Zitat:
Es gibt in der Hölle einen besonders unangenehmen Platz, ziemlich tief unten, da kommen die Leute hin, die bei der Beichte nicht aufrichtig waren. Wer sich den Freispruch durch falsche Reue erschummeln will, wird schlimmer bestraft als ein Sünder, der sich der Sühne ganz verweigert. An diesem Platz kann man sich jetzt auch den Bundespräsidenten ganz gut vorstellen, zumindest wenn man an die Hölle glaubt. Und das möchte man unbedingt, nachdem man Christian Wulff am Mittwochabend im Interview gesehen hat (das komplette Interview im Video und im Wortlaut). Irgendwo muss die Gerechtigkeit ja ihren Platz haben. Im Schloss Bellevue findet sie den nämlich nicht. Dort wohnt nur die Selbstgerechtigkeit.
Man muss sich klarmachen, worum es gerade geht. Bei Wulff sind die Dinge beständig im Fluss. Der Vorzugskredit fürs Klinkerhäuschen und alles, was damit zusammenhängt, sind in den Hintergrund gerückt. Jetzt liegt etwas anderes vor: Das deutsche Staatsoberhaupt hat beim Chefredakteur einer Zeitung angerufen mit dem Ziel, durch Drohungen die Presse in ihrer Arbeit zu behindern und Veröffentlichungen zu unterdrücken, die ihn als Person betreffen.
Was soll man da groß herumreden? Für das Staatsoberhaupt einer Demokratie ist das nicht entschuldbar. In einem Land, das keine alte demokratische Tradition kennt und sich und der Welt zwei Diktaturen zugemutet hat, erst recht nicht. Wulff muss zurücktreten. Und dann kann man wieder mit ihm reden. Ihn fragen, wie es dazu kam. Ihm zuhören
Und hier geht der Kommentar weiter: