Hi adi,
also... ich bin nicht Lior und lebe nicht sein Beziehungskonzept. Aber wir haben uns schon oft drüber unterhalten und ich denke das ich ihn gut verstanden habe. Ich versuche mich jetzt mal daran auf deinen Post einzugehn und das zu erklären. Betonung liegt auf versuche Ich kann nicht versprechen das ich es genau so erklären kann wie Lior (der wird sich dieses WE wahrscheinlich auch eher nicht hier melden) aber du kannst ja nochmal fragen (wenn du willst) und Lior kann mich korrigieren falls ich hier quatsch rede.
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Ich schätze, ich kann es nicht so gut ausdrücken - mir will es einfach nicht in den Kopf, weshalb ich bspw. heiraten sollte und mir der Mann und ich ihm nicht "genug" sein sollte.
Ich kann deinen Gedanken gut verstehn. Wie gesagt...ich wäre auch nicht der Typ für eine offene Beziehung. Was aber mehr an mir selbst liegt, denn es fällt mir schwer mich einem Menschen zu öffnen und zu vertrauen. Wenn ich das bei einem Partner schaffe ist das super. Ich wäre aber glaube ich noch nicht soweit das ich mehreren Menschen gleichzeitig mich auf so ne Art öffnen könnte. Und ich gebe zu...bei mir würden sich Verlustängste breit machen wenn ich wüsste das mein Partner (ich habe übrigens keinen...ist jetzt nur fiktiv gedacht) einer anderen Frau nahe ist.
Aber in der offenen Monogamie ist es wohl so, dass einem der Partner, den man heiratet sehr wohl ausreicht. Das man nebenbei Liebschaften hat ist wohl möglich, aber kein muss und es bedeutet auch nicht dass das auf jeden Fall so sein wird. Ist also ein kann passieren und kein wird auf jeden Fall passieren. Wenn ich es richtig verstanden habe ist es wohl sogar eher selten oder eine Ausnahme. Das ist glaube ich der Unterschied zwischen offener Monogamie und Polyamorie. Bei dem ersten ist es u.U. möglich, dass wenn sich zwischen zwei Menschen was aufbaut, Intimität möglich sein kann und beim zweiten ist es von Anfang an so, dass es ein 3-er Ding ist (oder sogar noch mehr) und man sogar zusammen lebt, was bei der offenen Monogamie ja nicht so ist. Und die "Liebschaft" hat nicht die gleiche Stellung wie der Ehepartner. Mit der Liebschaft sind keine gemeinsamen Kinder möglich auch nicht das man zusammen zieht. Das hat derjenige nur und ausschliesslich mit seinem Ehepartner. Wenn ein Part aber Gefühle für einen anderen Menschen entwickelt darf er diesen nachgehen. Soweit ich weiß aber mit vielen Regeln, z.B. das es nicht auf Dauer ist, das es dem Ehepartner gegenüber offen gelegt wird und sowas.
Aber die Liebschaft wird die Kernfamilie nicht berühren... ist quasi nur die zweite Geige auf Zeit.
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Andere plantonische Freundschaften hat man eh, das ist klar, aber gerade, wenn ich heirate, drücke ich doch damit aus, dass mein Ehepartner etwas ganz besonderes ist (eben noch "besonderer", als jeder Andere.. ;-) ) und finde daher, dass es keinen Vergleich geben kann, der die Exklusivität in Frage stellen kann. Kein Schuhkauf und auch sonst nichts... also bitte, wirklich......^^
Ja wie gesagt, der Ehepartner ist und bleibt immer an erster Stelle, hat einen besonderen Status. Und nur dem Ehepartner steht es z.B. zu gemeinsame Kinder zu bekommen oder eine Partnerschaft für immer zu leben. Wenn eine Liebschaft entsteht (sorry...ich weiss einfach keinen besseren Ausdruck dafür) dann ist das immer nur auf Zeit, nicht für immer, auch keine richtige Partnerschaft, keine Hochzeit, keine Kinder, kein Zusammenleben...nichts dergleichen. Das steht nur dem Ehepartner zu. Man geh aber eben offen damit um falls sich bei iwem Gefühle für eine andere Person zeigen und gesteht dem Partner zu diese bis zu einem bestimmten Punkt auszuleben. Danach ist aber Ende. Der Grundgedanke dahinter ist, die Seele des Ehepartners nicht für sich zu beanspruchen, sondern ihn/sie als freien und selbstbestimmten Menschen anzuerkennen und die Bedürfnisse nicht auszubremsen oder zu untersagen, aus "niederen", anerzogenen Gründen wie z.B. Eifersucht. ABER... es muss natürlich jeder selbst wissen ob so eine Beziehungsform für einen selbst gut ist oder nicht. Es gibt Menschen die fahren damit sehr gut und werden genau wegen der Freiheit glücklich. Und die Ehe funktioniert wunderbar, besser vll als andere in denen tägliche Eifersucht und dauerhaftes Misstrauen nach und nach die Beziehung zerstört. Es gibt aber auch Menschen die so eine Beziehungsform nicht leben möchten- und das ist auch okay. Darum geht es ja...das man seinen freien Willen behält und eben so lebt wie beide es wollen. Ich denke jeder hat seine Gründe dafür, warum er sich für das eine oder das andere Beziehungsmodell entscheidet. Aber das ist der Punkt denke ich...die bewusste Entscheidung dafür oder dagegen. Und das ist okay. Beides. Am Ende muss man doch damit glücklich und zufrieden sein. Und Glück und Zufriedenheit erlebt jeder auf andere Weise oder? Lior empfindet das in der offenen Monogamie du empfindest das in einer reinen Monogamie. Ist doch in Ordnung. Ihr müsst nicht das Leben des anderen leben. Und jetzt darüber zu entscheiden wer von euch Recht hat und wer nicht finde ich unsinnig. Ihr habt beide Recht. Denn ihr erlebt beide eure Ehe als richtig und glücklich, und zwar genau so wie ihr sie gestaltet. Es wäre nicht okay darüber zu richten welches "Glück" denn nun das echte ist. Ist beides echt.
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Ich kann mit anderen ins Kino gehen, oder was weiß ich, aber Sexualität in der Ehe ist mir einfach heilig - es gibt nichts, was dieser Ebene entspricht, dass ich meine Emotionen gegenüber anderen Menschen auf diese Art ausdrücken möchte. Und überhaupt - wenn es denn "nur" darum ginge, wäre es nicht die nächste Konsequenz, mich ebenso meiner besten Freundin gegenüber "auszudrücken"...? ;-)
Ne adi. Du hast hier den Gedanken das Sexualität das aller wichtigste ist. Tatsächlich ist es aber auch so (Lior muss das richtig stellen falls ich es nicht richtig verstanden habe), dass Sexualität eines von sehr vielen Möglichkeiten ist Zuneigung oder Liebe auszudrücken. Das heisst wenn einer Gefühle für einen anderen entwickelt, dann kann sich das über Sex zeigen, muss es aber nicht. Genauso denkbar wäre es z.B. das es sich nur über Kuscheln äußert oder nur über tiefsinnige Gespräche... das ist ja der Punkt, das es eben nicht nur um Sex geht. Zuneigung und Verbundenheit zeigt sich doch nicht ausschliesslich darüber...? Und Sexualität bedeutet nicht automatisch mit jemandem zu schlafen. Sexualität hat doch viele Facetten. Und sie ist kein Muss um Zuneigung auszudrücken.
Und es ist doch schon ein Unterschied zwischen "mögen" und "lieben". Meine beste Freundin mag ich, aber ich bin nich verliebt in sie. Also habe ich auch nicht das Bedürfnis mit ihr Sexualität zu teilen. Genauso hat Liebe verschiedene Gesichter. Ich liebe mein Haustier anders als mein Kind und liebe meinen Partner anders als meine beste Freundin und meine beste Freundin liebe ich anders als meine Schwester. Und die liebe ich anders als meine Großeltern....trotzdem liebe ich sie alle. Aber diese Liebe zeigt sich anders. Du steckst da aber mit deinem Vergleich mit der besten Freundin alles in die Schublade der Partner-Liebe. Dabei hat Liebe viel mehr Formen als nur diese eine. Das weisst du aber auch selbst.
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Dann wäre die Begründung für mich authentisch und nachvollziehbar. Wenn sich der Wunsch dieser Ausdrucksform ausschließlich/meist dem anderen Geschlecht gegenüber anmeldet.... hmm, das ist ein Punkt, den ich dann nicht mit der platonischen Liebe (die man beiden Geschlechtern gegenüber empfinden kann!) und die unbedingt ausgedrückt werden muss, in Verbindung bringen kann. Da "trau ich dem Frieden nicht", auch wenn ich niemandem absichtliche Täuschung vorwerfen würde, nur irgendwie passt da was nicht, finde ich..
Die Frage ist doch, muss das Argument für eine offene Monogamie für dich überall authentisch und nachvollziehbar sein? Ich denke nicht, denn du hast für dich eine andere Lebensform gewählt und bist damit glücklich. Ich kann auch nicht alles nachvollziehen was in die offene Monogamie gehört, aber es ist auch nicht wichtig ob ich das nachvollziehen kann. Jedem Menschen steht sein Glück zu. Und wenn für Lior das Erfüllung bedeutet dann sei es ihm von Herzen gegönnt. Wer bin ich denn, dass ich sagen darf dass sein Glück nicht authentisch und nachvollziehbar ist, nur weil ich es anders lebe?.... Es sagt ja auch niemand dass das Glück was rein monogame Menschen erleben nicht authentisch und nachvollziehbar ist. Es ist für diesen Menschen genau so richtig. Punkt. Also kann es so falsch dann nicht sein, auch wenn ich es für mich anders lebe :) ?
Das sich eine Liebschaft meist auf das andere Geschlecht bezieht ist klar... es sei denn man ist lesbisch/schwul/bi. Wobei das auch kein Garant ist. Wenn sich zwei Freunde (gleichgeschlechtlich) so nahe kommen, wäre das in der offnen Monogamie genauso möglich. Zumindest habe ich von Lior noch nie gehört das sich das ausschliesslich auf das andere Geschlecht beschränkt. Es geht eher darum, Gefühlen Raum und Ausdruck geben zu dürfen. Davon dass das nur das andere Geschlecht betrifft, war glaube ich nie die rede. Aber natürlich wurde es hier im Thread so beschrieben, weil wir alle heterosexuelle Menschen sind. Heisst aber nicht, dass es sich nicht auch aufs eigene Geschlecht beziehen könnte, wenn es so käme.
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Auch, dass die Freiheit des Partners wichtiger ist, als das Recht, das man sich selbst herausnehmen würde - ich weiß nicht, ob es nicht für manche - ich betone "manche"! - ein Vorwand ist, denn klar muss ich dem Partner gleiches zugestehen, wie ich es mir selbst erlaube.. So gibt es für mich viele Widersprüche und Ungereimtheiten..
Natürlich gibt es auch schwarze Schafe die das ganze ausnutzen und als Vorwand für eine Affäre nach der anderen nutzen. Aber wenn sich das herausstellt ist es auch keine offene Monogamie mehr. Denn die stützt sich ja darauf, dem Ehepartner gegenüber ehrlich zu sein. Wenn ich aber etwas als Vorwand nutze oder etwas ausnutze ist das ein unehrliches Verhalten und widerspricht dann dem offenen-ehrlichen Leitsatz(?).
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Aber ok, alles in allem hat jede Beziehungsform seine Vor- und Nachteile - zumindest aus menschlicher Sicht gesehen - vielleicht habe ich zu viel Ausnutzung und Egoismus in jungen Jahren miterlebt, und dass Frauen mit Schwangerschaften und eingeforderten Abtreibungen alleingelassen, oder immer weiter "benutzt" wurden. Mir sind Frauen bekannt, die liebend gern mehrere Kinder mit betreffendem Partner gehabt hätte, welcher sich vor der Verantwortung gedrückt und nur an sich selbst gedacht hat. Schlimm, wenn Frauen sich da nicht durchsetzen, bzw dann ihr gewolltes Kind nicht bestenfalls allein zur Welt bringen.. Mit diesen Worten bin ich daher aufgewachsen: Männer wollen nur das Eine....
Mit diesem Vorurteil habe ich leider auch zu kämpfen (Männer wollen nur das Eine, Männer sind alle gleich....). Das liegt an unseren schlechten Erfahrungen. Aber ich lerne gerade das nicht alle so sind und bemühe mich von diesem Klischee in meinem Kopf Abstand zu nehmen.... gelingt mir nicht immer, ist wie gesagt die Erfahrung. Aber andersrum dachte ich mal so.... wenn ein Mann schlechte Erfahrung(en) mit Frauen gemacht hat und dann durch die Welt geht und jeder Frau den Stempel aufdrückt "alle Weiber sind scheisse".... wie würde ich mich dann fühlen? Ich kann nichts dafür, dass es ihm Leben dieses Mannes Frauen gab, die seine Gefühle verletzt haben. Und ich weiss von mir selbst, dass ich so nicht bin. Ich würde nicht wollen das dieser Mensch, der mich vll gar nicht kennt, mit seinem Urteil abstempelt. Darum dachte ich mir so, wenn ich so nicht gesehen werden will, dann darf ich das aber auch nicht tun. Und darf auch nicht einfach alle Männer in eine Schublade stecken weil ich mit einem schlechte Erfahrung gemacht habe. Das ist zwar ne normale Reaktion, aber den vielen Männern, die eben nicht so sind, gegenüber iwie unfair. Darum versuche ich, mein Männerbild zu ändern.
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Auch wenn sich mein Leben Gott sei Dank in eine gute Richtung entwickelt hat, kann es natürlich gut sein, dass ich für dieses Threadthema nicht wirklich "geeignet" bin.. ^^
Gerade du bist dafür geeignet :) Wäre langweilig wenn alle immer die selbe Meinung hätten.
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Dass sich meine Lebenseinstellung zur Monogamie später auch durch die "Vorgaben" meines Glaubens bestätigt hat, passt, somit.... Thema erledigt.. ;-)
Der Glaube ist dann nochmal was zusätzlich was einen Menschen dafür/dagegen entscheiden lässt. Auch Glaube kann auf verschiedene Weise gelebt und vertreten werden...^^ Gibt ja schliesslich nicht nur das Christentum gell.
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Lieben Dank dir nochmal Thalestris und Lior, ich hoffe, du verstehst (jetzt besser?) worum es mir geht. Verletzen will ich dich auf keinen Fall und auch sonst niemand anderen..
lsg, saved/adi
Und ich hoffe das ich es richtig erklärt habe wie Lior es meint und hier keinen völligen Stuss laber^^ Ich verstehe dich aber adi, aber ich verstehe auch Lior.
Und ich verstehe mich...^^
Schönes WE
PS: Provisorium+Digido, euch antworte ich später auch noch
LG Thalestris