bibeltreu???

Hi ihr Lieben!

Oft, wenn ich Christen über diverse Grenzthemen (Rauchen, Trinken, Sexualität,...) diskutieren sehe (und ich schließe mich da ein), kristallisieren sich oft schnell zwei Gruppierungen heraus:

Die "Freien" und die "Bibeltreuen".

Die, die alles nicht so eng sehen, viele Gebote der Bibel als der damaligen Zeit und Kultur angehörig sehen und so weiter.

Und die, die sagen: "so steht es in der Bibel und darum muss es so sein."

Letztere wirken natürlich schnell wesentlich geistlicher und gottesfürchtiger. Aber wenn man dann mal nachfragt...

"Nein, NATÜRLICH habe ich keinen Sex vor der Ehe, rauche nicht und trinke nie mehr als ein Glas! - Was? Kopftuch im Gottesdienst? Nur weil ich eine Frau bin? So ein Quatsch! Das war doch früher, das ist nicht für alle Zeiten so gemeint!"

Wisst ihr, was ich meine?

Wer so stolz erzählt, bibeltreu zu leben, sollte der nicht ALLES halten?

Dass Gott gegen homosexuelle Beziehungen ist - da sind sich meist alle einig. Aber dass er gegen Frauen auf der Kanzel ist.... ja nee, das hat ja was mit der damaligen Kultur zu tun. Und das Kopftuchgebot auch!
Von den Regeln über lange bzw. kurze Haare bei Männern und Frauen ganz zu schweigen.

Wie soll ich sagen?
Ich bin da ja nicht besser!
Ich nehme manche Dinge auch sehr ernst und bei anderen sehe ich kulturelle Hintergründe bei manchen Dingen, die z.B. Paulus lehrt.
Das erscheint mir in der Regel auch vernünftig.

Aber wie kann ich dann hingehen und den Anspruch erheben, überhaupt noch wissen zu können, was nun allgemeine Gültigkeit hat und was nicht?

Wie geht ihr mit dieser Problematik um?

Liebe Grüße,
Tamara

Mir fällt da grade eine Bibelstelle ein
Römer 14, 23
Wer aber zweifelt, wenn er isst [oder sonst irgendetwas tut, ], der ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.
und noch eine
Kolosser 2,16-23
6 So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. 17 Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus. 18 Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn 19 und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken. 20 Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: 21 Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren? 22 Das alles soll doch verbraucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, 23 die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbst erwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch.

Und,ich rauche,ich trinke gerne mal ein Glas Wein,im Sommer ein kühles Bier,im Winter einen Glühwein und Sylvester stoss ich mit einem Glas Sekt an.
Ich trage kein Kopftuch,dafür aber Hosen.
Ich bin bis zu einem gewissen Grad meinem Mann untertan,ohne mich ganz aufzugeben.
Einer meiner besten Freunde ist HS,ein andere Buddhist und ein weiterer Atheist,und solche Menschen sollte man eigentlich laut Bibel auch meiden :roll:
Es gibt unendlich viele Diskussionen,darf ein CHrist,sollte ein CHrist.
Und viele dieser Uneinigkeiten(aber nicht nur,auch aus gesundheitlichen Gründen) bin ich zur Zeit in keiner Gemeinde.
ICh weiss nicht wer,aber jemand schrieb mal folgendes,ich hab`s mir gemerkt:
... weil ich nicht an "etwas" glaube, sondern an eine Person, die Jesus Christus heißt.
... weil die vorgegebenen Antworten nicht der Frage entsprechen! Ich glaube nicht an katholisch, an evangelisch oder an irgend eine Religion!

Wer bin ich?
Ich bin ein Kind Gottes, weil Jesus mir das Recht gab ein solches zu sein. (Joh. 1,12)
Ich bin ein Jünger Jesu, weil es immer etwas gibt, was ich von ihm lernen kann!
Ich bin unterwegs, weil meine Beziehung zum Vater einer Reise gleicht.
Ich bin Teil des Leibes Jesu (Teil seiner Gemeinde), weil er mich dazu gemacht hat. Ich bin also nicht alleine unterwegs :-) und das ist gut so!

LG
Lorchen

Die Frage, die Tamara stellt, ist nicht ohne Brisanz, denn der Begriff "Bibeltreu" steht für verschiedene Dinge.

1.) Der dogmatischen Aspekt. Dank der Bibel(-treue) wissen wir, was ein Christ glauben muss. So etwas vermittelt Sicherheit in Glaubensfragen, weshalb ich Dogmen schaetze.

2.) Mittels "Bibeltreu" definiert, wer Christ ist und wer nicht. Ohne Bibeltreue kein Christsein. Dabei geht es auch um ein Bekenntnis.

3.) Über die Bibeltreue kann man die Gemeinschaftsfähigkeit eines Gruppenmitgliedes feststellen. Wer nicht bibeltreu ist, gehoert nicht dazu.

Meine persoenliche Meinung moechte ich in zwei Saetzen zusammenfassen:
"Dein Wort ist meines Fußes Leuchte...." (Ps.119)
"Seinen Geist den edlen Fuehrer schenkt er mir in seinem Wort" (P.Gerhardt)
Ansonsten vermeide ich jede "Bibeltreue" , da sie nur Anlass zum Streiten gibt. Hierbei handelt es sich dann um voellig unfruchtbaren Streit.
Gruss Gerd

Edit: Rechtschreibung