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Beinhaltet dieses Sprichtwort nicht auch die Aussage: Worüber auch immer diskutiert wird; nichts kann gesprochen werden, es sei denn über Gott? - Möglicherweise kommt es beim Sprechen ganz auf den Menschen an, auf die innere Haltung, auf den Bewusstseinsgrad und auf die Ein-Sicht des Herzens, und auch auf den Seinsgrund, auf dem er steht? - Oder habe ich da nun das Sprichwort ganz und gar nicht so erfasst, wie du - oder rabbinische Weise - es wollte verstanden haben?
Dieser rabbinische Satz wäre mir neu! Aber ich kann und muß auch nicht alles kennen. Nun, die Rabbinen wussten nur zu genau, dass ein jegliches Ansinnen Gott fassen zu wollen, Gott in allem gerecht werden zu wollen, etc darin scheitern muß, weil der Mensch begrenzt in seinem Erfassen, Wissen und vor allem Aussprechen ist. Unser Verstand und unser „Herz“ kann Unfassbares nicht fassen, kann Vollkommenheit nicht erkennen, kann Gottes Heiligkeit nicht aussprechen, kann Gott nur auf der Ebene des menschlichen Daseins umschreiben. Aus dieser Erkenntnis erwächst die Kenntnis, dass wir Menschen uns eben keine Bildlichkeiten von und über Gott machen sollten, weil sie letztlich diesem Gott vermenschlichen. Um es einmal ganz plastisch auszudrücken, beschreibe eine Farbe, die es hier nicht auf Erden gibt aber bei Gott allgegenwärtig ist. Es beleibt dir nichts anderes übrig, als all deine menschlichen Möglichkeiten zu nutzten um das Unbeschreibbare, Unfassbare und Unsichtbare zu vermitteln. Doch faktisch ist es dann schon eine Lüge, denn es entspricht eben nicht der echten Realität bei Gott. Genau deshalb wird alles im Bezug auf Gott im hebräischen zu einem Dawar. Und gerade an Ijob wird ganz klassisch sichtbar wir begrenzt unsere Sichtweisen auf diesen Schöpfergott sind, denn Ijobs Vorstellungswelten zu diesem Gott wird letztlich Ijobs Verhängnis, sein Glaube nützt ihm da reichlich wenig. Aber, eventuell gelingt es dir ja Kaddosh zu erfassen und zu beschreiben, bedenke aber, es ist etwas Lebendiges!
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Mir ist, als würde damit auch der Schluss deines anderen Beitrages zusammenhängen:
Ja!
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Es mag dies ein Zeugnis meiner Dummheit und Vermessenheit sein, dass ich hier meine Überlegungen anknüpfe, denn es kann keine Rede davon sein, dass ich etwa nun das Licht in deinem langen, tiefgreifenden Beitrag wirklich erfasst hätte, und umfassendes Verstehen und Begreifen des Wortes aus 1 Johannes 1,5 liegt vermutlich (bei mir noch) in weiter Ferne. - Dennoch juckt es mich im Inneren, nach dem "Schauen" des Hiob zu fragen.
Reden wir doch nicht uns selbst Dummheit zu und Vermessen sind wir letztlich alle.
Das Licht liegt darin, um bei deinen Worten zu bleiben, dass man aus einem Satz in der Bibel keine Gottestheologie zaubern kann, Gott erklärbarer wird oder gar beweisbarer. Und zweitens, dass ich die griechische Herangehensweise an Aussagen in der Bibel für äußerst unsachgemäß / unbiblisch in Bezug auf das hebräische Tanach halte. Machwerke wie die Septuaginta sind Warnung genug!
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Es gibt doch nebst Hiobs Worten auch die Worte, dass Gott im unzugänglichen Lichte wohne, und dass niemand Gott schauen könne und dabei das Leben behalten? Wie kam dann Hiob dazu zu sagen: "...jetzt aber hat mein Auge Dich geschaut." ? --- Das Auge in der Einzahl deutet auf die Ein-Sicht des Herzens. Vermag also der Mensch aus der Haltung des Herzens heraus das "unzugängliche Licht" Gottes zu "durchschauen", und kann er auf der Herzensebene mit Gott "umgehen", IHN also schauen, und dennoch das Leben behalten? - Bewegt sich Mensch also in einen Zustand der Bewusstwerdung, da die Sinne "anders" wahrnehmen, so dass die "alte und übliche Ordnung" nicht (mehr) gilt? - Liegt auf der Herzensebene die Fähigkeit verborgen, Gott zu erkennen, IHN zu sehen? Oder was ist unter diesem "Schauen" zu verstehen?
Ich versuchte in meinem Beitrag durch Gegenüberstellung ganz gegensätzlicher Aussagen etwas deutlich zu machen. Das es nämlich in Bezug auf Gott in der hebräischen Tanach keine konstanten Größen gibt, sondern alles möglich und doch unmöglich ist. Auch das Buch Ijob spricht vom Dawar und im Dawar und ist letztlich in Form und Aufbau gänzlich ein Parallelismus membrorum.
Es bedarf eben nicht nur der Herzensebene um Gott zu begegnen, wohl aber auch der Herzensebene. Gott schaut auf die Herzen / Einstellungen der Menschen zu ihm hin. Und eventuell könnte dies ein Faktor sein, um Gott dazu zu bewegen, sich in Fülle zu offenbaren, eventuell! Eventuell gefällt es Gott aber auch dem größten Schurken zu begegnen? Wer weiß es schon? Es gibt bei Gott keinen Automatismus, dies versucht die Tanach dem Menschen ständig klar zu machen, es gibt nur Gottes Entscheidung dazu. Und schauen bedeutet letztlich immer unfassbares zu erfassen, was uns Menschen unmöglich ist, weil alles durch unser Gehirn muß und somit im gleichen Augenblick auf die menschliche Ebene gesenkt wird. Tja und was schaute den Ijob wirklich? Letztlich war seine Konsequenz, dass er lernen muß zu zuhören, lernen muß zu sehen. Und wahrlich, Gott ist im Alltag präsent, mehr als wir sehen, hören und erfassen können. Eventuell sollten wir weniger zum Himmel schauen, sondern auf den Boden, denn nur all zu oft zertreten wir all das, was Gott uns vor die Füße legt, weil wir Himmelsgucker geworden sind.
Eventuell hilft dieser kleine Gedankenansatz. Gott gehört keiner Religion an, warum wohl? Doch alle Menschen behaupten in der echten und wahren Religion zu sein? Irgendetwas scheint da ganz gewaltig schief zu laufen – entweder bei Gott oder bei uns Menschen.
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Mir scheint nun die Beantwortung dieser Fragen in vielerlei Hinsicht von grosser Bedeutung, aber auch deswegen, da du mahnst, dass Mensch "bis zum Schauen Gottes" vorsichtig sein soll in seinen Äusserungen.
In meinem Verständnis ist Gott Koddosh / Heilig und für mich persönlich ist dies die einzige Aussage zu und über Gott, die ein Mensch halbwegs erfassen kann. Ich wage es nicht dem Heiligen – gelobt sei sein Name, mit menschlichen Unzulänglichkeiten in Sprache, Daseinsform und Glaubens- und Vorstellungsansichten zu erfassen oder gar etwas zu unterstellen. Wir reden hier nicht vom Kumpel von nebenan oder von einem seiner Gesalbten, sondern von Gott. Das ist der Punkt, „Ehrfurcht“ vor dem Daseienden. Und noch eins sollte uns kleinen unbedeutenden Menschlein klar sein, dieser Gott ist bis heute nicht bereit seinen „Kindern“ seinen Namen zu sagen, weil wir Gott nämlich viel zu unheilig sind. Wir Kinder haben einen Vater / Mutter und es will uns nicht einmal den Namen sagen, weil wir diesen beschmutzen würden, welch eine Ernüchterung. Wie gesagt, wir reden von Gott und besser wäre es, wir würden nicht von Gott reden, sondern in dessen Wirklichkeiten leben.
Ich empfehle dir das Buch Kohelet / Prediger zu verinnerlichen, du wirst fast alle Antworten darin finden und hier schon eine vorab: Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben und viel Studieren ermüdet den Leib. Hast du alles gehört, so lautet der Schluss: Fürchte Gott und achte auf seine Gebote! Das allein hat jeder Mensch nötig. Denn Gott wird jedes Tun vor das Gericht bringen, das über alles Verborgene urteilt, es sei gut oder böse.
Absalom