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Provisorium
[I]Nun könntest du fragen: Was wirkt (denn) Gott ohne Bild in dem Grunde und in dem Sein? Das kann ich nicht wissen, weil die Kräfte nur in Bildern auffassen können, denn sie müssen alle Dinge jeweils in deren eigentümlichem Bilde auffassen und erkennen. Sie können ein Pferd nicht im (= mit dem) Bilde eines Menschen erkennen, und deshalb, weil alle Bilder von außen hereinkommen, darum bleibt jenes (= was Gott ohne Bild im Grunde wirkt) ihr verborgen;
Der Mensch aber (nicht der einzelne, sondern Mann und Frau zusammen - eine Mikrogemeinschaft) wurde nach dem Bilde Gottes geschaffen, darum kann er Gott, als Gemeinschaft, erkennen.
Nur der Individualiasmus hindert ihn daran. Denn ein Individualist sieht in einer Gemeinschaft viele einzelne Individuen, die er dann versucht in seinem, individualistischem, Sinn nach Rei und Glied zu ordnen. (So ist meines Erachtens nach der Polytheismus entstanden.)
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Ich sage: Wenn der Mensch, die Seele, der Geist Gott schaut, so weiß und erkennt er so sich auch als erkennend, das heißt: er erkennt, dass er Gott schaut und erkennt. Nun hat es etliche Leute bedünkt, und es scheint auch ganz glaubhaft, dass Blume und Kern der Seligkeit in jener Erkenntnis liegen, bei der der Geist erkennt, dass er Gott erkennt; denn, wenn ich alle Wonne hätte und wüsste nicht darum, was hülfe mir das und was für eine Wonne wäre mir das? Doch sage ich mit Bestimmtheit, dass dem nicht so ist. Ist es gleich wahr, dass die Seele ohne dies wohl nicht selig wäre, so ist doch die Seligkeit nicht darin gelegen; denn das erste, worin die Seligkeit besteht, ist dies, dass die Seele Gott unverhüllt schaut. Darin empfängt sie ihr ganzes Sein und ihr Leben und schöpft alles, was sie ist, aus dem Grunde Gottes und weiß nichts von Wissen noch von Liebe noch von irgend etwas überhaupt. Sie wird still ganz und ausschließlich im Sein Gottes. Sie weiß dort nichts als das Sein und Gott.
Hier geht es eigentlich nicht um Erkenntnis, sondern um Fühlen.
Die Bibel spricht aber klar von Erkennen:
"Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst, und meine Gebote bei dir verwahrst,
indem du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz dem Verständnis zuwendest,
ja, wenn du den Verstand anrufst, zum Verständnis erhebst deine Stimme,
wenn du sie suchst wie Silber und wie Schätzen ihm nachspürst,
dann wirst du verstehen die Furcht des Herrn und die Erkenntnis Gottes gewinnen." (Spr. 2:1-5)
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So also sage ich, dass es zwar Seligkeit nicht gibt, ohne dass der Mensch sich bewusst werde und wohl wisse, dass er Gott schaut und erkennt; doch verhüte Gott, dass meine Seligkeit darauf beruhe! Wem's anders genügt, der behalte es für sich, doch erbarmt's mich. Die Hitze des Feuers und das Sein des Feuers sind gar ungleich und erstaunlich fern voneinander in der Natur, obzwar sie nach Zeit und Raum gar nahe beieinander sind. Gottes Schauen und unser Schauen sind einander völlig fern und ungleich.
Paulus schreibt aber: "... Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin." (1Kor. 13:12)
Unsere jetzige Erkenntnis geht in die Erkenntnis Gottes über. Das gilt aber nur für einen Gemeinschaftsmensch.
Ein Individualist fühlt (ist sich unbewußt bewußt) daß er mit seinem Bewußtsein in Gott keinen Platz hat. Darum sucht er Gott nur im Fühlen.
Die Gefühle aber sind der letzte Wagon im Zug. Die Lok ist die Selbstoffenbarung Gottes, an die wir ankoppeln und uns b,z,w, unsere Erkenntnis ziehen lassen.
Wenn man also den letzten Wagon vom Zug abkoppelt, kommt er irgendwann zum Stehen.
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So bleibt das Göttliche trotz seiner Selbsterkenntnis in den dualen weltlichen Strukturen auch einheitlich in sich selbst und ist nur dadurch, also durch das sofortige Vergehen der höchsten Erkenntnis, eine gleichzeitig wesenhafte Selbsterkenntnis des Göttlichen. Nur hier in dieser Erkenntnis des Sohnes ist „sein Gebären (zugleich) sein Innebleiben, und sein Innebleiben ist sein Ausgebären. Es bleibt immer das Eine, das in sich selber quillt. Dieses Quillen ist die Liebe, die Eckhart im Sinn hat. Es ist nicht die zwischen Kreaturen und auch nicht die zwischen einem Göttlichen und den seienden Kreaturen in der Welt, sondern die des Göttlichen in sich selbst, und zwar als fortlaufender Wechsel im ursprünglichen und kürzesten Entstehen und Vergehen weltlicher Strukturen im Einen oder Absoluten, so dass hier Einheit und Dualität ineinanderfallen:
Die Liebe hat dies von Natur aus, dass sie von Zweien als Eines ausfließt und entspringt. Eins als Eins ergibt keine Liebe, Zwei als Zwei ergibt ebenfalls keine Liebe; Zwei als Eins dies ergibt notwendig naturgemäße, drangvolle, feurige Liebe.
Kurz gesagt: Gemeinschaft.
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Ich glaube sehrwohl daran, dass Menschen eine Offenbarung Gottes erhalten haben, aber sie haben sie letztlich selbst konstruiert, wenn sie sie als feste Erkenntnis in die Welt hinaus tragen und fortan in den weltlichen Strukturen als verbindlich, als reales Sein manifestieren wollen. Hier beharrt der Mensch auf seinen Individualismus, verfestigt ihn, anstatt wie Eckhart auch diese höchste Erkenntnis wieder vergehen zu lassen, weil er sie als konstruiert erkannt hat.
Anders gesagt: du glaubst daß ein Mensch zwar eine Offenbarung Gottes erhalten kann, aber nur für sich. Niemals für andere, geschweige denn für alle.
Wenn Gott also dir etwas mitteilen möchte, dann soll er es dir persönlich tun, und nicht durch jemand anderen. Eben Individualismus.
Weil Gott aber die Menschheit zu einer Gemeinschaft zusammenschließen will (nach seinem Bilde!), sucht er einzelne raus, um durch sie allen etwas mitzuteilen. Damit die Menschen lernen aufeinander angewiesen zu sein und einander zu dienen. Eben Gemeinschaft.
Wenn dann der Individualist diese Mitteilungen durch das Priesma seines individualistischen Denkens durchläßt, bekommen wir eine Religion.
Ein anderer Individualist lehnt diese Religion ab, und mit ihr auch die Mitteilung Gottes, die er nur mit dieser Religion verbindet. Denn er kann sie auch nicht anders verstehen als der erste Individualist, der aus ihr eine Religion gemacht hat.
So erweist sich der Individualismus als unfähig die Offenbarungen Gottes zu empfahngen und nach ihnen zu leben, b.z.w. aus ihnen zu lernen.
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Wenn ich in völliger Dunkelheit gehe, hört ja mein Erkentnisapparat nicht auf zu funktionieren, er ist ja nicht von meiner Sehfähigkeit abhängig und deshalb habe ich natürlich auch noch weiterhin Vorstellungen von den Dingen um mich herum.
Es geht also nicht um die Dinge selbst, sondern um unsere Vorstellungen. Denn die Dinge existiren sehr wohl ausserhalb von uns und ohne uns. Denn sie sind durch die Vorstellungen Gottes entstanden.
Erst hatte Gott Vorstellungen, wie die Dinge sein sollen. Dann hat er sie nach seinen Vorstellungen erschaffen.
Dann kommt der Mensch und erkennt diese Dinge, macht sich Vorstellungen von ihnen.
Die Frage ist nur: wie weit stimmen seine Vorstellungen mit den Vorstellungen Gottes überein?
Und wenn der Mensch von Gott lernt, dann kommt er schon der Sache auf den Grund.
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Ein „Gemeinschaftsmensch“ ist ein Mensch, der das Substantielle an sich, als das Substantielle an jedem und allem anderen erkennt und damit identisch weiß (wie Eckhart das tut).
Nicht nur. Sondern der sich, wie jeden gleichgesinnten, als Teil der Gemeinschaft sieht, und es praktisch auslebt.
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Natürlich gibt es diese Motivation. Sie nennt sich Liebe!
Und Liebe, Agape-Gemeinschaftsliebe, ist nur in der Gemeinschaft möglich.
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Es liegt in unseren Händen diese Welt zu einem, für alle, lebenswerten Ort zu machen, in der Einsicht der substantiellen Verbundenheit mit Gott, der uns Liebe geboten hat.
Individualisten suchen die Lösung in der Demokratie.
Die Lösung Gottes aber lautet: Gemeinschaft.
Wenn natürlich Individualisten versuchen eine Gemeinschaft aufzubauen, kommt Totalitarismus raus.
Darum sagte Jesus: "Ihr müßt von neuem geboren werden." Als Individualisten sterben, und als Gemeinschaftswesen wiedergeboren werden.
Dabei muß der Verstand voran gehen, nicht die Gefühle.