Ich dann auch mal mit Teil 2: :-)
Zitat:
ich hab ja Grundsätzich gar nichts gegen Texte und Erzählungen. Sie dürfen nur nicht zum Götzen werden.
Bzgl. den Texten des Klerus muss ich jedoch sagen daß ich diese als Apokryphen betrachte und ich - wie aber ja schon oft gesagt - einer "Traditions-kirche" aus dem "Hause Roms" nicht trau weil Rom ein Unrechtssyytem war und eine offizielle rom-kirche dort nur Bestand haben konnte wenn es sich dem Kaiser entweder unterwirft oder gar selbst die Kaiserschaft anstrebt... was imho alles auch geschah.
Und daß des Kaisers Kirche unabhängig vom Kaiser --> Theologie betreiben konnte --> glaub ich keine Sekunde.
Ich fürchte wir kommen hier leider keinen Schritt weiter. Ich lass dir gerne deine Meinung, aber ich glaube du verstehst nicht richtig, wie sich religiöse Lehren in der Welt verbreiten konnten und verbreitet haben.
Was die Inspiration für dich jetzt zuverlässiger macht, als das geschriebene und gesprochene Wort, find' ich leider in deiner Aussage auch nicht beantwortet. Aber lassen wir das...
Zitat:
Lehrte Meister Eckhart nicht beständig und regte dazu an Gott durch "die innere Einkehr" zu erfahren? Ist das in deinen Augen - aufgrund meiner Verkürzten Aussage - nun plötzlich Falsch? Bin irritiert.
Nein, das ist nicht vollumfänglich falsch, aber Meister Eckhart konnte philosopisch darlegen, was da passiert und wie es in das Leben des Menschen konkret hinein wirkt. Der sprach nie von Inspiration, lehrte nie eine bestimmte Praxis der inneren Einkehr, sondern sprach auf Grundlage von biblischen und philosophischen Texten von Lebenserfahrungen und den darin wohnenden Möglichkeiten Gott in uns lebendig werden zu lassen.
Zitat:
Nee ich meinte ein anderes Zitat wo Meister Eckhart direkt Bezug nahm auf "des zu vielen Lesens" vs. "innere Erfahrung Gottes".
Ein Lebemeister ist nötiger denn tausend Lesemeister?
Zitat:
Also wer sich so betrachtet daß er "selten zu Hause ist" und deshalb Gott in sich nicht erfahren kann und daher lieber in seinen religösen schriften nachlesen möchte "wie's nach Hause geht" --> Ja warum nicht?
Immer noch besser als die Flinte ganz ins Korn zu werfen find ich.
Findest du deine Aussage hinsichtlich der Tatsache, dass viele Menschen Gott suchen und ihn vielleicht doch nicht so recht finden können, ein bisschen arrogant? Ich meine, sehr sehr viele Menschen haben den Eindruck, das sie nicht zu Hause sind und sehnen sich nach ihrem Daheim. Diese dann auf die Inspiration zu verweisen, ohne ihnen konkret zu sagen, was das überhaupt sein soll, halte ich für wenig hilfreich. Texte werden da verbindlicher und wie ich finde wirken sie auch hilfreicher.
Zitat:
Mein Vorwurf an das römische Kriegs-Imperium samt seiner installierten Kirche, oder dem false-Judentum in welchen Jesus aufwuchs, oder dem Nazi-Reich, ist in erster Linie daß sie Grausam waren... Steinigungen... Kreuzigungen... Verbrennungen... Vergasungen... Kriege. Und wie sich solche "Reiche" nennen ist für mich nebensächlich. Das Rom-Reich zähl ich aber natürlich schon auch dazu.
Wenn es jetzt lediglich nur das wäre, daß halt bei den religiösen ÜBerlieferungen nicht alles 100% klappte und hier und da mal ein kleiner Einschub passierte und hier und da mal was wegelassen wurde etc... ... wär mir das egal.
Aber nicht bei der Betrachtung Gesamtbilds...
Du hast natürlich recht, dass es in der Geschichte grausame Reiche gab und gibt, aber sind die heutigen säkularen Reiche denn weniger grausam? Die verfolgen unabhängig von Religionen und Göttern ihre Machtinteressen und plündern "Mutter Erde" aus, unterdrücken Länder, weil sie reich an Bodenschätzen sind, vernichten Regenwälder, damit wir uns Cremes ins Gesicht schmieren können, töten milliardenfach unsere Mitgeschöpfe, um billiges Fleisch auf die Teller der gestressten und "burn-out-bedrohten" Menschen der Wohlfahtsgesellschaft bringen zu können usw usf. Ich finde nicht, dass die heutigen Gesellschaften weniger grausam sind.
Zitat:
Ja genau das meinte ich auch. Da haben wir dann anscheinend aneinander vorbei geredet. Wunderte mich doch sehr daß Du ausgerechnet diesen (imho --> Kernaspekt) seiner Lehren plötzlich als Falsch bezeichnetest...
Wie kommst du darauf, dass ich das als falsch betrachten könnte? Weil ich die schriftliche und mündliche Überlieferung schätze und glaube, dass Gott durch die Bibel zu uns sprechen kann und will?
Zitat:
Ich meine aus diesen Deinen Fragen rauszuhören daß Du etwas (ich nenn es jetzt mal --> ) Unvertrauen hast bzgl. der Inspiration Gottes... daß diese auch bei einem Selbst "gut genug" ankommt.... Und stattdessen Dein Vertrauen mehr in das "äußere Schriftwerk" setzt. Kann das sein? Oder scheint es grad nur so im Kontext?
Ich bin gegenüber der Inspiration jedenfalls nicht weniger kritisch eingestellt, als gegenüber der schriftlichen und mündlichen Überlieferung religiöser Lehren. Inspiration muss meiner Meinung nach sagen können was sie ist und wie sie sich einstellt, damit man überhaupt wissen und verstehen kann, dass sie tatsächlich mit Gott verbindet und nicht mit z.B. den eigenen Wünschen und Begierden eines unbewussten Machttriebes.
Zitat:
Kein Mensch ist ohne Fehler und Defizite und all das färbt unweigerlich auch auf die Inspiration ab. Unumgänglich. Seis bei einem selbst... sei bei anderen. Dieses "Dilemma" existiert also so oder so.
Man kommt deshalb, so oder so, nicht drum herum all seinen Defiziten ins Auge zu sehen und diese - Stück für Stück - im laufe seines Lebens versuchen aufzulösen.
Hat gleich zwei gute Effekte. Erstens befreit man sich selbst - mit der Zeit - immer mehr und mehr von seinen eigenen "inneren Stopper" und "Blocker"... und gleichzeitig öffnet man sich immer mehr und mehr für Gottes Inspiration.
Viele umgehen diese "innere-Arbeit" indem sie sich auf "das Äußere" konzentrieren. Im Kontext unseres Dialoges wäre das zB sich selbst als unwürdig oder unfähig betrachten Gottes Inspiration aufzunehmen... Oder Angst haben daß sie was falsches verstehen ... oder der Teufel ihnen was ins Ohr flüstert etc...
Verstehe ich dich da richtig, dass für dich die Inspiration im hohen Maße mit der Beschäftigung der eigenen Defizite zusammenhängt? Wie machst du denn dann diese Defizite aus? Also was sagt dir denn, dass du da ein Defizit hast an dem du arbeiten solltest? Sind es nicht gerade Texte, Bilder, Geschichten und die damit verbundenen Erfahrungen, die dir diese Defizite bewusst machen?
Und ist nicht ganz grundsätzlich ein auf Defizite orientierter Blick problematisch und eine Konzentration auf die eigenen Stärken eventuell sogar nützlicher?
Zitat:
Derweil Gott uns ja immer recht Nah ist. Das einzige was uns "blockt" sind unsere eigenen innere Stopperer. Das ist die eigentlich "Arbeit"... all diese loszulassen.
Weißt du, ich habe die Beobachtung gemacht, dass sich nicht wenige Menschen schon recht früh in ihrem Leben auf bestimmte Überzeugungen festlegen und sich anschließend vorallem darum bemühen, ihre Überzeugungen in irgendeiner Art und Weise immer und immer wieder bestätigt zu bekommen.
Das hat auch hirnorganische, respektive -physiologische Gründe und kann deshalb durchaus als normal bezeichnet werden. Wir ändern unsere Ansichten halt nicht so gerne, weil es für das Hirn einen sehr großen Energieaufwand bedeuten würde und das Hirn ist grundsätzlich eher faul und bleibt lieber bei dem, was es bereits weiß.
Infolgedessen betrachte ich als einen der größten "Stopper" die Trägheit unseres Denkapparates. Und um diese zu überwinden, möchte ich mich persönlich nun eher nicht in erster Linie auf meine Inspirationen verlassen. Wobei ich natürlich sofort zugeben muss, dass gerade besonders eindrucksvolle und intensive Inspirationen die Macht haben, dass gewohnte Denken umzudrehen und auf diese Weise zu verändern.
Man kann dem aber auch nachhelfen, indem man z.B. gute Bücher liest und die darin enthaltenen Bedeutungsebenen freizulegen versucht, sich mit Menschen unterhält und das von ihnen Gesagte auf sich offen wirken lässt und sich nicht zuletzt ein offenes Wesen bewahrt, dass seine Freude an Veränderungen hat....
Zitat:
Irgendwann mal werden wir sterben und dann haben wir auch keine kirche ... keine bibel ... keine religion... keine Schriften.... die ganze (materielle) Welt ist einfach futschi und wir stehen mit unserer Seele "allein" da. (wobei das ja auch nicht wirklich stimmt... mindestens Gott ist ja immer noch genauso nah bei/in uns wie ja schon zu Erden-Lebzeiten )
Was dann? Mir kommt grad der Gedanke daß das bestimmt auch ein Grund ist warum "die Angst vor dem Tod" existiert. Die "ganze Welt" ist weg und alles an was man sich innerdhalb ihrer klammerte...
Das finde ich von dir sehr sehr schön ausgedrückt, beschreibt es doch die grundsätzliche Not, in der sich der Mensch befindet, auf sehr eindrucksvolle Weise. Tatsächlich muss man irgendwann von allem loslassen und das ist sehr schwer. Sich diesbezüglich mit dem Unumgänglichen beschäftigen ist sicher sinnvoll. Aber umso weniger kann ich verstehen, wieso du offensichtlich der Kirche, der Bibel, der Religion und den Schriften so stark misstraust, dass sie dem Menschen in diesem Lösungsprozess eine Hilfe sein könnten?
LG
Provisorium