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Plueschmors
nun, wer die Bibel zum Gott macht, wozu sollte der noch beten müssen?
Und wer seine, vom Zeitgeist eingeflüsterte, Meinug zum Gott macht, erwartet daß alle sie "anbeten".
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Der Eindruck bleibt bestehen, daß Gott und das Gebet im Fundamentalismus bloß Alibis sind.
Der Eindruck! Es ist also keine Tatsache, die du beobachtet hast, sondern nur der Eindruck, b.z.w. deine Meinung, was du unter Fundamentalismus verstehst. Wie du als Fundamentalist handeln würdest.
Dieser "Eindruck" beschreibt also nicht die Fundamentalisten, sondern dich, deine geistige Welt.
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Fundamentalismus ist tatsächlich ein Verbrechen an der Menschlichkeit, gegenüber sich selbst und an anderen. Das gilt für jede Form von Faschismus und Totalitarismus.
Die Christenverfolgungen gehen immer Hand an Hand mit Verleumdingen.
Ja, du wirfst den Fundamentalisten vor, was du selbst auf Schtitt und Tritt tust.
Du engst das Bibelverständnis aufs metaphorische ein.
Du betest nicht um erhört zu werden, sondern trägst dein Beten zur Schau, wie die Pharisäer. Aber eigentlich brauchst du das Beten nicht. Denn du brauchst von Gott keine Antworten, du weißt ja auch so alles besser.
Und du beschuldigst pauschall alle Fundamentalisten, wobei du ihnen deine verdrehte Sichtweise zuschreibst. Benimmst dich als aggressiver Fanatiker.
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Was weißt Du bitte vom lutherischen Schriftverständnis? Das lutherische Schriftverständnis ist vom Fundamentalismus so weit weg wie man nur voneinander entfernt sein kann. Mit Luther kann man den Fundamentalismus nur kritisieren, denn er denkt von der Mitte der Schrift her, die Christus ist, Gottes ganz direktes und unmittelbares Wort. Für Fundamentalisten ist die gesamte Bibel vollgültig und irrtumslos, eine Sicht, die Luther nicht teilen kann. Schon Jesus und Paulus deuten die Tora der Juden von der Mitte her, nämlich dem Liebesgebot, welches das ganze Gesetz erfüllt, daher kritisierte Luther die Bibel freimütig, wo er Christus nicht gepredigt fand: Dem Buch Esther war er "spinnefeind", den Jakobusbrief bezeichnete er als "Epistel ohne Saft und Kraft", das Alte Testament bezeichnete er als Windel, in die das Jesuskind gewickelt sei... Er ordnete die Bibel absteigend nach Relevanz (darum sind Römer, Korinther und Galater ganz vorne; Hebräer, Jakobus und Judas ziemlich am Ende). Er sah die Gefahr deutlich, was Du hier versuchst zu vermitteln, nämlich die Bibel zu einem "papiernen Papst" zu machen, der keinen Widerspruch mehr duldet. Der Geist erst läßt die Bibel zum Wort Gottes werden durch Christus, sie ist aber selbst nicht Wort gewordener Heiliger Geist zum Anfassen. Sie ist geschöpflich, dank Inspiration zwar göttlicher Herkunft, aber doch keine göttliche Größe wie Gott selbst. Wenn ich nun sage, die Bibel sei nicht Gott und Du mit einem harschen "Falsch!" widersprichst, dreht sich in Wittenberg noch heut ein feister Doktor im Grabe um. Das sind mal die wesentlichen Punkte, kurz zusammengefaßt. Luther und Fundamentalismus sind Feinde wie Tag und nacht.
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1. Luther ist kein Aufklärer. Er ist ein religiöser Fundamentalist.
Ende des 15. Jahrhunderts führen die Wiederentdeckung der Antike, das Studium des Aristoteles und die Verweltlichung der Kirchenhierarchie dazu, dass sich in der europäischen Elite ein toleranter Skeptizismus breitmacht, am besten verkörpert in den Humanisten um Erasmus von Rotterdam. Dieser Bewegung gegenüber vertritt Luther eine buchgläubige Intoleranz: "Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig!" Die Vernunft bezeichnet Luther als "des Teufels Hure". Die Astronomie des Kopernikus lehnt er ab, weil sie der Bibel widerspricht: "Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift zeigt, hieß Josua die Sonne stillstehen und nicht die Erde!" Wo Schrift und Verstand einander widersprechen, ist Luther immer für die Schrift und "will doch meinen Verstand gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi". Luther verhilft dem Fundamentalismus zum Sieg über den aufklärerischen Humanismus.
2. Im 16. Jahrhundert gibt es eine breite Bewegung für eine Reform der Kirche.
Luther jedoch will keine Reformen, sondern eine "Reformation": eine Neu-Formierung der Kirche gemäß seiner Lehre. Der Papst ist für ihn der "Antichrist" im Dienst des Teufels: "Wenn wir Diebe mit dem Galgen, Räuber mit dem Schwert und Häretiker mit dem Feuer bestrafen, warum werfen wir uns nicht umso stärker mit allen unseren Waffen auf diese Herren der Sündhaftigkeit, diese Kardinäle, diese Päpste und diesen Sumpf römischer Sodomie, die unablässig die Kirche Gottes befleckt, und waschen unsere Hände in ihrem Blut, um uns ... zu befreien"? Das ist wörtlich gemeint.
3. Luther hat die Frohe Botschaft in ihr Gegenteil verkehrt.
Der befreiende Kern der christlichen Botschaft lautet: Jesus ist für die Sünden der Menschen gestorben. Die Rechnung mit Gott ist beglichen. Diese Botschaft hat Luther bei Augustinus und Paulus wiederentdeckt. Doch würde diese Botschaft, konsequent zu Ende gedacht, auch die Entlassung der Menschen in die völlige Freiheit bedeuten. Kirche, Liturgie, Sakramente, ja der Glaube selbst wären überflüssig. Befreiung aber will Luther so wenig wie sein Lehrer Augustinus, der große Pessimist der Antike. Luther will ja die totale Unterwerfung des Menschen, das Leben als Buße. Wie Luther schreibt: "Das ist die höchste Stufe des Glaubens, zu glauben, jener (Gott) sei gütig, der so wenige selig macht..."
http://www.welt.de/print/wams/kultur...er-Luther.html