eindeutig als Lüge zu entlarven. Auch hatte ich gar kein weiteres Interesse meinen Freund auf einen „besseren Weg" zu bringen. Schließlich merkte ich ja auch, das sein Lebensweg ihn durch und durch zu befriedigen schien.
Aber dann kam der Abend meiner Bekehrung. Wenn ich an diesen Abend zurück denke, dann kann ich bis zum heutigen Tag nicht völlig begreifen, was für ein Wunder mir damals zuteil wurde? Es war ein Abend, der mein ganzes Leben um 180 Grad drehte und alles veränderte. Es geschah etwas mit solcher Spontanität und Heftigkeit, das ich niemals von mir selber dazu im Stande gewesen wäre.
Pit und ich waren zu zweit in unserem Zimmer. Er saß noch an unserem kleinen Schreibtisch und ich lag bereits zum Schlafen in meiner Koje. Dann kam ein Gedanke in meinen Sinn, der mich bis in mein Innerstes hinein erschütterte. Der Gedanke war ein Befehl. Der Befehl lautete: „Gehe auf deine Knie!" - Was war das für ein komischer Gedanke? - Ich versuchte ihn loszuwerden, wie man versucht eine unerwünschte Vorstellung abzuschütteln. Zu meinem Unbehagen, blieb der Gedanke aber nach wie vor, mit all seiner erschreckenden Wirklichkeit, fest in meinem Gemüt eingeprägt. Je mehr ich dagegen kämpfte umso stärker stand er einfach da! - „Gehe auf deine Knie!" - es ließ mich nicht mehr los. Dann überdachte ich mir die Folgen einer solchen Möglichkeit. Ich wusste eindeutig, vor wem ich auf meine Knie gehen sollte, nämlich vor diesem biblischen Jesus. Auch wusste ich, das ich damit niemals ein Spielchen machen würde. Entweder ich knie jetzt nieder und dann wird dieser Jesus mein Gott werden, oder ich lasse es. Ich wusste ganz genau, welch eine folgenschwere Tragweite so ein Hinknien für mich haben würde! Gerade der Gedanke daran lies mich umso mehr erschrecken. „Ich beuge mich doch nicht vor einem unsichtbaren Gott!" „Nein! Nein, ich will mich doch nicht bekehren!" - Doch der inspirierte Gedanke blieb hartnäckig bestehen: „Geh auf deine Knie!"
Noch nie im Leben hatte sich in meinen Gedanken solch ein Konflikt abgespielt. Es war mir irgendwie völlig unerklärlich. So ein Gedanke stammte absolut nicht von mir. Ich hatte mir das niemals selbst ausgedacht. Und obwohl mir der Gedanke überhaupt nicht behagte, verließ er mich nicht, sondern wurde immer eindringlicher.
Ich hatte damals noch keine Ahnung, das Gott durch Inspiration direkt in die Gedanken eines Menschen reden kann.
Ich kämpfte regelrecht gegen diesen fremden Einfluß. Aber er ließ nicht locker! Schließlich kam ich innerlich zu der Entscheidung meines Lebens. Ich widerstand dem folgenschweren Gedanken nicht länger sondern übergab mich, um dem Befehl zu gehorchen. Ich kroch die vielleicht 30 cm aus meiner Koje und kniete mich vor dem Bett hin, wie es jemand tut, der betet. Dort kniete ich und wusste, das es die schwerwiegendste Tat meines Lebens war. Ich betete aber gar nicht, auf alle Fälle nichts so bewusstes, das ich es heute noch wüsste. Entscheidend war nur allein das ich der Inspiration gehorcht hatte und willig war mich vor Jesus Christus zu beugen.
Dort vor meinem Bett kniend wusste ich genau, dass mein Leben sich gründlich verändern würde. Ich sah mich schon als Christ! Ich wusste genau, wo mein Alkohol, meine Pfeife, meine hässlichen Ausdrücke usw. landen würden. Mit all dem war es vorbei. Jetzt kam ein neues Leben! - All das war mir völlig klar und mußte mir nicht erst erklärt werden. Von diesem Kniefall an war es eine Vereinbarung zwischen mir und meinem Heiland: Jesus wurde von dem Moment an mein Gott!
Auf dem Schiff machte sich schnell die Kunde breit: „Nun haben wir noch einen „Jesus" an Bord!"
Dieser Eingriff des Hl.Geistes in meinem Leben wurde so durchschlagend, das ich damals tatsächlich das erlangte, wonach es mich immer schon verlangt hatte: Ein glückliches, sinnvolles Leben!
Dank diesem Eingriff durfte ich letztes Jahr, in der Erinnerung an jenen Abend auf dem Schiff, meinen 50.jährigen Geburtstag feieren. Bis zum heutigen Tag habe ich diese Entscheidung für Jesus Christus keinen Augenblick meines Lebens bereut!