Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„Emor - Sage“, 3. Mose 21,1 – 24,23
Haftara-Prophetenlesung: Hesekiel 44,15-31
Kommentar
Die Kapitel 21 und 22 richten sich an den Hohenpriester (Aharon) und seine Söhne mit der Anrede ‘Sprich! – Emor!’. Die folgenden Kapitel 23 und 24 sind an das ganze Volk gerichtet, die Söhne Israel (hebr. Bene Israel), aber hier mit der Anrede ‘Befiehl! – Zaw!’ Ja, oft ist die Anrede des HERRN (aber auch Verlangen) an Seiner geistlichen Führung anders als zum Volk und Gemeinde.
Den Priestern werden einige Besonderheiten für ihr Verhalten auferlegt. Ein Priester soll zum Beispiel keine Geschiedene, Hure oder Witwe zur Frau nehmen (21,14; Hes. 44,22). Priester sollen „keine Glatze auf ihrem Kopf scheren, und der Rand des Bartes soll nicht rasiert werden“. Ein Priester soll sich keiner Leiche nähern, um sich dadurch nicht zu „entheiligen“, darum befinden sich bis heute auf jüdischen Friedhöfen für Cohanim (Priester) besondere Gelände, abseits von den Gräbern. Auf Abstammung vom uralten Priestertum deuten jüdische Namen hin wie Cohen, Cohn, Kahn, Kohn, Katz (Akronym von Kohen Tzedek) oder Asulai.
Der Priester, das geistliche Haupt des Volkes, muss laut Kapitel 22 auch körperlich fehlerfrei sein (22,19), damit sein Dienst nicht zum Gespött wird. Mit anderen Worten, beim Priestertum geht es um vollständige Reinheit, denn „Ihr sollt meinen heiligen Namen nicht entweihen, damit ich geheiligt werde in der Mitte der Söhne Israel...“ (22,32) Im Prophetenabschnitt in Hesekiel 44 lesen wir: „Und darin soll ihr Erbteil bestehen: Ich (der HErr) bin ihr Erbteil...“ (Vers 28). Sie und die Leviten erhielten kein Landerbteil.
Das ist es! Der Priester ist Repräsentant des heiligen Namens des HErrn. Seine ganze Lebensführung liegt offen vor den Augen des Volks und wird dieses hoffentlich anregen, ihm nachzueifern.
Ja, auf seinen Schultern liegt eine große Verantwortung!
Wir heute, die wir nach dem Neuen Testament auch Priester sind – nehmen wir sie wahr? Nehmen wir sie wirklich ernst, oder ist es nicht vielfach missverstandene „Freiheit im Messias“? Ist der Messias Jeschua nicht unser Hohepriester, und wir seine Priesterschaft?
Gott als Priester zu dienen, war ein außerordentliches Vorrecht und ist es auch immer noch! Im Neuen Testament lesen wir auch über Sonderheiten eines geistliche Authorität in den Gemeinden wie in 1. Timotheus 3. Ja, Gott verlangt anderes Benehmen von Seinem zum Dienst gerufene Knechte!!
Im Kapitel 23 finden wir den ganzen biblischen Festzyklus eines jeden Jahres. Diese Feste feiert der Jude gemäß der jüdischen Tradition. Wir sollten diese Feste jedoch nicht bloß als „jüdische Feste“ abtun! Es sind die „Feste des HErrn“, Vers 23,4. Sie sollten allen bibeltreuen Christen wichtig sein, denn sie beten ja denselben HErrn an - denn sie haben „ewige Gültigkeit“.
Jedes biblische Fest vereint in sich einen landwirtschaftlichen, einen historischen, einen messianischen und endzeitlichen Aspekt. Es beginnt mit Pessach, dem Frühlingsfest, zu Beginn der Gerstenernte. Es ist das Fest des Auszugs aus Ägypten und hat den messianischen Aspekt: Jeschua das Passahlamm, geschlachtet zur Erlösung aller. Dadurch gewinnen wir als „Erlöste“ und „Auserwählte“ die Befreiung von Sklaverei zur Sünde. Ja, es wird zu unserem persönlichen Auszug „aus der Welt“.
Der Vers 11 im 23. Kapitel hat eine interessante messianische Auslegung: „Und er soll die Garbe (Omer) vor dem HErrn schwingen zum Wohlgefallen für euch; am anderen Tag NACH dem Schabbat soll der Priester sie schwingen“ .
Es geht hier um die Auferstehung der ersten Garbe (Jeschua), wann geschah sie? Einen Tag nach dem Schabbat, dem Sonntag in der Pessachwoche. Das hebräische Wort für Schwingen ist „lahanif“ und bedeutet soviel wie „gen Himmel / nach oben schwingen“: Die Handlung an der Pflanze ist eine bildliche Andeutung der Auferstehung von den Toten!
Die Feste in ihrer Reihenfolge (mit Schabbat sind es es sieben Feste!): Im ersten Monat Nissan fällt auf den 15. Tag das Pessach-Fest, das Fest des ungesäuertes Brotes, dann 50 Tage später Schawuot, das Wochenfest, dann das Fest des Posaunenschalls am ersten Tag des siebten Monats (Jom Terua, was heute als Rosch HaSchana, als Neujahrsfest, bekannt ist, jedoch keinen biblischen Hinweis hat!), der 10. Tag im siebten Monat Tischri ist der große Versöhnungstag, Jom Kippurim und dann als letztes biblisches Fest folgt Sukkot, das Laubhüttenfest, am 15. Tag im siebten Monat, zur Erinnerung an die 40 Jahre Wüstenwanderung. Der Mensch wandelt mit Gott bis zur Ankunft im verheißenen Land, damals Eretz Israel und heute, für den Gläubigen, das himmlische Reich Gottes.
Sowohl das erste wie auch das letzte Fest sind siebentägige Feiern. Im Abstand von genau einem halben Jahr, beginnen sie in der Mitte des jeweiligen Monats, das heißt bei Vollmond.
Die jüdischen Feste Purim (das Estherfest) und Chanukka (das Makkabäerfest) sind nachexilische Feste, das heißt nach der Babylonischen Gefangenschaft – und darum nicht in unserer Lesung erwähnt.
Laßt uns auch heute die „Feste des HErrn“ feiern – als Erbteil Gottes!
- Michael Schneider –
Shabbat Shalom
Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„BeHar & BeChukkotai – Auf dem Berg & In meinen Gesetzen“, 3. Mose 25,1 27,34
Haftara-Prophetenlesung: Jeremia 16,19 17,14
Kommentar
Diesen Schabbat schließen wir die Lesung eines weiteren Buches der Thora ab, nämlich des dritten Buchs Mose, und die Lesung der drei Kapitel ist wieder eine doppelte Parascha.
Hauptthema unserer Lesung ist das Schemitta-Jahr, das Erlassjahr, an dem keine Feldarbeit getan wird, weder Säen noch Ernten. Jedes siebte Jahr soll dieses Glaubensgebot in Eretz Israel eingehalten werden. Vers 4: „Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein; ein Sabbat dem HERRN. Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden, den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht einernten… “
Es ist ein geistliches Innehalten für die Nation, wie der siebte Tag, der Schabbat, ein geistliche Pause für den Individuellen ist.
Die erste Frage drängt sich auf: „...Was sollen wir im siebten Jahr essen?“ (Vers 20) Die Antwort lautet, dass Gott im sechsten Jahr einen besonderen Segen geben wird, der den Ertrag für drei Jahre reichen lassen wird (Vers 21). So das Versprechen Gottes, warum also sollen wir uns dann sorgen? Es ist ein Akt des Glaubens, absolutes Vertrauen in Gott! Und es ist eine Erinnerung daran, dass „das Land Mir (Gott) gehört!“ (Kapitel 25, Vers 23).
Die Glaubensherausforderung geht jedoch darüber noch hinaus, denn nach 7x7 Jahren folgt ein Jobeljahr (hebr. jowel; Vers 10). Das 50. Jahr ist ein Erlassjahr, in dem Gefangene entlassen und Schulden erlassen werden sollen. Es wird am 10. Tischri, so heißt der 7. Monat, am Jom Kippur unter Posaunenschall ausgerufen. Die ursprünglichen Besitzer des Landes haben wieder alle Rechte über ihr Land! Auch im 50. Jahr soll das Feld unbearbeitet bleiben, „...denn das Jobel[jahr] soll euch heilig sein.“ (Vers 12) Das erfordert eine entsprechende Vorratshaltung: Schon im 48. Jahr muss für knapp drei Jahre vorgesorgt werden, denn erst im 51. Jahr erntet man wieder neu den Nachwuchs der Felder.
Gott verspricht, dass Er für sie sorgen wird bis zur „Sättigung“, und „das Land wird in Sicherheit wohnen“, wird mehrmals betont.
Die Nichteinhaltung dieses Gebots wird mit einer drakonischen Strafe bewehrt, nämlich der Vertreibung des Volkes aus Eretz Israel! Gott ist konsequent, für jedes nicht eingehaltene Schemitta Jahr wird ein Exiljahr verhängt, so dass Gottes geliebtes Land Israel seine Ruhe bekommt, notfalls durch Verödung. (Verse 26,33 35)
Die 70 Jahre Babylonischer Gefangenschaft folgen genau diesem Prinzip, so lehrt Raschi, denn seit Bestehen des Ersten Tempels in Jerusalem (ca. 1000 v. Chr.) wurde das Schemitta Gebot nicht beachtet. So ergaben sich genau 70 Jahre, von 586 v. Chr. bis 516 v. Chr., bis der Tempel von Nehemia wieder aufgebaut wurde. (Die eigentliche Rückkehr von Juden hatte schon früher begonnen.)
Ein weiser Rabbi vor der ottomanischen Epoche sah voraus, dass das türkische Imperium genau 8 Jobeljahre über das Land Israel herrschen würde, was denn auch eintrat: von 1517 bis 1917. Das Jahr 1917 ist in der jüdischen Geschichte bedeutsam, weil in ihm die Balfour-Deklaration den Juden nach knapp 2000 Jahren in der Diaspora wieder eine Heimat in Eretz Israel zusagte. Das darauf folgende Jobeljahr brachte 1967 die Befreiung Jerusalems von Fremdherrschaft. Andere zählen die Jobeljahre so, dass auf 1897 (erstes von Herzl initiiertes Zionistentreffen in Basel) fünfzig Jahre später die Gründungsphase Israels 1947-1948 folgt. Auch bei dieser Variante enden im gregorianischen Kalender die Jahreszahlen jeweils mit der Ziffer 7.
Hielte man doch nur diese Sonderjahre ein! Friede würde in Israel herrschen, und jeder Feind würde verjagt, sogar „fünf von euch werden hundert nachjagen, und hundert von euch werden zehntausend nachjagen...“. „Und ich werde mich zu euch wenden und euch fruchtbar machen und euch mehren und meinen Bund mit euch aufrechterhalten.“ (Verse 26,8 9) Diese wunderbare Verheißung ist genau das Gegenteil von Vertreibung und Exil. Es braucht nur Vertrauen und Glauben.
(Im Prophetenabschnitt sind die Verse Jeremia 17,7 10 und 13 besonders lesenswert.)
- Michael Schneider –
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Shabbat Shalom
Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„BeMidbar – In der Wüste“, 4. Mose 1,1 4,20
Haftara-Prophetenlesung: Hosea 2,1 – 22 (1. Samuel 20,18-42)
Kommentar
An diesem Schabbat, immer vor dem Wallfahrtsfest Schawuoth (d.J. 29.-30. Mai), beginnt die Lesung des vierten Buches der Thora. Die eröffnenden Worte lauten „BeMidbar Sinai...“, das bedeutet In der Wüste Sinai. Man beachte: Der letzte Vers des vorangegangenen Buches endete mit „auf dem Berg Sinai – BeHar Sinai“.
Im zweitem Jahr (nach dem Exodus) und im zweitem Monat ordnet Gott die dritte Volkszählung des jüdischen Volkes in der Wüste Sinai an. Daher hat das 4. Buch in anderen Sprachen die Bezeichnung Numeri oder (im Englischen) Numbers. Dass Gott Sein Volk von Zeit zu Zeit zählen läßt, ist Ausdruck Seiner Liebe und Fürsorge. Wie ein Vater seine Kinder beim Urlaub, und der Reiseführer die Touristen beim Einsteigen des Busses, aus Sorge und Verantwortung zählt.
Die erste Volkzählung fand noch in Ägypten statt (2. Mose 12,37), eine weitere nach der Sünde mit dem Goldenen Kalb, um aufzuzeigen, wieviele noch übrig geblieben sind (2. Mose 38,26) und jetzt, als Er inmitten seines Volkes wohnen will (4. Mose 1,46). In Gottes Augen muss alles geordnet sein, Er liebt Ordnung und hasst „Tohuwawohu“. Erst wenn die Ordnung im Lager hergestellt ist, kann die Wanderung fortgesetzt werden.
Alle kampffähigen Männer über 20 Jahre wurden gezählt, und zwar nach der Ordnung der Zwölf Stämme: Reuven, Schimon, Jehuda, Isass’char, Sewulon, Efraim, Menasche, Benjamin, Dan, Ascher, Gad und Naftali (wie sie in Hebräisch ausgesprochen werden).
Nicht mitgezählt wurde der Stamm Levi, da die Leviten keinen Waffendienst leisteten, sondern nur Gottesdienst. (Kapitel 1,47 48). Die Vollzahl von zwölf Stämmen ergibt sich, indem beide Söhne Josefs, Efraim und Menasse, je für einen Stamm gerechnet werden.
Nach dem Tod der beiden sündhaften Söhne Aarons, Nadav und Avihu, befiehlt der HErr: „Und du sollst die Leviten dem Aaron und seinen Söhnen geben; zu eigen sind sie ihm gegeben von den Söhnen Israel...“ (Kapitel 3,9) So wurden die Leviten Teil des priesterlichen Geschlechts und ergänzten die Nachkommenschaft Aarons. Es ist bemerkenswert, dass sich heute manche orthodoxen Juden, die keinen Militärdienst leisten, auf ihre Zugehörigkeit zum Stamm Levi berufen.
Die Summe der Gemusterten (hebr. jotze Zawa) war 603.550 Mann, interessant genau die Zahl der Zählung nach dem Golden-Kalb-Sünde, ca. sieben Monate zuvor! Zwei Jahre zuvor, beim Auszug aus Ägypten, waren es noch genau 600.000 Mann. Übrigens ist dies auch die Größenordnung der israelischen Bevölkerungszahl bei Staatsgründung 1947-48.
Zahlenmäßig stärkster Stamm war Judah mit 74.600 Mann. Der Stamm Benjamin war mit nur 35.400 Mann der kleinste! Aus Benjamin kam der erste König Israels, Saul, und aus dem Stamm Judah ging das messianische Könighaus Davids hervor.
Rings um die Stiftshütte waren die Lagerplätze aller zwölf Stämme angeordnet, und zwar jeweils drei Stämme nach einer jeden Himmelsrichtung. Im inneren Kreis, nahe des Heiligtums, ließen sich die Leviten nieder. Die Gegenwart Gottes im Zentrum war auch räumlich Mittelpunkt des Volkes. Das geistliche Herz des jüdischen Volkes!
In Kapitel 4 (Vers 3) lesen wir, dass der priesterliche Dienst im Alter von 30 Jahren beginnt. Dies lässt an Jeschua denken, unseren Messias und heutigen Hohepriester, der sein Wirken auf Erden in eben diesem Alter begonnen hat.
Dann lesen wir im Prophetenabschnitt aus Hosea 2 folgendes: „Darum: Siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden... Und dort wird sie willig sein wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, als sie aus dem Land Ägypten heraufzog.“ (16-17)
Zum Schluß dieses Abschnitts finden wir den Ehespruch, der noch bis heute bei der Trauung unter Juden benutzt wird: „Und ich will dich mir verloben in Ewigkeit, und ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und in Recht und in Gnade und in Erbarmen, ja in Treue will ich dich mir verloben; und du wirst den HERRN erkennen.“ (21-22; auch beim Tefillin-Riemen anlegen jeden Morgen des Juden) Was für eine Verheißung für Sein Volk.
Michael Schneider
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Shabbat Shalom
Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
Bereshit – Im Anfang 1. Mose 1,1-6,8.
Prophetenlesung: 1. Samuel 20,18-42.
Kommentar:
Mit den Worten „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ beginnt das Schreiben Gottes an die Menschen. Auch beginnt die jährliche Thoralesung erneut von vorn. Die Rabbiner sagen hier, jedes Jahr wird der Gläubige neu mit Neuem aus dem selben Text von Gott erleuchtert und inspiriert. Ich füge hinzu, der Mensch ist auch jedes zusätzliche Jahr auf einer anderen geistlichen Stufe in seinem Glaubensleben mit Gott, heute sind ihm eben andere Sachen wichtiger (und markiert sie gelb in der Schrift) oder anderes spricht das Herz an, was man im vorigem Jahr gar nicht so berücksichtigt und daher überlesen hatte. Darum sollte man nie in Bezug auf Gottes Wort sagen: „Das habe ich ja schon ’mal gelesen!“
Wißt Ihr, nehme man jeden 50. Buchstaben im hebräischen (Ur)text, angefangen im ersten Vers, im ersten Kapitel und im ersten Buch den Buchstaben "tav", erhält man die vier Buchstaben des hebräischen Wortes "Thora", das für die fünf Bücher Mose steht. Übrigens, Thora bedeutet genau "Wegweisung (Gottes)" und nicht wie üblich als "Gesetz" übersetzt wird!!
Die Thora fängt mit dem Buchstaben "beth" an und endet mit einem "lamed", was wiederum das hebräische Wort "Lew" ergibt, was Herz bedeutet. Ja, man soll sich die Thora ans Herz schreiben, wie es einmal – laut Jeremia 31 – für ganz Israel sein wird, und heute durch das Opfer des Messias Jeschua die "Beschneidung des Herzes" Zugang hat. So wurde auch das Herz der Schwerpunkt der Thora.
In unserer Parascha, dem Schabbatabschnitt, geht es um die Schöpfung der Welt bis hin zur Zeit Noahs. Innerhalb von knapp sechs Kapiteln bündeln sich über 1500 Jahre! In dieser Zeitspanne lebten zehn Generation von Adam bis Noah. Was für eine kurze Berichterstattung für eine lange Zeit des Geschehens!
Eins muss uns jedoch im Schöpfungskapitel 1 auffallen, wie kommt es, dass es vom ersten Tag an Licht war, Gott jedoch erst am vierten Tag die Sonne und den Mond schuf? Es war das Licht und die Herrlichkeit Gottes, die schien, und so wird es wieder in der Endzeit geschehen.
Übrigens, der Name des ersten Menschen und der heutige Begriff für Mensch, Adam, stamm von dem hebräischem Wort „Adama“ was für Erde steht – „da bildet Gott, der HERR, den Menschen (adam), aus Staub vom Erdboden (adama)...“ (Vers 2,7)
In unsere Parascha (Wochenabschnitt) finden wir nicht nur den ersten sterblichen Menschen sondern auch den ersten Entrückten: Hennoch (eigentlich "hannoch", was "einweihen" bedeutet - denn er war es hier der den Begriff der großen künftigen Entrückung einweihte)!! Das biblische Wort für "entrücken" was zum ersten Mal in unserer Parascha erwähnt wird heisst "lakach" (1. Mose 5,24), was sonst als "nehmen" benutzt wird. Interessant, das Alter von Hennoch war 365 Jahre, genau die Zahl der Tage eines Jahres!!
Hier in unserer Parascha begegnen wir schon Satan (Schlange), aber auch dessen Ende!!! Wir lesen in 1. Mose 3,15 was hinterher in Offenbarung 12,9 bestätigt wird: „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt...“
Die Verlockung und verführerische Versuchung des Teufels (bis heute bietet er uns den sündvollen giftige Frucht an. Wie die verführerische Wege der Hure in Sprüche 7 aber ihre Wege „führen zum Scheol hinab zu den Kammern des Todes“).
Man verspricht uns den Himmel wie man sagt, so tat es die Schlange, sie versprach ihnen „wie Gott zu sein“ (Vers 5).
Am dritten Schöpfungstag fällt auf, dass dort zweimal „Und es ward gut“ steht. Das wird so erklärt: Weil an diesem Tag das Trockene (Erde) und das Meer sowie die Samen der Frucht erschaffen worden sind. Darum wurde es ein Begriff im Volksmund unter den Juden, dass alles Dritte „doppel-gut“ ist (hebr. „pa’amaim ki tov!“). Aus diesem Grund wird auch bevorzugt am „dritten Tag“ der Woche zu heiraten für die Frau ein „gut“ und für den Mann ein „gut“!
Der Mensch wurde als letztes geschaffen, am sechsten Tag, danach ruhte Gott „von all seinen Werken“. Auffallend jedoch ist, dass Gott den sechsten Schöpfungstag nicht wie bei der Erschaffung seiner anderen Werke mit „Und es ward gut“ abschloss! Oft wird gelehrt, dass Gott nach der Erschaffung des Menschen gesagt hat „Und es ward sehr gut!“. Diesen Satz hat Gott jedoch nicht direkt nach der Erschaffung des Menschen gesprochen, sondern erst, als er ALLES ansah, was Er gemacht hatte (1.Mose 1,31).
Die Juden legen das so aus: Dem Menschen gab Gott die freie Wahl, Ihm zu folgen oder gegen Ihn zu rebellieren (weder man ist für Ihn oder gegen Ihn!! D.h. es gibt kein dazwischen!), d.h. gut oder böse zu sein. Es liegt also in unseren Händen, ob am Ende Gott sagen kann: „Und es ward gut!“
Die ersten drei Verse im zweiten Kapitel sind der Schabbatspruch vor dem Wein- und Brotsegen, in denen die Heiligung und die Ruhe des siebten Tag zum Ausdruck kommt.
Dann lesen wir von der perfekten Gemeinschaft, die der Mensch mit seinem Schöpfer im Garten Eden (Gan Eden) hatte, die einzige Aufgabe des ersten Menschen war die Namensgebung der Tiere. Was für ein Job!
Doch dann, als Adam warscheinlich gerade dabei war, die Tierpaare zu benennen, sah Gott: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei!“
So schuf Er aus Adams Rippe die Frau. Danach aber kam die Versuchung, und die Sünde kam in die Welt und Schamloses wurde zu Scham. Adam und Eva versteckten sich hinter einem Baum, Jeschua dagegen, das sündenfreie Lamm Gottes, hing jedoch offen entblößt – nackt – VOR dem Baum (dem Kreuz)!!!
Habt Ihr euch mal gefragt, warum man nicht den Namen der Frucht, die zu Sünde führte, bekannt gab? Die Christen sprechen zwar von dem Apfel (interessant, New Yorks Symbol "the Big Apple"), doch dies ist nicht biblisch. Der Grund laut Rabbinern weshalb kein spezielle Frucht erwähnt wird, wäre, damit kein "Schandmal/Brandmal" über diese Frucht steht und Menschen sie nicht essen würden, da sie bis heute verflucht sei!
Jüdische Weisen sagen, dass die Frucht am „Baum des Erkenntnis des Bösen und Guten“ entweder Trauben, Feigen oder die Sukkot-Zitrusfrucht Etrog gewesen sein könnte.
Ende Kapitel 2 lesen wir von dem wichtigsten Dreier-Prinzip der Ehe: 1) Vater und Mutter zu verlassen; 2) seiner Frau anhängen („dawak“, der hebräische Begriff für „kleben“) und 3) zu einem Fleisch werden. Das heisst wörtlich, wie es in anderen Bibelstellen bestätigt wird, der Mann soll seine Frau mehr und mehr kennenlernen, das ist seine Lebensaufgabe. Dies bedeutet wahre Liebe a la Bibel – die nicht immer eine Sache von Gefühlen ist!
In Kapitel 4 lesen wir vom ersten Mord in der Weltgeschichte, der nur aus reinem Neid gegenüber dem eigenen Bruder geschah. So wurde Neid der Urgrund und die Wurzel jedes Mordens und allen Übels.
Eine Erklärung, warum die ersten Menschen hunderte von Jahre gelebt haben (Beispiel: Methusalem wurde 969 Jahre), bezieht sich darauf, damit sie den nachfolgenden Generationen noch aus erster Hand alles erzählen und Wichtiges weitergeben konnten, so dass es dann später niedergeschrieben werden konnte. Viele erklären sich die lange Lebenszeit mit gesundem Essen. Die eben erwähnte Auslegung meint aber, dass Gott die wenigen Gerechten mit Absicht so lange am Leben erhielt, weil mehr und mehr die Sünde sowie bösartige Menschen die Erde bevölkerten.
- Michael Schneider -
Shabbat Shalom
Euer Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„Wajishlach – Und er sandte“ 1. Mose 32,4 bis 36,43
Prophetenlesung: Obadja 1,1–21
Kommentar:
Der Wochenabschnitt beginnt mit der Begegnung Jakobs mit seinem Bruder Esau, der ihm über 20 Jahre nach dem Leben getrachtet hatte. Jakob verlässt im Einklang mit der Verheißung das Haus seines Schwiegervaters Laban und kehrt zurück zu seinen Eltern Isaak und Rebekka. Der Talmud sagt, dass Esau während dieser ganzen Zeit nicht aufgehört hat, seine Eltern zu ehren, woran Jakob gehindert war. Wegen der Erfüllung des Gebots segnete der HERR Esau auch.
Jakob hat zwar Reichtum erworben, doch eines fehlt ihm, nämlich die Aussöhnung mit dem Bruder. Doch wieder versucht er auf seine trickreiche und manipulative Art, der Gefahr Esau auszuweichen. Er hört von den 400 Mann, die Esau eskortierten und „er bangt sehr“ (32,8). Er teilt sein Lager in zwei Hälften, eine geradezu militärische Strategie, damit wenigstens ein Lager überlebt. Solchem Taktieren geben sich auch heute noch die Söhne Jakobs, Israel, hin. Solange die Angst regiert, ist das Vertrauen auf den HERRN nicht vollständig.
Jakob erinnert Gott an seine Verheißung (32,10-11+13) und fleht: „Errette mich von der Hand meines Bruders. “ Angesichts der Gefahr steht die alte Zusage: „Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und deine Nachkommen machen wie den Sand am Meer.“ Solche Gedanken mögen auch heute den Gläubigen zuweilen beschleichen. Jakob unternimmt nun schmeichelerische Versuche. Vieh und andere Schätze sollen Esau milde stimmen. Jakob weiß einfach noch nicht, dass der HERR seinen Bruder auch schon reichlich gesegnet hat und längst an seinem Herzen arbeitet. Frauen, Mägde und die elf Kinder bringt er sicher unter, um sich dann, mutig wie er ist, allein zu stellen. Alles scheint bestens geregelt, da erscheint nachts der Mann Gottes: das Ringen Jakobs mit dem Allmächtigen! „Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam... Er aber sagte: Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich [vorher] gesegnet. “ (32,27)
Dies muss jeder Gläubige persönlich erleben, sonst wird er sein Leben lang ringen und streiten. Alles los lassen, und dem HERRN die Lebensherrschaft über lassen. Zu dieser Erkenntnis gekommen, nennt Gott ihn fortan „Isra-El“, Gott streitet (nun für Dich). „Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen, sondern Israel“ (32,29). Jakob gibt das Letzte, um seinen inneren Konflikt bis zur völligen Erschöpfung auszutragen und zu stillen. Der Betrüger und Manipulierer Jakob wird zu einem Gottesfürchtigen, jedoch hinkend. Jetzt fürchtet er sich nicht mehr vor Menschen, auch nicht vor seinem Bruder Esau!
Kapitel 34 berichtet von Dina, der Tochter Jakobs, die durch den Fürsten Sichem entehrt wurde. Sichem will dann die (Misch-)Ehe mit ihr eingehen (34,9+21), aber zwei Brüder Dinas, Simeon und Levi (von der selben Mutter) nehmen Rache. Sie töten die Söhne Hamors zur Zeit ihrer Schmerzen wegen der Beschneidung, „alles Männliche“ verfällt ihnen. Hamor bedeutet übrigens Esel.
Kapitel 35 spricht von der Reinigung von Götzen und Schmuck der Fremdvölker, und von dem zweiten Sohn Rachels, Benjamin, dessen Geburt sie nicht überlebt. Kurz danach stirbt auch sein Vater Isaak im Alter von 180 Jahren, und wieder sind es die Söhne, hier Esau und Jakob, die ihn in Kirjat Arba (Hebron) beerdigen.
Wie einst Abraham und Lot, müssen sich nun auch Esau und Jakob wegen der Größe der Herden trennen. Aus Esaus Nachkommen, auch „Vater Edom“ genannt und dessen Gericht in unserem Prophetenabschnitt in Obadja 1 beschrieben wird, kam das Volk der Amalekiter, das später zum Erzfeind Israels wird. (36,12)
-Michael Schneider -
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Allen Lesern ein herzliches Shabbat Shalom
Euer Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„WA’JESCHEW – Und er wohnte“ 1. Mose 37,1 bis 40,23; Amos 2,6 – 3,8;
(Sonderlesung wegen Chanukka: Sacharja 2,14 4,7)
Das jüdische Volk erinnert sich in diesen Tagen an das Chanukka-Wunder; am Schabbatabend mit dem ersten Licht.
Kommentar: Mit dieser Parascha (Wochenabschnitt) fängt die 13-Kapitel-Geschichte bis Ende des 1. Buch Mose von dem Lieblingssohn Jakobs, Josef, der Sohn Rahels. Josef und sein Leben ist der Prototyp des Messias, der von seinen Brüdern abgelehnt wurde.
In unsere Parascha lesen wir von der besondern Liebe Jakobs für Josef, denn „Israel (Jakob) liebte Josef mehr als all seine Söhne“, dass zu hassvollen Neid unter den Brüder führte. Wir lesen von den zwei Träumen Josefs, die von einer Zeit sprechen, wo sich alles ihm beugen soll, elf Garben und elf Sterne (Hinweis auf seine elf Brüder).
Der Neid und Hass seitens den Brüdern stieg nur weiter an. So wurde er an Heiden als Sklave verkauft und trotz Schätzung seiner Arbeit durch seinen neuen Meister, Potiphar in Ägypten, wurde er wegen Verlockungsversuch durch dessen Frau in den Kerker gebracht. Obwohl er ein junger Mann war, liess er sich nicht verführen, und entfloh der Versuchung, und da Josef seinem Gott treu blieb – zahlte Gott es im später zurück.
Gott bereitete Josef schon hier vor, durch Leiden und Versuchungen, um ihn später als „Herrscher des Reiches Ägypten“ einzusetzten – wo Verlockung auch nicht fehlt.
Unsere Parascha endet ebenfalls mit einem Traum. Diesmal ging es um die Deutung von den Träumen des Königs Weinschenk und des Bäckers.
Die jüdischen Weisen des Talmuds sahen eine Wiederspielung im Leben Josefs und in seines Vaters Leben. Jakobs Mutter (Rivka) konnte lange Jahre nicht gebären, so auch Josefs Mutter Rahel. Jakobs Mutter hatte zwei Söhne zu Welt gebracht, so auch Josefs Mutter Rahel. Jakob erhielt das Erstgeburtsrecht, so auch Josef (später in Ägypten). Jakob wurde gehasst von seinem Bruder, so auch Josef von seinen Brüdern. Jakob war für lange Zeit vom Vaterhaus getrennt, so auch Josef für lange Zeit in Ägypten. Laban, für den Jakob arbeitete, wurde gesegnet wegen Jakobs Dienstleistung, so auch mit Josef, Josefs Herr (Pharao) und sein Reich wurde wegen ihm gesegnet. Jakobs Segen kam durch einen Traum, so auch Josef, der durch einen Traum zum Herrscher von Ägypten wurde. Jakob liess seine Kinder schwören, dass sie ihn in Eretz Israel beerdigen, so auch liess Josef durch einen Schwur von seinen Brüdern versichern, in Israel beerdigt zu werden.
Jakob pflegte Josef bis zum Alter von 17 Jahren (Josef war 17 als er zu Sklaverei verkauft wurde), später pflegte Josef seinen Vater Jakob 17 Jahre nachdem er umsiedelte nach Ägypten (der alte Jakob kam nach Ägypten im Alter von 130 und starb im Alter von 147).
Josefs Kommen nach Ägypten war von Göttlicher Vorsehung bestimmt um seiner Familie und ganz des Weltreich Ägypten zur Rettung zu kommen. Es war Gottes Plan. Es kostete 22 schmerzhafte Jahre der Trennung zwischen Josef und Jakob, um die wahre Absicht zu erkennen – am Ende wurden Gottes Wege ersichtlich. Dies soll uns eine Lektion sein, nichts ist auf Erde Zufall, alles was von Gott geführt wird, hat ein gutes Ziel. Ganz gleich ob es zweiundzwanzig Jahre dauert oder kürzer, manche werden es vielleicht nie wissen, trotzdem ist es tröstend zu wissen, dass alles unter Seiner Aufsicht und der Vorsehen Gottes geschieht – darüber schreibt später Amos in Kapitel 3, 6-8.
Wir werden später sehen wie Josef in Ägyptern zur „Gottheit“ an der Seite des Pharao aufsteigt, während seine Brüder ihn ablehnten. Den Brüdern wird er so fremd, so dass sie ihn nicht erkennen, sondern in ihm einen Ägypter sehen. So ist auch Jeschua seinen Brüdern, den Juden, so fremd, nämlich „heidnisch-christlich“, dass sie als ganzes Volk ihn bis heute nicht erkennen können.
Die Geschichte Josefs hat auch Parallelen zur Davidsgeschichte. Beide sind Hirten und werden von ihren Brüdern abgelehnt. Josef beginnt mit 17 Jahren zu wirken (1. Mose 37,2), David wird im selben Alter zum König gesalbt, doch vergehen noch dreizehn schwere Jahre, bis er als König den Thron einnimmt. So auch Josef: Mit 30 Jahren sitzt er ‘zur Rechten’ des Pharao. Übrigens, auch Jesus begann seine Werke im Alter von 30! (Lukas 3, 23)
Josef wie David kommen von einer besonderen Mutter – manche jüdischen Ausleger erklären damit die Diskriminierung Davids und seine ‘Rötlichkeit’. „Und Israel (Jakob) liebte Josef mehr als all seine Söhne“. Wieder einmal diese Ur-Wurzel: Neid!
Der Prophetenabschnitt in Sacharja 2 bekräftigt es:
„Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR.... Und der HERR wird Juda als sein Erbteil besitzen im heiligen Land und wird Jerusalem aufs neue erwählen.“ (14-16)
- Michael Schneider –
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Shabbat Shalom und auch ein fröhliches Chag Chanukka sameach!
Euer Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
MIKEZ – Nach Ablauf“ 1. Mose 41,1 bis 44,17
Prophetenlesung: Sonderlesung wegen Chanukka: 1. Könige 7,40-50
Kommentar:
Unsere Lesung an diesem Schabbat beginnt mit dem Wort „miketz“, was „nach Ablauf“ bedeutet. Ja, „nach Ablauf der zwei Jahre...“ wäre eine interessante Betonung im Vergleich mit Josef als der Prototyp Jesu. Hier könnte man sagen: „Nach Ablauf der 2000 Jahre...“ fängt nun dieser Zeitabschnitt von dem Rückkehr der Juden ins Land ihrer Väter, ja, zurück an den Tisch des Herrscher Josef – ohne es noch zu wissen, dass er ihr Bruder und Messias ist!! Von nun an, von diesem Miketz, beginnt die Cowndown der messianischen Ära.
Im Kapitel 41 lesen wir, nachdem wir von der göttlichen Gabe Josefs vom Träumedeuten im vorigen Kapitel erfahren haben, von dem nächtlichen ‘erschreckenden’ Traum Pharaos. Sieben gesunde Kühe und sieben magere Kühe, gleichbedeutend sieben gute, reiche Jahre und sieben schlechte Dürrejahre. Nach zweijähriger Haft wird Josef vom Kerker in den königlichen Palast Ägyptens versetzt. Sehr kontrastreich, doch so sind die Wege und das Eingreifen Gottes, wie mit dem Auszug aus Ägypten, einen Tag zuvor waren sie noch geschlagene Sklaven und innerhalb von weniger als 24 Stunden marschierten sie triumphal als Freie und als Nation aus.
So wie bei Daniel (auch ein Träumedeuter wie Josef) versuchte jedoch der Herrscher es erst noch mit allen herkömmlichen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, wie Wahrsager und Magier, bis sie einen ‘Hebräerjungen’ heran riefen. Doch „... da war keiner, der ihn deuten konnte“ (41,8 und 15).
Als Josef herangerufen wurde, gab dieser von vornherein bekannt, dass er nur ein Mund des Allmächtigen Gottes Israels ist (41,25), nun mit dieser Deutung konnte sich Ägypten vorbereiten: „der Überfluß wurde zum Vorrat“ (41,34-36) So wurde der Auflöser zum Erlöser!
Die Josef-Geschichte wird als Prototyp des Messias, d.h. Maschiach Ben-Josef, angesehen. Messias Ben-Josef bezeichnet im Judentum unter den Gelehrten das erste Kommen des Messias Jesus (Sohn Rahel), der aber von seinen Brüdern bzw. Juden abgelehnt wird; und „Messias Ben-David“ ist die Bezeichnung des regierenden Messias wie einst David, aus dem Stamm Juda, und stellt das Zweite Kommen, die Wiederkunft Jesu, dar – wenn Er als „König der Könige“ zurückkehren wird. Heute erwartet das jüdische Volk den Messias Ben David!
Kurzer Rückblick auf einige Paralelle zu Josef als Prototyp des Messias, die wir bisher schon begegnet sind:
- Schon Vers 2 im Kapitel 37„... Und Josef hinterbrachte ihrem Vater die üble Nachrede über sie (seine Brüder), hier finden wir Parallele zu Jesus, in Johannes 7 Vers 7: „...weil ich (Jesus) von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind!“
- Josef wie Jesus wandte sich zuerst ans „Hause Israel“ und „erfragte deren Frieden“ (37,14)
- „und sie versammelten sich und überlegten wie sie ihn töten“ – so auch das Hohepriesterrat um Jesus zu töten;
- auch der Vers 8 im Kapitel 37 „Willst du etwa König über uns werden, willst du gar über uns herrschen“ erinnert uns an den Spott, den die Pharisäer und Römer über Jesus sprachen!!
- Kapitel 40: hier können wir das letzte Abendmahl Jesu und seine Jünger sehen. Wem begegnet Josef hier im „Königs-Gefängnis“? Es waren zwei Kämmerer die einem Hause zugehörten (wie Jünger): den Mundschenk (sar ha-maschkim; wörtl. Weinkellner) – Symbol des Weines und der Bäker (sar ha-ofim; wörtl. Bäckerfürst) – Symbol des Brotes!
Beide Träume dieser Kämmerer, kam nach drei Tagen in Erfüllung (Träume symbolisieren immer Prophetien/ Verheißungen). Jesus kehrte nach drei Tagen, wie der Mundschenk, zurück und saß dann wieder an der Rechten Gottes und „überreichte Ihm den Weinkelch“ (Um was bat Jesus in der letzten Nacht?) und der Bäcker, als Symbol des Jünger Judas – wie im Traum – hing sich auf. (er war es der am Abendmahl das Brot eintauchte).
Weiter in unserem Lesung sehen wir wie der richtige Mann am richtigen Ort von Gott eingesetzt wurde. Bis Josef Herrscher wurde, musste er viel Leid noch erleben – so auch mit Jesus.
Josef bekam sogar einen neuen Namen, ‘Zephanat Paneah“ (41,45). Manche sagen, es kommt vom alt-ägyptischen und bedeutet „Brot des Lebens“, denn es wurde zu seiner Aufgabe als Bortversorger des Großreiches Ägypten. So auch Jesus: zur Rechten Gottes zum ‘Brot des Leben’ aller Länder wurde.
Was war die (Er)rettung laut Vers 55, wie Pharao sprich Gott antwortete: „Geht zu Josef; tut, was er euch sagt!“. Das ist das Brot, Sein Wort! Josef wurde wegen der ersten Ablehnung der Juden zuerst den Heiden zum Retter!
(weitere Deutung des neuen Namens Josef „Zephanat Paneah“ laut Rabbinern wären die zwei Wortwurzeln im Hebräischen „Z, PH, N“ und „P,N, E, H“, dass „Entschlüsseln der Code/Verborgene/Traum“ ergibt)
„... nur der Thron (Pharaos) wird größer sein als du“ (41,40), genau so war es auch mit Jeschua, eine Gottheit in den Augen der Heiden, doch in den Augen der Brüder entfremdete er sich und wurde ‘ägyptisch / heidnisch-christlich’, so dass die Brüder ihn nicht erkannten. Übrigens, die Ägypter glaubten schon damals in der Pharaonischen Hierarchie an eine Trinität (belegbar im Buch ‘Götter und Kaiser / Antike Vorbilder Jesu’ von Rudolf Reiser – Kösel-Verlag)!
Josefs Kommen nach Ägypten war von Anfang an von göttlicher Hand geführt, nicht nur um das ägyptische Reich, sprich die Welt zu retten, sondern um seinen Vater Jakob (Israel) und seine Familie vor der kommenden Hungers- und Notjahre zum Retter zu werden. D.h. Heilmittel vor der Krankheit.
Als sie vor ihm standen, fielen die Brüder vor dem neuen Herrscher Ägyptens, eigentlich ihrem Bruder Josef, nieder, was eigentlich viele Jahre früher vom damals verhassten Josef schon durch den Traum der 11 Sterne vorausgesehen wurde.
Jakob wie auch Josef trennten sich für ca. 20 schmerzhafte Jahre von ihrem Vaterhaus, um die göttliche Aufgabe zu erfahren. Die Trennung spürt man heute noch anhand der ca. 2000 Jahre, in der das jüdische Volk, die Söhne Jakobs, seinen Messias Jeschua nicht erkennt, da er noch wartet, bis der ‘letzte Benjamin noch heimkehrt’.
Die Parascha gibt uns die Lehre: Nichts in der Welt ist aus den Augen Gottes und alles dient dem Heilsplan. Sogar das Geld wie auch die ‘Königskelche’ in die Säcke der Brüder einzuschmuggeln und sie grundlos zu beschuldigen, waren – und sind leider noch – die antisemitischen Wellen in der Diaspora, die das Volk zum Sündenbock macht – und noch oft ‘im Namen Gottes/Jesu’. Es waren und sind alle Mittels zum Zweck, ein Mittel gegen Assimilation und Heimkehr heute ins Land der Väter, zum Tisch Josefs.
In unserer Parascha erleben wir das erste Weinen Josefs, als er ‘seine Augen erhob und sah seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter... Und Joseph eilte [hinaus], denn sein Erbarmen (rachamim) wurden gross über seinen Bruder, und er suchte [einen Ort], zu weinen. Und er ging in das innere Gemach und weinte dort.“ (43,29-30)
Auch Jeschua überkam Erbarmen und weinte über sein Volk (Matth. 15,32).
Die Szenen dieser spannenden Geschichte spitzen sich zu!
Möge der HERR uns allen ein Herz voller Erbarmen wie Jeschua und Josef geben!
– Michael Schneider –
Shabbat Shalom,
Euer Ingo
Shabbatlesung mit messianich-jüdischem Kommentar
„SCHeMOT – Namen“ 2. Mose 1,1 bis 6,1
Prophetenlesung: Jesaja 27,6 – 28,13; 29,22-23
Kommentar:
Unsere Lesung startet ein neues Thora-Buch, das zweite, das den Name „Schemot“ trägt und spricht von dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten (darum auch Exodus genannt) hunderte von Jahren nach dem Tod Josefs. Von Sklaverei zur Freiheit!
Aus 70 Seelen, die dem Hause Jakobs angehörten, entwickelte sich eine Nation von 600.000 Mann. Wir erreichen eine Epoche, in der die Nachkommen „Josef nicht kannten“. Ja, der Retter und die Lebenshilfe wurde schnell vergessen. So ist der Mensch.
Im Gegensatz zu Josef, begann das Leben Moses (ab einem Alter von drei Monaten) im Königshaus Ägyptens und endete im Sklavenhaus der Hebräer – bei seinen Brüdern. Josef dagegen, fing als Sklave an und endete als König. Beide Männer Gottes waren nach dem (Heils)Plan Gottes am rechten Platz zur rechten Zeit, um das Volk Gottes zu retten!
Gott beginnt nun seinen Plan mit dem Menschen Mose, hebr. Mosche, dem „großen Propheten“ – den der Jude bis heute „Mosche Rabenu“ nennt, d.h. Mose unser Meister. Moses Leben lässt sich gut in Zeitabschnitte von je 40 Jahren einteilen: 40 Jahre lebte er als Ägypter, 40 Jahre führte er ein zurückgezogenes Dasein in der Wüste und 40 Jahre folgte er seiner Berufung als Befreier seines Volkes, als Führer bei dem Auszug aus Ägypten und der Wanderschaft durch die Wüste bis zu seinem Ziel, dem Gelobten Land. Die ersten 80 Lebensjahre Moses werden in unserer Parascha beschrieben.
Das Volk vermehrte sich, so auch ihre Bedrängnisse. Wir begegnen in unserer Lesung der ersten Volksentdrückung, die aber mit Befreiung und Erlösung endet. Wieder begann es mit Steuerauflagen und führte bis hin zu dem „Kindermord im Nil“ (Vers 22). Ähnlich sind auch die Judenverfolgungen der ganzen Geschichte hindurch bis zu der schlimmsten vor weniger als 70 Jahren.
Das antisemitische Verhalten der Ägypter zur Zeit Moses wird oft mit der Vorzeit des Nazi-Regimes verglichen, auch hier fing es systematisch mit erst wirtschaftlichen Belastungen an, die sogenannten Sondersteuern für Juden, dann das Einsperren in Ghettos bishin zu Sklavenaufsehern (nogschim), die damalige Kapo – das finden wir in 2. Mose Kapitel 1. Deshalb begegnen wir auch in diesem Kapitel der Parallele von dem Fall der Zivilcourage von Nichtjuden. Rabbinischen Auslegungen und den Geschichtsschreibern Josephus Flavius und Philo aus Alexandria zufolge ist man der Meinung, es handelt sich um ägyptische Hebammen - Sephira und Pua - und nicht wie in der üblichen Übersetzung um „hebräische Hebammen“ (1,15). Erstens, aufgrund ihres typisch ägyptischen Götternamens und zweitens, weil sie (Vers 16) „bei der Entbindungen der Hebräerinnen mithalfen“. Daher ist es hier schon deutlich, dass es um Aufseher seitens der Ägypter geht, die beobachteten, ob ein Mädchen oder Junge kam. Drittens, der hebräische Urtext lautet: „mejaldot ha-ivrioth“ was genau übersetzt „die Hebammen der Hebräerinnen“ heisst.
Wir lesen in unserer Parascha erstmals auch von der Zivilcourage zweier Nichtjuden: Die ägyptischen Hebammen, Schifra und Pua, die trotz des hohen Risikos für ihr eigenes Leben jüdische Babys versteckten. Gott aber bewahrte sie (1,15-22). Dank ihnen, konnte noch vielen geholfen werden. So wie man einigen Christen einen Ehrenplatz in der Gedenkstätte Jad Vashem einräumte, weil sie während des Nazi Regimes Juden geholfen haben, sollte man auch den zwei Ägypterinnen als den ersten „Gerechten der Nationen“ dort einen Baum zum Gedenken pflanzen, Seit an Seite mit Corrie ten Boom und Oskar Schindler.
Das Seufzen und Ächzen der Hebräersklaven stieg auf zu Gott, Er hörte und gedachte des Bundes mit Abraham, Issak und Jakob. Das Erhören jedoch kam erst später. Davor musste Gott noch einen passenden ausgebildeten Erlöser vorbereiten, d.h. in Gottes Sprache demütigen – Ja, eine ganze 40jährige Generation noch, die quallvoll leiden musste.
Kapitel 2 spricht von der Geburt des Levitenbabys Mose und wie er in einen mit Pech abgedichteten Korb gelegt wurde, um zu überleben, dazu sein Aufwachsen im Pharao-Tochtershaus, bis er zum „Prinz von Ägypten“ wurde. Rabbiner übrigens, ziehen mit der Arche Noah und dem Korb Mose eine Verbindung – beide werden im Hebräischem „Teva“ genannt.
Kapitel 3 spricht von dem ‘großen Angesicht’ des Dornbusches (hebr. sneh) an dem Mose zum ersten Mal von der Verheißung erfuhr, das ‘Land wo Milch und Honig fließt’ einzunehmen – das geschah noch vor dem Auszug selbst. Hier beruft der HERR Mose, das Volk Israel aus Ägypten aus den Händen Pharaos zu befreien.
Kapitel 4 zeigt die menschlichen Zweifeln und Schwächen: „Aber was soll ich sagen, tun... so dass sie mir glauben?“. Sind wir nich oft auch so kleingläubig? Nur mit einem Wunderstab und viel Glauben soll Mose das hartnäckige Volk von einem hartherzigen Pharao befreien. Die Worte wird Gott ihm schon in den Mund legen (4,12). Oder wie es Lukas im zwölften Kapitel schreibt: „…(wenn vor) Obrigkeiten und die Machthaber, so sorgt nicht, wie… oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt. (12,11-12) Das ruft uns der HERR auch heute noch zu!
Dann der interessante Vers 16: „...er wird für dich zum Mund sein, und du wirst für ihn zum Gott sein!“ Mose ‘Gott sein’? Was ist hier gemeint? Mose wurde zum Mittler und Repräsentant Gottes, zwischen Menschen und Gott, wie später der letzte Erlöser es für die ganze Menschheit wurde, Jeschua der Messias (1. Tim 2,5).
Gott verriet Mose, dass er es nicht leicht haben würde, weil Gott das ‘Herz des Pharaos verhärten’ würde. Es wurde ein Machtkampf zwischen dem Allmächtigen Gott und dem Menschgott.
In Kapitel 5 lesen wir von Moses erster Feuertaufe, aber auch von seinen Brüdern.
Die Lesung endet mit den Prophetenworten aus Jesaja 29: „Denn wenn er, [wenn] seine Kinder das Werk Meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie Meinen Namen heiligen; und sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.“ (Vers 23)
– Michael Schneider –
Shabbat Shalom
Euer Ingo