freund oder feind...was bist du? vll beides, vll nix davon. gehörst du zu mir oder bin ich schon zu einem teil von dir geworden? du tröstest mich, wenn es mir schlecht geht, bist für mich da, wie eine gute freundin. du lachst mich aus und zeigst mir deine macht und sagst: jetzt habe ich das wort. du sagst mir, vertraue keinem anderen, nur ich allein weiss was richtig ist. du sagst mir, gewicht ist gewicht, egal wie es zustande kommt, du musst es vermeiden! deine stimme flüstert täglich zu mir: streng dich mehr an, werde besser, werde klüger, werde schneller, werde dünner!rote liste-alles verboten, grüne liste- ungefährlich, deine regeln fesseln mich. du sprichst zu mir, erinnerst mich daran: denke dran wies früher war, jetzt bin ich ja da... doch ich will dich nicht an meiner seite, will dich nicht in meinem ohr, will dich nicht in meinem spiegel, will dich nicht als zahl. verschwinde doch und lass mich frei...der wunsch ist doch so gross. doch was bin ich ohne dich? bin ich nichts, bin ich sichtbar, bin ich dann ich? ich weiss es nicht
so beginnt der tag... wieder eins weniger, wieder was weg. ich freue mich so sehr und ich fürchte mich so sehr. was machst du nur mit mir, meine freundin. du flüsterst mir und lobst mich dafür, sagst: da geht noch mehr! alles streikt in mir, will das nicht aber du bist die stärkere. findest worte, findest wege und zwingst mich damit in die knie. ich muss denken, will allein sein, aber du bist immer da
ich seh es, es ist wie ein schwarzes grosses loch das alles in sich hineinschlingt. es will immer essen, ohne pause. du hast diesen sog versiegelt, nichts kommt mehr hindurch. wie ein schatten bist du bei mir, stellst dich vor mich, flüsterst mir den sichersten weg. immer weiter dreht sich die spirale die du für mich drehst. ich liebe dich dafür, ich hasse dich dafür, kann nicht mit dir aber auch nicht ohne dich. könnt ich mich doch nur befreien aus deinem festen netz. wie wäre es, was wäre ich wenn du nicht mehr bist?
heute nacht hast du mich im traum besucht. ich hab dich gesehen. ohne den schleier der alles gut aussehen lässt. du warst dünn, so dünn. am ende hat dich der tod geholt. alles tut weh, kann nicht schlafen... angst vor dem was ich im traum gesehen... ist das dein wahres gesicht? was habe ich gesehn? dich oder mich..? so hin und her gerissen bin ich wieder...wie gehts weiter, was soll ich nur tun..
ein neuer morgen, ein neuer tag, eine neue chance? kaum schlage ich die augen auf verfolgst du mich wieder. du bist in meinen gedanken, in meinem ohr. begleitest mich am frühstückstisch... apfel 52 kcal, 2 löffel müsli 264 kcal, joghurt 72 kcal, brötchen 187 kcal...deine stimme flüstert mir ins ohr. verboten, alles verboten. nimm es, iss es, gleich es aus! neben mir wird schon das mittagessen vorbereitet... nudeln 352 kcal, hackfleisch 202 kcal, möhren 26 kcal, paprika 20 kcal...ich rieche es, ich schmecke es...das soll später auch noch rein...wie soll das nur gehn. angst breitet sich aus, das schlechte gewissen-es ist deine stimme die mir sagt was zu tun ist. dein gesicht auf der waage sagt da ist was weg, dein gesicht im spiegel sagt, da kam was dazu! streit...alles was du auslöst ist streit. streit mit mir selbst, streit mit den anderen.. du isolierst mich, sagst mir ich bin allein. nur du bist da, jeden tag, 24 stunden lang. ich glaube du lügst, ich bin nicht allein. du hälst mich nur fest, willst mich nicht gehn lassen. du streckst deine langen krallen nach mir aus. ein neuer tag, eine neue chance...
hi jamie, lieb von dir was du schreibst. du brauchst keine angst zu haben. ich hab ja genügend hilfe. hier in dem blog schreibe ich meine gedanken und gefühle nieder, ich weiss die wirken auf aussenstehende vll sehr komisch oder heftig..aber iwo müssen sie raus. du fütterst übrigens gar nix damit....du schreibst ja mir, nich meiner essstörung. lg lily
ana... meine freundin, mein feind, es ist soweit. eine entscheidung muss bald her. sie sagen zu mir, du musst weg, dahin wo dir geholfen wird. ich will nicht weg. so weit weg von zuhause...alleine, wo ich niemanden kenne, in einer stadt in der ich noch nie war. was soll ich nur tun, bin so verzweifelt. du flüsterst zu mir: hör nicht auf sie, du brauchst das nicht, du brauchst nur mich! du spaltest mich in zwei hälften, die eine, die dir glaubt und sich so geborgen fühlt und die andere, die deine list erkennt und dich abschütteln will. deine gewichte, sie ziehen an mir, du lässt mich schwanken wie eine fahne im wind. was bin ich ohne dich...was wird aus mir, wenn du nicht mehr da bist? werde ich dann wieder zu einer gläsernen puppe? ich will dich so sehr als teil von mir und ich will dich so sehr für immer los sein... andere sagen mir, streng dich an, du musst einfach normal sein....was ist das? was ist normal sein? so sein wie alle? nicht auffallen, monoton? was wird, wenn ich ihnen folge? was wird nur werden... ich würde es so gerne wissen.
hallo jamie, ich weiss nich ob es so hilfreich für andere is das zu lesen. ich schreibe meine gefühle und das was ana mit mir macht auf. sehr positiv is das ja nicht gerade. in erster linie is das hier so eine art befreiungssschlag für mich..alles rauszuschreiben was ich sonst nich ausspreche. danke aber für deinen zuspruch :) lg lily
danke jamy :)
rituale... jeden tag rituale. aufstehen...wiegen. gestern war es mehr, heute ist es wieder weniger. ich bin erleichtert, so erleichtert. und ich bin traurig, so traurig. erstmal in die küche...iwas essen. nein lieber etwas trinken. jeden morgen der selbe kampf. die rituale, sie durchziehen meinen tag. vor dem essen: wiegen. nach dem essen: wiegen. morgens wiegen, mittags wiegen, abends wiegen. nicht einmal, nicht zweimal, lieber dreimal, viermal. alles muss einen bestimmten rhythmus haben. nicht davon abweichen, immer in der linie bleiben. heute ist freitag. heute wäre ein gelber tag gut. nur gelbe sachen essen und trinken. orangensaft, gelbe paprika, banane, honigmelone, etwas käse... oder ein dreiertag. alles essen immer in 3 teile schneiden bevor ich es esse. drei streifen knäckebrot, jede kartoffel in drei scheiben schneiden... es sind deine rituale, deine regeln. du zwängst sie mir auf. sie helfen, helfen zu kontrollieren, helfen sich in der spur zu bewegen. und wenn am ende vom tag die waage doch wieder ein paar gramm mehr anzeigt tröstest du mich. du sagst, du hast alle rituale befolgt. morgen ist ein neuer tag, vielleicht ein roter tag, vielleicht ein grüner...oder ein vierer? wie schön muss es sein, durch den tag zu gehen ohne farben, ohne zahlen, ohne wiegen, ohne zählen, ohne angst, ohne schlechtes gewissen, ohne zwang... ich frage mich: erlebe ich das auch bald?
heute ist sonntag. draussen regnet es, es ist ein bischen kühler geworden. alle langweilen sich... da kommt eine idee. sie kommt von meiner schwester. wir können doch was essen gehen... begeisterte gesichter. sofort spüre ich deinen klammergriff. du hälst mich fest, zu feste. deine stimme flüstert zu mir: verhindere das. niemals, niemals in der öffentlichkeit essen. es ist eklig, es ist ungehorsam. ungehorsam gegen mich. und wenn du ungehorsam bist dann musst du es ausbaden! mir wird übel, ich will nicht mit, möchte nicht in einem raum sitzen mit so vielen menschen. alle essen, sie essen nicht, sie schlingen. es gibt kein anderes thema als essen. nachschlag, nachschlag und mich mästen sie mit. ich habe angst, alle werden mich beobachten, zusehen was ich esse, wie ich esse, wieviel ich esse. sie wollen es kontrollieren, sie wollen es sehen. nur ich kontrolliere dich! sagt deine stimme zu mir, nicht die anderen und schon gar nicht du... menschen die essen sind schlecht, aber du bist stark, du kannst widerstehen...deine worte quälen mich. es sind zu viele, alle wollen gehen, nur ich nicht. ich bin überstimmt, muss mich dem beugen. wer am ende siegt... das ist offen.
wortlos...heute bin ich wortlos. DU bist es, die mich wortlos macht. jeden gedanken, jeden laut erstickst du im keim. ich möchte es sagen, alles raus lassen aber du hälst mich zurück. du ermahnst mich, streckst wieder deine krallen nach mir aus. ich vermisse sie so, meine kleine holly, mein treuer hund. du sagst schmerz ist gut, schmerz ist eine prüfung. ein grund, ein anlass mehr auf mich zu hören. der schmerz, der kummer ist ein grund nicht zu essen, du musst das nutzen. ich bin so traurig, da ist so viel schmerz. ich will das er verschwindet. das ganze gift, es soll einfach rausfließen. aber du lässt das nicht zu, du quälst mich, lachst mich aus. wie fest ich doch in deinem würgegriff bin...bin so verirrt in deinem labyrinth, keine ahnung wo ich stehe. was liegt vor mir, was ist um mich...ich weiss es nicht. mein blick ist so betrübt.
hallo jamy ich hatte das schon als wir den hund noch hatten. also ich denk nich das es verschwinden würde wenn holly wieder hier wäre. aber es würde mir dann trotzdem besser gehn, ich vermisse sie. lg lily