Das ist auch mein Wunsch.
Vielleicht ist es ja möglich meine Ausführungen unter genau diesem Aspekt zu betrachten. Jeder gläubige Mensch hat seine Vorstellungen und Wünsche, wie er seinen Glauben ausgestaltet sehen möchte und das auch im Hinblick auf die gesamte religiöse Entwicklung.
Das hat in den "Schriftreligionen" dann natürlich zunächst auch einmal sehr viel mit dem individuellen Verständnis der Heiligen Schriften zu tun und den dort beschriebenen Wegen, die die Menschen gegangen sind, um eine Gottesbeziehung zu haben. Dabei weiß ich natürlich auch, das mein persönliches Verständnis der Schrift nicht "mehrheitsfähig" ist und es auch nie war. Aber, und das ist eben mein Wunsch für die Entwicklung des Christentums, ich wünschte, man würde sich verstärkt mit dieser Perspektive auseinandersetzen - sie hat auch eine lange Tradition.
Die meisten Menschen definieren ihre Beziehung zu Gott aber eben eher über die Moralität, als über ein lassen und ledigwerden. Sie wollen anständige Menschen sein und ein gottgefälliges Leben führen. Daran habe ich auch gar nichts auszusetzen und auch ich selbst habe genau in diesem Sinne meine ersten Glaubensschritte getan. Mir kommt deshalb ganz bestimmt nicht in den Sinn diesen Weg als falsch bezeichnen zu wollen, denn er ist aus dem Blickwinkel der substantiellen Einheit heraus auch nicht falsch, er ist ein möglicher Weg und alle die ihn so gehen mögen wünsche ich Segen und Frieden auf ihren Wegen!
Aber ich persönlich bin nach Jahren damit in eine Sackgasse geraten und die Mauer, vor der ich stand, konnte ich vermöge der Moralität nicht bezwingen. Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass ich lernen durfte auch von meiner Moralität zu lassen und von allen Dogmen und aller Anstrengung, ein gottgefälliges Leben führen zu müssen und von allem Gut und allem Böse...
Ich denke es gibt viele gläubige Menschen die vor solchen Mauern stehen und im schlimmsten Fall versuchen sie sich durch sie hindurch zu sprengen, egal wer noch dabei drauf geht...
Ich nehme ganz allgemein wahr, das wir Menschen über unsere weltlichen, materialistischen Bedürfnisse hinaus, weitere Bedürfnisse haben. Vielleicht kennst Du die Bedürfnispyramide nach Maslow? Da steht in der Spitze, als zuletzt zu befriedigendes Bedürfnis die Transzendenz. Ich erlebe das nun irgendwie andersherum. Aber natürlich bin ich in dieser Welt ein ganz normaler Mensch. Ich muss essen, muss mich kleiden, brauche ein Dach über dem Kopf, Beziehung zu den Menschen um mich herum, meiner Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Wenn ich nach einem langen und anstregenden Dienst nach Hause komme habe ich Rückenschmerzen, ich bin mal traurig und mal froh, aber all das erlebe ich als Wesen, dass sich transzendent in Gott geborgen weiß, möge mein Leben mir bescheren was es mag, ich bin in Gott.
Ich glaube das ist es, was uns dieser Jesus sagen wollte und wenn ich die Bibel zur Hand nehme und darin lese, dann lese ich sie aus dieser Perspektive heraus und so komme ich dann zu den "Einsichten", die ich in diesem Thread auf Nachfrage etwas ausführlicher dargestellt habe.
Es gibt zwei Perspektiven. Eine substantielle (Reale), die ist in Gott. Eine geschaffene, kreatürliche (die nennen wir Realität, aber sie ist es nicht wirklich), die ist in dieser Welt.
Jesus ist sich in meiner Vorstellung auch in dieser Welt dieser substantiellen Einheit bewusst gewesen und also hat er sie gelehrt. Er weist uns einen Erkenntnisweg hin zur substantiellen Einheit durch radikales ledigwerden. Willentlich ist dieser Weg nicht zu gehen, denn am Ende, wenn Du alles gelassen hättest, aber Dein Wille stände noch zwischen Dir und Gott, dann musst Du auch Deinen Willen lassen. Geschieht das und Du hast Dich auf die unterste Stufe gelassen, dann geht Gott mit allem worin er Gott ist in Dich ein, da ist kein Unterschied mehr, da ist alles eins. Denn Gott schafft aus dem Nichts heraus etwas und soll Gott etwas in Dir schaffen, dann musst Du zuvor zu nichts geworden sein.
Man muss diese Erfahrung nicht machen, aber ich wünschte sie allen Menschen. Auf den Stufen zuvor kommst Du zur Gelassenheit und Stück für Stück zieht stärker werdend Frieden in Dich ein. Davon kann ich Zeugnis geben und ich wünschte, dass das Christentum insgesamt dafür Zeugnis wäre.
Selbstverständlich hatte er die und für ihn war das auch von ganz entscheidender Bedeutung. Ich hatte ja gesagt, dass es einen fundamentalen Unterschied macht, ob man eine Beziehung zu Gott hat oder nicht, aber eben nur für den Menschen, nicht für Gott. Gott bleibt davon unberührt. Ich glaube nicht an einen Gott der traurig sein kann, oder zornig, egal wie oft die Bibel ihn in diesem Bild auch beschreiben mag. Für mich ist das nur ein Bild und nichts weiter. Gott ist der unbewegte Beweger, wir mögen zu ihm stehen wie wir wollen, ihn tangiert das nicht. So wünsche ich mir für alle Menschen eine ganz wunderbare Beziehung zu Gott, aber diese Beziehung wird und soll nur uns verändern und nicht Gott.
Eigennutz beginnt überall dort, wo ich etwas für mich will. Das muss auch so sein und daran ist nichts verwerfliches. Ich muss in dieser Welt Ziele verfolgen, Bedürfnisse befriedigen und also muss ich auch an meinen eigenen Nutzen denken.
Aber es gibt über den weltlichen und materiellen Weg hinaus auch noch einen spirituellen Weg. Der weltliche Weg ist eher der Weg nach außen und in Bezug dazu und der spirituelle Weg ist der Weg nach innen und in Bezug dazu. Wenn Du den spirituellen Weg zunächst aus Eigennutz gehen magst, prima! Dann beginne ihn so. Aber dann wirst Du über kurz oder lang die Erfahrung machen, dass eben dieser Eigennutz Dir Steine auf Deinen spirituellen Weg vor die Füsse stellt, die Du aus eigener Kraft nicht aus dem Weg räumen kannst und Du wirst zur Einsicht(!) kommen, dass der Stein sofort verschwindet, lässt Du auf Deinem spirituellen Weg den Eigennutz sein.
Das dieser Weg im Christentum wieder häufiger erklärt und gelehrt würde, ist ein weiterer Wunsch von mir!
Ich rede nicht von falschen Beweggründen. Ich gebe nur Zeugnis von meinen persönlichen Beweggründen und Ansichten, die aber niemand teilen muss und ich habe auch kein Problem damit, wenn man das alles komplett anders sieht, erlebt und entsprechend praktiziert. Ich formuliere hier keine Maßstäbe aus an denen man sich gefälligst zu orientieren hätte. Und ich wünschte, dass würde das Christentum und alle andere Religion auch mal besser lassen.
Aber was ist denn der spirituelle Weg des radikalen ledigwerdens anderes, als totale Kapitulation?
Also ich habe jetzt doch mal sehr ausführlich meine Sicht und Wünsche dargestellt. Das Provisorium steht sozusagen mit runtergelassenen Hosen da. Jetzt seit ihr mal dran, hopp, hopp ;-)
LG
Provisorium